Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
Haus verschwunden bist.«
Heute früh hatte sie keine Zeitung gekauft, hatte im Supermarkt nicht mal einen Blick auf die Schlagzeilen geworfen. Sie wollte gar nichts wissen. Jetzt fiel ihr wieder ein, wie er den ganzen Tag an den Radioknöpfen herumgespielt hatte.
Der Mantel der First Lady umhüllte Nell Kelly auf einmal wie der Umhang eines Zauberers. Aber sie wollte nicht, dass Nell verschwand. Nell war ein neuer Mensch, der in ihr zum Leben erwacht war, der Mensch, der sie vielleicht geworden wäre, wenn sie sich nicht vom Ehrgeiz ihres Vaters hätte missbrauchen lassen. Nell besaß Cornelia Cases Stärken, aber nicht ihre Unsicherheiten.
»Sicher weißt du, dass das ganze Land nach dir sucht.«
Sie hörte die Distanz in seiner Stimme. Diese schreckliche, erdrückende Förmlichkeit, mit der jedermann die First Lady ansprach. Nell hatte er nie so behandelt, und in diesem Moment wusste sie, dass sie ihn verloren hatte. Bevor es überhaupt richtig beginnen konnte.
Ihr heimlicher Wunschtraum, den sie halb unbewusst gehegt hatte, fiel in sich zusammen. Der Traum von Mat und Nell, die in einem klapprigen alten Wohnmobil mit zwei Kindern unterwegs waren. Die in den Great Lakes fischten, Disney World besuchten, Sonnenuntergänge über den Rocky Mountains genossen und sich in der Wüste von Arizona liebten. Eine endlose, wundervolle Reise!
»Der Wind frischt auf«, sagte sie mit der krächzenden Stimme einer alten Frau.
»Ich finde, du solltest jemanden anrufen.«
»Lucy duscht immer ewig. Ich hoffe, es ist noch genug Wasser im Tank.«
»Wir müssen besprechen, wie wir die Sache am besten handhaben.«
»Gut, dass wir zum Abendessen Pappteller genommen haben. Dann gibt’s nicht so viel zum Abwaschen.«
»Nell – Mrs. Case , wir müssen das besprechen.«
Sie wirbelte zu ihm herum. »Nein! Nein, das müssen wir nicht. Ich sehe jetzt mal nach Button.«
Er trat ihr in den Weg, ohne sie jedoch zu berühren. Sein Gesicht wirkte im Mondlicht steinern. »Tut mir Leid, aber ich bestehe darauf.«
Sie schaute auf den Mund, den sie erst gestern Abend geküsst hatte. Er sah hart und grimmig aus. Sie hatten geplant, in Iowa miteinander zu schlafen, doch nun würde nichts daraus. Nicht einmal so selbstbewusste Männer wie Mat Jorik schliefen mit einer Ikone.
Nealy kämpfte gegen die überwältigende Enttäuschung und Traurigkeit an. »Bestehen? Auf was bestehen?«
»Ich muss wissen, was hier vorgeht. Was du willst.« Wieder dieses abscheuliche Fremdeln.
»Ganz einfach. Ich will, dass du das alles vergisst!«
Sie schlüpfte an ihm vorbei, und er versuchte nicht, sie aufzuhalten. Nell hätte er einfach am Arm gepackt, aber die First Lady würde er nicht anfassen.
Mat starrte Nell hinterher, bis sie im Wohnmobil verschwunden war. Nichts in seiner bisherigen Erfahrung hätte ihn auf so einen Moment vorbereiten können. Sie hatte nicht zugegeben, dass sie Mrs. Case war, und vorübergehend versuchte er sich einzureden, dass er sich irrte. Aber an der Wahrheit führte kein Weg vorbei. Trotz der rosa Rose hinter ihrem Ohr war die Frau, die er als Nell Kelly kannte, Cornelia Case, die Witwe des US-Präsidenten und die First Lady dieses Landes.
Er hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand einen Magenschwinger versetzt. Wie blind ging er auf das Farmhaus zu und ließ sich auf die wackligen Eingangsstufen sinken. Mat versuchte, ein wenig Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Seit drei Tagen waren sie gemeinsam unterwegs. Sie hatten gelacht, sich gestritten, sich um Sandys Kinder gekümmert. Sie waren Freunde geworden. Und beinahe ein Liebespaar.
Er musste an ihre leidenschaftlichen Küsse denken und daran, wie er sie berührt, wie er sie liebkost hatte. Ihm wurde ganz heiß vor Erregung, aber auch vor Scham. Himmel, was er getan … was er gesagt hatte. Zur First Lady!
Auf einmal stieg heiße Wut in ihm auf. Von Anfang an hatte sie ihn belogen. Hatte mit ihm gespielt, sich mit ihm amüsiert wie Marie Antoinette mit einem Bauernburschen – nur um ihn dann im Nachhinein mit einem Fußtritt zu entlassen. Und er war voll auf sie reingefallen. Sie musste sich über ihn kaputtgelacht haben.
Er fluchte und wollte schon aufstehen, doch da traf es ihn wieder wie ein Schlag in den Magen. Nat sank auf die Stufen zurück. Holte tief Luft.
Soeben war er auf die Story seines Lebens gestoßen.
Die First Lady war auf der Flucht, und er war der einzige Reporter in Amerika, der wusste, wo sie sich befand.
Wie betäubt erkannte er, dass er
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