Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
würden platzen. Als sie es nicht länger aushielt, trug sie Button ins Haus, um sich ein wenig umzusehen. Sie würden mindestens eine Nacht hier verbringen, und sie wollte alles kennen lernen.
Hinten führte eine geräumige, sonnige Küche zu einer mit Fliegengitter geschützten Veranda und einem kleinen Garten hinaus. Auf einem abgetretenen Orientteppich stand eine gemütliche Sitzgruppe brauner Korbmöbel, und auf ein paar nicht zueinander passenden Tischen lagen wissenschaftliche Zeitschriften, alte Ausgaben des Rolling Stone und Reste von Junk-Food-Verpackungen herum. Tongefäße, in denen wohl früher einmal Pflanzen gewesen sein mochten, standen neben Tonlampen. Durch die Verandafenster blickte sie auf den Garten hinaus, der von einer Hecke und einem hübschen Kirschbaum begrenzt wurde. Im überwucherten Blumenbeet blühten etliche Rosen.
Oben gab es drei Schlafzimmer, deren kleinstes in einen Abstellraum verwandelt worden war. Ein tragbarer CD-Player, ein paar herumliegende Kleidungsstücke und ein offenes Buch über Zen deuteten darauf hin, dass Nico das größte Schlafzimmer bewohnte. Im Gästezimmer lag eine indische Decke in Blau und Lavendel über dem Doppelbett, und an den Fenstern hingen einfache Stores. Das charmant-altmodische, aber etwas schmuddelige Badezimmer war grau und weiß gekachelt und besaß eine prähistorische Füßchenbadewanne mit einer Duschvorrichtung. Außerdem stand darin ein Korb voller alter Zeitschriften; durchs offene Milchglasfenster schaute man in den Garten und in der Ferne auf ein Stückchen vom Iowa River.
Sie hörte die Seitentür zuknallen und ging nach unten, wo Mat soeben in Joanne Pressmans Arbeitszimmer verschwand, das aussah, als wäre es davor wohl einmal ein Esszimmer gewesen. Durch die Glastür sah sie, wie er nach dem Telefonhörer griff, und wurde traurig. Zweifellos begann er die Maßnahmen einzuleiten, die ihm die Mädchen wieder vom Hals schaffen würden.
»Er hat mich nich geschlagen oder so.«
Lucys leise Stimme ertönte hinter ihr, und Nealy drehte sich nach dem armen Ding um. Ihre Wangen waren hochrot, ihre Augen verhangen. Sie sah besiegt aus, wollte es sich aber keineswegs anmerken lassen.
»Hätte ich auch nicht gedacht.«
»Aber er ist ganz schön sauer.« Ihre Stimme brach. »Weil ich ihn enttäuscht hab und so.«
Nealy hätte sie am liebsten umarmt, aber Lucy arbeitete selbst tapfer an ihrer Beherrschung, an ihrem Stolz. »Mal sehen, ob wir irgendwo Pizzas zum Abendessen bestellen können. Und Button hat nichts Sauberes mehr zum Anziehen. Würdest du mir zeigen, wie man eine Waschmaschine bedient?«
»Du weißt nich, wie’ne Waschmaschine geht?«
»Ich hatte Hauspersonal.«
Lucy schüttelte den Kopf über Nealys totale Unwissenheit und demonstrierte dann geduldig den Gebrauch der Waschmaschine.
Als die Pizza geliefert wurde, war Mat verschwunden. Sie fand ihn draußen mit dem Kopf unter Mabels Motorhaube. Er grunzte, dass er später essen würde. Sie vermutete, dass er noch ein wenig Zeit für sich brauchte, und ging ihm nur zu gerne aus dem Weg.
Nach der Mahlzeit schrubbte Nealy die Wanne, zog das Baby aus und setzte es ins Wasser. Button kreischte vergnügt und begann dann mit den Plastikbechern, die Nealy aus der Küche mit hinaufgenommen hatte, zu plätschern. »Du weißt aber, wie man Spaß hat«, bemerkte sie lachend.
»Dada!«
Sie wandte sich um und sah Mat mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnen. »Das ist mein Job«, sagte er müde. »Ich wollte sie dir nicht aufhalsen.«
»Hast du ja auch nicht!« Ihre Worte klangen schärfer als beabsichtigt, aber sie war zornig auf ihn. Zornig, weil er nicht der Mann war, der er in ihren Augen sein sollte – ein Mann mit Familiensinn, der sich dieser Mädchen annahm.
Nun, eigentlich verdiente er mehr Milde. Mat hatte nicht um all das gebeten, und es sprach wahrhaftig für seinen Charakter, dass er sich ihretwegen schon so viel Mühe gemacht hatte. Trotzdem war sie zornig auf ihn.
Button schlug mit beiden Ärmchen ins Wasser, dass es nur so spritzte, um ihn zu beeindrucken.
»Ich hab gerade Lucy unten mit einem tragbaren Fernseher verschwinden sehen«, sagte er. »Hoffentlich muss ich mir nicht wieder Gedanken um irgendwelche Leihhäuser machen.«
»Wo hat sie ihn hingebracht?« Sie versuchte ihr Bestes, um Buttons Ohren zu waschen, doch es fruchtete nicht allzu viel.
»Ins Wohnmobil. Sie sagt, sie und Button würden auf keinen Fall im Gästezimmer schlafen, egal was du davon
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