Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
»Hollings ist ein Idiot, und das Volk von Virginia verdient etwas Besseres. Was hast du dir jetzt schon wieder in den Mund gesteckt, du kleiner Racker?«
Button spielte auf dem englischen Kammgarnteppich. Auf seinem zarten Rosenmuster lagen überall Spielsachen herum, dazu eine Klorolle aus Pappe, eine leere Frühstücksflockenschachtel und Messbecher aus der Küche. Mit unschuldigen Augen blickte sie Nealy an, doch ihre Backen waren voll gestopft mit Beutegut, wahrscheinlich das Brötchen, das sie gestern den ganzen Tag mit sich rumgeschleppt hatte.
»Nimm ihr das aus dem Mund, Dad.«
Litchfield musterte das Baby streng. »Spuck das aus, Beatrice.«
»Nah!«
Glücklicherweise wurde durch diesen Ausruf der dicke Brötchenbrocken herausgeschleudert. Mit einer so eleganten Bewegung, als würde er einen Poloschläger schwingen, zog Litchfield ein Taschentuch hervor, klaubte den durchweichten Brötchenbrocken damit auf und warf ihn in den Papierbehälter auf Nealys Anrichte, wo er Babys nicht mehr in Versuchung führen konnte.
»Hollings mag ja nicht der beste Senator sein, den wir haben – aber er hat immer loyal zur Partei gestanden und ist sehr aufgebracht.«
Sie und ihr Vater stritten sich schon seit vergangenem Monat, als sie sich endgültig entschloss, für den Senat zu kandidieren. Jetzt lehnte sie sich zurück und stellte einen seidenbestrumpften Fuß auf Squid, der unter ihrem Schreibtisch hockte. »Dann musst du eben einen anderen Weg finden, ihn zu belohnen – denn ich will mir in den Vorwahlen seinen Sitz holen.«
»Wenn du darauf bestehst, kannst du nicht auf meine Unterstützung zählen!«
»Dad«, sagte sie so sanft wie möglich. »Ich brauche deine Unterstützung nicht.«
Die Tür sprang auf, und Lucy platzte herein – die rettende Teenagerkavallerie. »Bin wieder zu Hause!«
»Ja, das sehe ich.« Nealy lächelte ihre resolute Noch-nicht-Tochter an.
Sie sah aus wie die meisten anderen Vierzehnjährigen in der Privatschule, die sie sich zusammen wegen ihres ausgezeichneten pädagogischen Rufs und der demokratischen Atmosphäre ausgesucht hatten: graue Wollhose, dunkelbraune Jacke, hässliche Treter mit dicken Sohlen und zu viele Ohrringe. Aber Lucys frische junge Schönheit strahlte dennoch durch.
Sie hatte sich einen flotten Haarschnitt zugelegt und trug die glänzende braune Mähne an den Schläfen mit kleinen ovalen Spangen zurückgesteckt. Die Hautprobleme, die so viele Jugendliche ihres Alters plagten, waren gnädigerweise an Lucy vorübergegangen, und ihr Erste-Sahne-Teint war auch nicht mehr von den dicken Make-up-Schichten zugekleistert, hinter denen sie sich früher immer versteckt hatte. Ihre Fingernägel ließ sie jetzt endlich in Ruhe, und sie hielt sich mit neuem Selbstbewusstsein. Nealys Herz schwoll vor Stolz.
Lucy, die James Litchfield geflissentlich ignorierte, marschierte stracks zu Nealy an den Schreibtisch. »Also … willst du dir vielleicht meine neue CD anhören?«
Nealy hatte sich Lucys neue CD bereits angehört und ließ sich nicht täuschen. »Später, Schätzchen. Dad und ich diskutieren gerade über meine politische Zukunft.« Und dann, um die Dinge ein wenig anzuschüren … »Er will noch immer nicht, dass ich mich hinter Hollings’ Sitz hermache.«
»Wirklich, Cornelia, Lucille ist viel zu jung, um das vor ihr zu erörtern. Und es wird sie kaum interessieren.«
»Aber sehr sogar«, schoss Lucille zurück. »Ich werd übrigens beim Wahlkampf mithelfen.«
Er stieß ein wegwerfendes Schnauben aus. »Du weißt doch überhaupt nichts von Wahlkämpfen.«
»Ich weiß aber, dass ein paar von den älteren Schülerinnen an meiner Schule schon achtzehn sind – die dürfen also wählen. Und all die Kids in meinem Alter haben Eltern, die wählen können. Mom und ich arbeiten sogar an einer Broschüre nur für Jugendliche – damit sie verstehen, was ihr Senator so macht.«
Nealy hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass Lucy sie Mom nannte statt Nell. Sie hatte erst vor ein paar Wochen damit angefangen, einfach so, ohne sie zu fragen oder mit ihr darüber zu reden – und Nealy freute sich. Button andererseits nannte sie Ma – oder besser: pflegte es mit der ganzen Kraft ihrer kleinen Lungen zu brüllen – seit jenem Tag vor drei Monaten, als sie alle dem Haus in Iowa den Rücken kehrten.
Nein, nicht alle. Ein Mitglied ihrer zusammengewürfelten Familie war zurückgeblieben.
Aber Nealy hatte gelernt, nicht an Mat zu denken – außer wenn sie allein
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