Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
schien immer noch nicht auf den Gedanken gekommen zu sein, dass er ihr die Mädchen ganz einfach wieder wegnehmen könnte. Er war ihr legaler Vormund und die Adoption noch nicht rechtmäßig. Lediglich eine Meinungsänderung müsste er vorbringen. Aber das würde sein Ehrgefühl nie zulassen.
Auf einmal wurden ihre Knie butterweich. Gestattete ihm sein Ehrgefühl, eine Frau, die er nicht liebte, um die Ehe zu bitten, bloß damit er seine Kinder wiederbekam?
In ihrem Kopf begann es schmerzhaft zu pochen. Und wenn es nun wahr war? Wenn er sie nun wirklich liebte? Konnte dies ein weiteres Beispiel für Mats geniale Ungeschicklichkeit im Minenfeld seiner eigenen tieferen Gefühle sein? Oder waren seine Gefühle für die Mädchen so stark, dass er es in Kauf nahm, jemanden zu heiraten, den er zwar gern hatte, aber nicht liebte – bloß um sie nicht wieder verlieren zu müssen?
Eins allerdings stand fest … trotz der langen Monate, in denen sie sein blödes T-Shirt an sich gedrückt und über Whitney Houston bittere Tränen vergossen hatte, war sie nicht mehr die emotional bedürftige Frau, die Dennis Case geheiratet hatte. Dieses Jahr hatte sie gelehrt, dass sie etwas Besseres verdiente, und niemals wollte sie mehr an der Liebe eines Mannes zweifeln müssen. Wenn Mat Jorik wirklich für sie entflammt war, dann musste er schon ein anderes Feuerwerk inszenieren, um sie die Hitze spüren zu lassen.
»Nealy, ich weiß, dass ich das ziemlich schlecht rübergebracht hab, aber …«
»Schlecht ist noch gewaltig untertrieben.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr, erhob sich und ging in die Diele hinaus. »Tut mir Leid, aber ich habe keine Zeit mehr.«
Mat blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. »Wie wär’s, wenn ich heute mit dir mitfahre? Ein bisschen Insider-Berichterstattung kann nicht schaden.«
Es wurde mehr als genug über sie berichtet, das wusste er ebenso gut wie sie. Sie öffnete die Haustür und trat hinaus, während er immer hinterhertappte. »Ich fürchte, das ist nicht möglich.«
»Dann gib mir deine Telefonnummer. Wir müssen noch mal miteinander reden.«
»Du wirst sie schon herauskriegen, wenn du dich ein bisschen anstrengst.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und zog die Tür hinter sich zu, bevor er reagieren konnte. Dann drückte sie das Baby fester an sich und überlegte, ob sie heulen oder schreien sollte.
Mat wusste, dass er’s endgültig vermasselt hatte. Er hatte so viele Jahre damit zugebracht, eine Wand zwischen sich und seinen Schwestern zu errichten, um seine innersten Gefühle zu schützen, dass er nicht mehr in der Lage war, diese Mauer einzureißen, auch nicht im Notfall! Reglos saß er hinterm Steuer seines Wagens und starrte durch die Windschutzscheibe. Wenn er doch bloß den Mumm gehabt hätte, sie sofort in die Arme zu nehmen und ihr alles zu sagen, was ihm auf dem Herzen lag. Nein, stattdessen hatte er rumgestottert wie ein Idiot.
Und jetzt hatte er gar nichts. Kein Date, um sie wiederzusehen. Keine Telefonnummer. Nichts.
Er war so wütend auf sich, dass er das Stück Gelb, das hinter der Garage hervorblitzte, beinahe übersehen hätte, als er in der Auffahrt wendete. Bei einem näheren Blick darauf erkannte er jedoch, dass es das Hinterteil eines klapprigen Wohnmobils war.
Nicht zu fassen! Kurz bevor er Iowa verließ, hatte er Mabel an einen Händler verkauft und den Scheck an Nealys Anwalt für die Mädchen geschickt. Wieso hatte sie sich die Mühe gemacht, ihn extra zurückzukaufen? Hoffnung keimte in ihm auf. Es war nicht viel, aber mehr stand im Moment nicht zur Debatte.
Mat kramte den Namen von Lucys neuer Schule aus seiner Erinnerung und rief dort an, um sich den Weg beschreiben zu lassen. Als er eingetroffen war, erklärte er der Direktorin, wer er war, und wurde in ein leeres Büro geführt. Gerade als er sich klaustrophobisch zu fühlen begann, ging die Tür auf, und Lucy kam herein.
Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Er empfand nur einen Moment des Bedauerns über das verschwundene Nutten-Make-up und die lila Haare. Sie sah hinreißend aus – gepflegt und strahlend und hüsch. Hatte Nealy ihre rauen Kanten weggeschliffen, oder brauchte Lucy sie nicht mehr?
Am liebsten hätte er sie sofort in die Arme genommen, aber die widerstreitenden Gefühle auf ihrer Miene ließen ihn zögern. Er hatte sie zutiefst verletzt, als er sie so einfach davongehen ließ, und das vergab sie ihm nicht so schnell.
»Was willst du?«
Er zögerte und entschied
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