Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
dir das nicht wert ist. Trotzdem wirst du solche Dinge schwer vermissen.«
»Ich hab nie gesagt, dass ich unbedingt ins Einkaufszentrum muss.«
Nealy wollte sich vergewissern, dass Lucy verstand, worauf sie sich einließ. »Warte nur, bis du Mist baust, Lucy, denn das bleibt dann nicht zwischen uns beiden. Alle werden es erfahren, die ganze Weltöffentlichkeit.«
Mat trat einen Schritt näher an die Fenster. Button hing schlaff in seinen Armen. Sein Gesicht wurde zunehmend finster. Er sollte ihr in dieser Sache eigentlich zur Seite stehen und nicht ihr Gegner sein – doch ihr Hass auf ihn wuchs.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Lucy zu. »Wenn du in der Öffentlichkeit fluchst, wenn du zu laut redest oder es dir einfallen sollte, dir die Haare wieder so scheußlich lila zu sprühen, dann wird das in den Zeitungen stehen, und sofort fangen alle an, dich zu kritisieren. Eines Tages schaltest du den Fernseher ein, und irgendein Psychiater wird deine Persönlichkeit vor ganz Amerika analysieren.«
»Das ätzt doch.«
Nealys Worte waren endlich zu ihr durchgedrungen. »Ja, das tut’s. Und das sind Tatsachen.«
»Haben die Leute über dich viel Schlechtes gesagt, als du klein warst?«
»Nicht allzu viel, nein.«
»Wieso glaubst du dann, dass sie’s bei mir tun werden?«
Sie schenkte Lucy ein mitfühlendes Lächeln. »Versteh das nicht falsch – aber ich war ein Engel im Vergleich zu dir. Bei meinem Vater hatte ich nicht die geringste Wahl. Und das ist das zweite Problem. Mein Vater.«
»Is er gemein?«
»Nicht gemein, aber er kann ganz schön schwierig sein. Aber er spielt eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben, also musst du wohl oder übel mit ihm zurechtkommen. Und selbst wenn ich ihm sage, dass er’s nicht tun soll, wird er dir Predigten über deine Vorbild-Aufgabe halten. Und wenn du was falsch machst, dann sieht er dich mit diesem Blick an, bei dem du dich richtig schlecht fühlst. Er wird dich dauernd mit mir vergleichen, wie ich als Kind war, und du wirst immer den Kürzeren ziehen. Du wirst ihn sicher nicht allzu sehr mögen, musst aber trotzdem mit ihm auskommen.«
Lucy holte zitternd Luft. »Du meinst es wirklich ernst, oder? Du … du willst uns … für immer adoptieren?«
»Ach, Schätzchen, ich weiß, dass du glaubst, dir das mehr als alles auf der Welt zu wünschen – aber es wird nicht leicht werden. Und da ist noch etwas … du musst diese Entscheidung nicht bloß für dich, sondern für zwei Menschen treffen.«
»Auch für Button?«
Nealy nickte. »Du wirst dich zumindest daran erinnern, wie es war, ganz normal zu leben – aber sie wird nur das Leben in der Öffentlichkeit kennen lernen. Und ich kann dir versprechen, dass sie dir das eines Tages bitter vorwerfen wird.«
Das junge Ding musterte sie lange. »Du meinst es also wirklich ernst?«
»O ja! Leider hast du nicht viel Zeit zum Überlegen, obwohl dies wahrscheinlich die wichtigste Entscheidung in deinem Leben ist.«
»Da gibt’s nichts zu überlegen.« Sie sprang auf. »Wir kommen mit dir!«
Nealy war nicht überrascht, und sie wünschte beinahe, dass Mat sein Veto einlegen würde; aber der zog nur eine steinerne Miene.
»Dann pack deine Sachen«, sagte sie ruhig. »Wir werden bald aufbrechen.«
Lucy rannte zur Tür, blieb dort jedoch abrupt stehen. »Du solltest noch was wissen. Buttons Name. Er ist in Wirklichkeit …« Sie schnitt eine Grimasse. »Sie heißt Beatrice.«
Nealy brachte ein Lächeln zustande. »Danke, dass du’s mir gesagt hast.«
Einen Moment stand Lucy bloß da, und dann zuckten die armen, abgekauten Fingernägel wieder in ihren Mund. »Ich weiß, warum du Button adoptieren willst – weil sie so süß is und so. Aber …« Sie zog die Finger zurück und zupfte stattdessen an ihrem Daumen. Ihre Stimme wurde auf einmal ganz klein und verletzlich. »… wieso willst du mich dazu?«
Nealy stand auf. »Weil ich dich liebe, Lucy.«
»Das is so lahm.« Doch trotz ihrer Worte blickte sie eher verblüfft als trotzig drein. »Wie kannst du mich lieben nach dem, was ich grad getan hab?«
»Weil du du bist. Ich glaube, du bist genauso, wie ich als Mädchen immer sein wollte.«
»Was meinst du?«
»Du bist tapfer, und du stehst für dich selbst ein. Du weißt, was du vom Leben willst, und bist bereit, alles dafür zu tun.«
Zum ersten Mal war Lucy sprachlos. Das hielt jedoch nicht lange an, und auf einmal wurde ihre Miene wild entschlossen. »Ich liebe dich auch, Nell. Und ich verspreche dir, ich
Weitere Kostenlose Bücher