Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
Notration vorgesehen hatte. Lucy räumte die Abfälle des Tages weg und holte ohne Aufforderung die Teller heraus. Nell, die keine Mahlzeit ohne Ameisen genießen zu können schien, verkündete, dass sie draußen essen würden – und das taten sie dann, auf der alten Decke in dem überwucherten Obsthain hinter dem Haus.
Danach wollte Nell auf Erkundung gehen. Da sich auf dem vernachlässigten Grundstück zahlreiche Gefahren verbergen konnten, setzte sich Mat Button auf die Schultern und schloss sich ihr mit Lucy an. Während ihm gelegentlich etwas Spucke in die Haare tropfte, ließ er seine Weibsleute die Farm erforschen. Direkt am Haus sah er etwas Rosarotes aufblitzen. Als er sich bückte, um es näher zu untersuchen, entdeckte er einen alten, von Unkraut fast erstickten Rosenbusch. Er pflückte eine der Knospen, die kurz vor dem Aufblühen standen, und reichte sie Nell.
»Eine perfekte Rose für eine perfekte Lady!«
Er hatte es spaßig gemeint, aber so klang es nicht. Es klang ernst, und Nell sah aus, als hätte sie den Hope-Diamanten geschenkt bekommen.
Sie spazierten herum, bis es zu dunkel war, um noch etwas zu sehen. Da fiel Lucy ihre Aufgabe als Kupplerin wieder ein.
»Gib mir Button, Jorik. Selbst ein Blödmann weiß, dass sie längst im Bett sein sollte, und sie braucht ja noch ihr Bad.«
Button wollte jedoch nicht von Mat weg, deshalb fand er sich unversehens in der Rolle des Babybaders, während Nell draußen blieb, mit seiner Rose hinter dem Ohr, und den warmen Abend genoss. Da er nicht die Geduld hatte, sie erst lang ins Spülbecken zu setzen, wie Lucy und Nell, stellte er sie in die Duschwanne und drehte ganz einfach das Wasser auf. Schnell und effektiv!
Lucy brachte sie ins Bett, lümmelte sich dann mit einem Buch in der Hand auf die Liege und forderte ihn auf, zu verschwinden, damit sie sich auf ihr Buch konzentrieren konnte. Er überlegte, ob er ihr sagen sollte, dass ihre Versuche, ihn mit Nell zusammenzubringen, zum Scheitern verurteilt seien – meinte dann jedoch, dass er blöd wäre, wenn er sich eine Gelegenheit, mit Nell allein zu sein, durch die Lappen gehen ließe.
Draußen beschien der Mond die alten Apfelbäume und verwandelte sie in verkrüppelte Gnome. Sie stand mit zurückgeneigtem Kopf im hohen Gras und blickte zu den Sternen hinauf, die soeben zum Vorschein kamen … in einer Million Meilen Entfernung.
Er ging auf Zehenspitzen, um sie nicht zu stören. Das Mondlicht fiel silbrig auf ihr Haar und ihre helle Haut. Sie sah wunderschön und gleichzeitig exotisch aus, als würde sie in diesen Obsthain gehören und doch wieder nicht.
Wieder spürte er dieses seltsame Kribbeln im Nacken, dazu krampfte sich sein Magen zusammen. Nein, sie war bloß Nell. Nell Kelly, eine Ausreißerin aus gutem Hause mit einem weichen Herzen und einer unbändigen Sehnsucht nach dem Leben.
Die Nacht schien zu friedlich, um sie mit Reden zu stören, besonders, wo er nur daran denken konnte, mit ihr ins Bett zu gehen; also überraschte es ihn, als er sich dennoch sprechen hörte. Noch mehr wunderte er sich darüber, was er sagte.
»Mrs. Case?«
»Ja?« Automatisch drehte sie sich um.
13
Eine Sekunde, die eine Ewigkeit zu dauern schien, stand Nealy bloß da, mit einem idiotischen Lächeln auf dem Gesicht, und wartete darauf, was er wollte. Und dann, als ihr die Situation klar wurde, kam es ihr vor, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen.
Tausende von Gedanken rasten durch ihren Kopf, ein Tornado von Bildern – ihre Hoffnungen … ihre Träume … ihre Lügen …
Zu spät sagte sie: »Was … was hast du bloß immer mit dieser … Cornelia Case?«
Er schwieg. Rührte sich nicht.
Sie versuchte es zu überspielen. »W-was ist los?«
Nur seine Lippen bewegten sich. »Das ist … das ist einfach verrückt.«
Sie wollte die Hände in die Taschen schieben, doch ihre Arme waren so steif wie die eines Zinnsoldaten und bewegten sich nicht. »Hast du Button ins Bett gebracht?«
»Nicht«, sagte er leise und voller Intensität.
Nealy überlegte fieberhaft, was sie sagen könnte, um den Augenblick zu entschärfen, aber ihr Hirn war wie leer gefegt. Da wandte sie sich ab und verschränkte die Arme vor der Brust, als könnte sie so ihre Geheimnisse bewahren.
»Es stimmt also!« In seiner Stimme lag nicht der leiseste Zweifel.
»Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Es kommt seit gestern Abend überall in den Nachrichten.«
»Was?«
»Dass Mrs. Case … dass du aus dem Weißen
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