Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
warum ich diese Story schreiben muss, aber du hörst mir ja doch nicht zu, oder? In deinen Augen bin ich bereits vorverurteilt.«
Sie ballte die Fäuste. »Wag es ja nicht, den Moralapostel zu spielen! Ich habe schon die schmierigsten Schreiberlinge erlebt – aber du schießt wahrhaftig den Vogel ab. Schläfst du immer mit deinen großen Storys?«
»Hör auf«, sagte er gepresst.
Sie mühte sich mit dem Reißverschluss des Koffers ab. »Verschwinde! Ich habe dir nichts mehr zu sagen.«
»Nealy, benutz doch mal deinen Verstand. Irgendjemand muss erzählen, wo du warst, oder du wirst nie Ruhe haben.«
»Dann tust du das also, um mir einen Gefallen zu erweisen?«
»Ich möchte nicht, dass wir als Feinde auseinander gehen.«
»Du willst, dass wir als Freunde scheiden?« Sie nestelte heftig an dem Reißverschluss. »Das würde dir so passen, wie? Nealy, die nette Bekannte! Dann würde ich dir vielleicht hin und wieder ein paar saftige Insidergeschichten in den Schoß werfen, ja?«
»So denkst du also von mir?«
Sie war froh, ihn endlich ein wenig in Rage gebracht zu haben, denn das machte alles gleich viel leichter für sie. »Glaub mir – du willst gar nicht wissen, was ich von dir denke!«
Der Koffer war fertig, und sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen; aber er schob ihn beiseite und riss sie an sich. »Verdammt noch mal, Nealy!«
Sein Mund verschlang sie. Der Kuss war schmerzhaft, ein Zerrbild dessen, was sie erst vor ein paar Stunden miteinander geteilt hatten. Das schien er ebenfalls zu merken, denn er hielt inne und stützte seine Stirn an die ihre. »Nicht, Nealy, tu mir das nicht an! Lass es nicht so enden.«
Sie stieß ihn von sich, wollte ihm ebenso wehtun wie er ihr. »Du warst bloß ein Zeitvertreib für mich, Mat. Und jetzt ist es vorbei.«
Die Tür sprang auf, und Lucy rauschte herein. Vor lauter Aufregung merkte sie gar nicht, dass etwas nicht stimmte. »Wow hey, Nell! Da draußen stehen jetzt zwei Streifenwagen, und diese Typen vom Fernsehen sind auch gerade aufgetaucht! Und Toni sagt, da wartet ein Helikopter auf uns, auf einem Feld nicht weit von hier. Werden wir wirklich mit dem Hubschrauber fliegen? Mannomann, ich bin noch nie mit’nem Hubschrauber geflogen! Glaubst du, dass Button sich fürchtet? Du musst sie halten, Mat. Vielleicht kriegt sie keine Angst, wenn …«
In diesem Moment fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Sie starrte Mat an, und obwohl sie ihre Frage stellte, schien sie die Antwort schon zu kennen – denn sie schüttelte den Kopf. »Du kommst doch mit, oder?«
»Nein. Nein, das geht nicht.«
Das Strahlen in ihren Augen erlosch schlagartig. »Aber du musst! Sag’s ihm, Nell. Sag ihm, dass er muss!«
»Lucy, du weißt doch, dass Mat woanders arbeitet. Er hat einen Beruf. Ein anderes Leben.«
»Aber … na ja, du kannst vielleicht nicht bei uns wohnen, aber du kommst uns doch besuchen, ja? Vielleicht schon nächste Woche oder so?«
Er holte tief und zitternd Atem. »Tut mir Leid, Lucy, aber ich fürchte nicht.«
»Was meinst du? Du fürchtest … Nicht wegen mir, natürlich, aber wegen Button … du weißt doch, wie sie is. Sie versteht das noch nich, und …« Zittrig holte Lucy Luft. »Sie glaubt, du wärst ihr Dad.«
Seine Stimme klang heiser. »Sie wird mich vergessen.«
Lucy wirbelte zu Nealy herum. »Sag ihm, dass er das nich machen kann, Nell. Ich weiß, du bist sauer auf ihn, aber sag ihm, dass er sich nich so einfach drücken kann.«
Nealy wollte nicht, dass ihre eigene Bitterkeit Lucys Erinnerungen an Mat trübte. »Er hat viel zu tun, Lucy. Und er muss wieder in sein Leben zurückkehren.«
»Aber …« Ihre Augen richteten sich wieder auf ihn. »Aber ihr zwei, ihr liebt euch doch! Ich weiß, ihr habt euch in letzter Zeit oft gestritten, aber jeder streitet mal. Das bedeutet gar nichts. Ihr wollt euch doch sicher wiedersehen?«
Nealy gelang es nur mühsam, ruhig zu sprechen. »Wir lieben uns nicht. Ich weiß, du verstehst das nicht – aber wir sind sehr unterschiedliche Menschen. Wir sind eben bloß durch besondere Umstände zusammengekommen.«
»Ich werd dir schreiben«, sagte Mat. »So oft ich kann.«
»Ich will deine blöden Briefe nich!« Ihr Gesicht verzerrte sich. »Brauchst sie gar nich erst zu schicken! Wenn du uns nich mehr sehen willst, dann werd ich auch nie wieder mit dir reden!«
Mit Zornestränen in den Augen stürzte sie aus dem Trailer.
Auch wenn Nealy wollte, dass er litt – das wollte sie nicht. »Ich bin sicher,
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