Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
eine Gitarre, in der Ecke ein paar Hanteln und auf dem Wohnzimmertisch ein Matchsack.
Der Öko drehte die Musik leiser. »Wollt ihr’n Bier oder so was?«
»Ja, bitte«, sagte Lucy, die Mat einen nervösen Blick zuwarf und schnellstens ein wenig von ihm abrückte.
Mat funkelte sie drohend an und überlegte dann, wo er anfangen sollte. »Nein danke. Wir wollten Mrs. Pressman besuchen.«
»Joanne?«
»Ja.«
»Sie is auch tot, Mann.«
»Tot?«
Nell wollte Lucy schon in den Arm nehmen, um sie so irgendwie vor dem Schock zu bewahren, doch Lucy sah gar nicht geschockt aus. Sie sah eher aus, als würde sie bis zum Hals in Schwierigkeiten stecken.
Mat starrte den Öko an und meinte gepresst: »Lucy hat uns nicht gesagt, dass ihre Großmutter verstorben ist.«
»Joanne is vor’nem knappen Jahr verstorben. Ganz schön hart, Mann!«
»Vor einem Jahr?« Mat war schier am Ersticken vor Wut. »Man hat mir erzählt, Mrs. Pressman wäre für ein paar Monate verreist.«
»Ja, Mann, ganz schön weit verreist …« Seine Stimme begann zu zittern. »Eines Tages hat sie sich mein Bike geschnappt und es dann auf der County Line Road zu Schrott gefahren.«
Geistesabwesend tätschelte Nell Buttons Beinchen. »Sie fuhr mit dem Fahrrad?«
»Ich glaube, er meint ein Motorrad«, korrigierte Mat heiser.
Lucy versuchte, sich hinters Sofa zu verdrücken, offenbar in der irrigen Ansicht, dass das Möbelstück sie vor Mat schützen könnte.
»Meine neue Fünfzehnhunderter Kawasaki. Ich war fix und fertig, echt!«
»Wegen des Bikes oder wegen Mrs. Pressman?«
Der Öko blickte ihm ernst in die Augen. »Komm, Mann, das geht unter die Gürtellinie. Ich hab sie geliebt!«
Mat fragte sich, warum sich nie im Leben etwas einfach gestaltete. Er war überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, die Echtheit des Briefes, den Lucy ihm gezeigt hatte, zu hinterfragen, weil das Collegesiegel auf dem Blatt prangte. Und die Handschrift hatte auch nicht wie die eines jungen Mädchens ausgesehen. Wie dumm von ihm! Er hatte doch längst rausgefunden, wie gerissen sie war. Wieso hatte er nicht in der Zwischenzeit ein paar Erkundigungen eingezogen?
Nun stellte er die Frage, die er sich verkniff, seit sie den Öko Grandpa genannt hatte. »Und wer sind Sie?«
»Nico Glass. Joanne und ich waren erst ein paar Monate verheiratet, als sie starb.«
Nell schien das ebenso wenig fassen zu können wie er. »Sie waren miteinander verheiratet?«
Nicos Augen blitzten herausfordernd: »Yeah! Wir haben uns geliebt, Mann!«
Dazu äußerte Nell die Untertreibung des Tages. »Da gab es aber doch wohl einen kleinen Altersunterschied.«
»Für viele Leute vielleicht, aber nich für uns. Sie war erst dreiundfünfzig – meine Anthropologieprofessorin am Laurents. Sie haben versucht, sie zu feuern, als das mit uns herauskam; aber weil ich über einundzwanzig bin, konnten sie nicht.«
»Laurents?«, erkundigte Nell sich. »Ist das das hiesige College?«
»Yeah. Ich hab mein Hauptfach’n paarmal gewechselt, deshalb hat’s länger gedauert, bis ich meinen Abschluss machen konnte.«
Für Mat wurde es Zeit, sich Lucy vorzuknöpfen, und er war froh, dass das Sofa zwischen ihnen stand, denn er hätte ihr am liebsten den Kragen umgedreht. »Wer hat den Brief gefälscht?«
Sie fuhr mit dem Daumennagel an den Mund und wich ängstlich einen Schritt zurück. Er hatte keinen Funken Mitleid mit ihr.
»Die Frau, für die ich als Babysitter gearbeitet hab«, nuschelte sie. »Und er war nich für dich! Er war für Sandys Anwalt. Irgendwie wurde er allmählich misstrauisch, also wollte ich ihm den Brief beim nächsten Mal zeigen – bloß, dass du dann aufgetaucht bist und nich er.«
Er biss die Zähne zusammen. »Du wusstest, dass deine Großmutter tot ist, und hast mich angelogen!«
Sie warf ihm einen sturen Blick zu. »Vielleicht wusste ich, dass sie tot war, aber das mit der Kawasaki nich.«
Nell merkte wohl, dass er kurz vorm Explodieren stand, denn sie legte ihm die Hand auf den Arm und drückte ihn sanft.
»He, Mann, müsste ich dich kennen, oder was?«
Mat rang um Beherrschung. »Ich bin Mat Jorik … war mal mit Sandy, Joannes Tochter, verheiratet. Das ist … meine Frau Nell.«
Er nickte Nell zu. Button strahlte ihn mit ihren babyblauen Augen an, und er lächelte zurück. »Süß, die Kleine! Joanne hat sich Sorgen gemacht, als Sandy schwanger wurde, weil sie doch so viel trank. Sie haben sich nich allzu gut verstanden.«
»Sandy hat nich getrunken, als sie
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