Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
war; jetzt richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das interessante Scharmützel zwischen Lucy und ihrem Vater.
»… also hab ich Fettklops gefragt, ob …«
»Lucy …« In Nealys Stimme lag ein warnender Ton.
»Hab ich Mrs. Fegan gefragt, ob Mom kommen und bei einer Schulversammlung reden könnte, nicht über ihren Wahlkampf natürlich – das wär so offensichtlich, dass sogar ein Blödmann es durchschaut -, sondern über die früheren First Ladys und ihre Leistungen. Mom kennt jede Menge guter Geschichten, über Abigail Adams zum Beispiel, die eine Frauenrechtlerin war, und Nellie Taft, die die Kirschbäume in Washington hat pflanzen lassen, und Edith Wilson, die das Land regierte, als Woodrow krank war.«
»Das war nicht unbedingt eine Leistung«, erinnerte Nealy sie. »Edith Wilson hätte das Land damit beinahe in eine Verfassungskrise gestürzt.«
»Ich find trotzdem, dass es cool war.«
»Ja, das glaube ich gern.«
Lucy lümmelte sich in ihren Lieblingssessel, den, der gegenüber von Nealys Schreibtisch stand, und sprach mit der ganzen Lässigkeit einer erfahrenen Wahlkämpferin. »Wir werden Hollings bei den Vorwahlen in den A … in den Hintern treten.«
James Litchfield bekam einen stechenden Blick, sagte aber nichts; er war zu schlau, um Lucy offen zurechtzuweisen. Nealy hatte ihm von Anfang an klar gemacht, dass das ihre Aufgabe war, und er hatte schnell feststellen müssen, wie ernst sie es meinte. Wenn er in ihrem Leben weiter eine Rolle spielen wollte, dann zeigte er besser keine offene Feindseligkeit den Mädchen gegenüber.
Ihr armer Vater! Langsam tat er ihr sogar Leid. Die Mädchen waren eine bittere Pille für ihn, aber er hatte sie geschluckt. Überdies musste er sich auch noch mit der unglaublichen Publicity herumschlagen, die ihr Verschwinden verursacht hatte.
In den letzten drei Monaten war Nealy wie eine Art Filmstar von der Presse verfolgt worden. Jeder, mit dem sie während ihrer siebentägigen Reise in Kontakt gekommen war, wurde interviewt. Auf das, was Bertis und Charlie sagten, konnte sie nur stolz sein, und Nico war auch nicht die Katastrophe, die sie befürchtet hatte. Selbst die Organisatoren des Ähnlichkeitswettbewerbs bekamen ihre fünfzehn Minuten Ruhm. Alle wurden interviewt – alle außer Mat, der die Geschichte auf seine Weise erzählte und sich standhaft weigerte, vor die Kamera zu treten.
Nealy selbst trat nur zweimal an die Öffentlichkeit – in einem obligatorischen Barbara-Walters-Interview und in einem großen Artikel im Ladies Home Journal , komplett mit Fotos von ihr und den Mädchen. Sie fotografieren zu lassen war eine schwere Entscheidung für sie gewesen; aber sie wusste, dass sie umbarmherzig von Paparazzis gejagt worden wären, wenn sie es nicht gemacht hätte. Und Lucy fand das Ganze supercool.
In all dieser Zeit war ihr Vater wie ein Fels hinter ihr gestanden. Mit zusammengebissenen Zähnen zwar und hervortretenden Kiefermuskeln, aber er war für sie da – sogar vor sechs Wochen, als sie schließlich als Lester Vandervorts First Lady abtrat.
An ihrer Stelle standen nun drei Damen, die sie höchstpersönlich für diese Aufgabe ausgewählt hatte. Zwei von ihnen waren erfahrene Politikerfrauen, die sich mit den Verhältnissen in Washington gut auskannten. Die Dritte war Lesters temperamentvolle zweiundzwanzigjährige Nichte – eine Eliteschulabsolventin, die kein Blatt vor den Mund nahm und den perfekten Kontrast zu den beiden älteren Ladys und dem verstaubten Präsidenten bildete. Nealy beriet das weibliche Triumvirat zwar noch hin und wieder; doch da diese ihre Aufgaben zunehmend selbstbewusst erfüllten, hatte sie mittlerweile mehr Zeit, sich auf ihre eigene Zukunft zu konzentrieren.
Die Mädchen hatten natürlich absolute Priorität. Sie wusste, dass Button eine Nanny brauchte, wenn sie wirklich für den Senat kandidieren wollte; aber es war nicht leicht zu finden, was sie suchten. Sie und Lucy luden Dutzende von Kandidatinnen zu Vorstellungsgesprächen ein, bevor sie endlich Tamarah fanden, eine alleinerziehende Mutter von neunzehn Jahren mit einem Ring in der Nase, einem allzeit präsenten Lachen und dem festen Willen, ihre Ausbildung abzuschließen.
Tamarah und ihr sechs Monate altes Baby Andre wohnten nun in einem kleinen Apartment über der Küche. Nealy und Lucy hatten ein wenig eifersüchtig beobachtet, wie schnell Button sich mit Tamarah und Andre anfreundete. Doch selbst mit dieser Hilfe im Haus versuchte Nealy den Großteil
Weitere Kostenlose Bücher