Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
Lucern sarkastisch und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
Terri lief abermals aus dem Zimmer, um weitere Handtücher herbeizuschaffen. Thomas zog den aufgeplatzten Beutel von den Zähnen und wollte sich wieder aufsetzen, diesmal von dem dringenden Wunsch erfüllt, seine Hände um Bastiens Hals zu legen.
„Ganz ruhig, Tiger”, meinte Lucern und drückte ihn zurück aufs Bett. „Du bist noch nicht wieder ausreichend bei Kräften, um dich mit Bastien anzulegen. Und abgesehen davon würde Mutter es dir nie verzeihen, wenn du ihn umbringst.”
Sofort presste Etienne ihm einen neuen Blutbeutel auf den Mund, während Terri mit einem Stapel Handtücher zurückkehrte. Etienne und Lucern nahmen je eins, um sich das Blut abzuwischen. „Ich ziehe mich besser um”, murmelte Etienne, stand auf und verließ das Zimmer.
Im nächsten Moment setzte sich Lucern zu Thomas auf die Bettkante. „Du musst ein wenig Nachsicht üben, Thomas. Bastien ist ein Planer. Das hat er sich so angewöhnt, weil er bereits seit so langer Zeit die Firma führt. Ich bezweifle nicht, dass er alle Möglichkeiten in Erwägung gezogen und die Risiken bewertet hat. Er hat wirklich geglaubt, alle Faktoren berücksichtigt zu haben. Er hätte diesen Plan ganz sicher nicht in die Tat umgesetzt, wenn er gedacht hätte, dass irgendeine echte Gefahr für deine Lebensgefährtin besteht.” Eine Weile schwieg er, um Thomas Zeit zu geben, über seine Worte nachzudenken, dann fügte er hinzu: „Und es hätte keine Gefahr bestanden, wenn alle Beteiligten weiterhin wachsam gewesen wären. Denn das ist immer der gefährlichste Moment. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viele hervorragende Krieger ich habe sterben sehen, nachdem eine Schlacht geschlagen war. Sie wurden unaufmerksam, sie entspannten sich, und Peng, ein für viel schwerer verletzt gehaltener Gegner bäumte sich plötzlich auf und tötete sie.”
Thomas sah ihn nur an und lauschte Lucerns Worten. Lucern war eigentlich kein gesprächiger Typ, und das hier war das erste Mal, dass er von ihm gleich mehrere längere Sätze am Stück zu hören bekommen hatte. Der Unsterbliche war über sechshundert Jahre alt. Als junger Mann war er ein Krieger gewesen, der mit dem Breitschwert kämpfte, und er besaß noch jetzt die Statur, um eine solche Waffe führen zu können. Er war auch ein Autor, der einen Satz nach dem anderen zu Papier brachte, doch wenn es ans Reden ging, dann schien es manchmal so, als habe er all seine Worte in seinen Büchern verbraucht, weshalb er nichts weiter zu sagen hatte.
Lucern sah zu Bastien, musterte ihn sekundenlang und wandte sich dann kopfschüttelnd wieder an Thomas. „Bastien leidet im Moment unter seiner Schuld. Wenn er zu dir kommt, um sich zu entschuldigen, dann nimm seine Entschuldigung an. Wir sind alle eine Familie, und selbst Unsterbliche machen Mal einen Fehler.”
Thomas zögerte, sein Blick wanderte zum Bett nebenan. Rachel und Bastien kümmerten sich um Inez, indem Rachel die Kleidung aufschnitt und jene Verletzungen verband, die sich allmählich schlossen, während Bastien ihren Kopf und die Schultern leicht anhob, um ihr Blut zu trinken zu geben. Ihr waren noch keine Reißzähne gewachsen, und sie hatten keinen Infusionsständer zur Verfügung, sodass Bastien nichts anderes tun konnte, als das Blut aus dem Plastikbeutel direkt in ihren Mund laufen zu lassen.
Als Lucern ihm auf die Schulter klopfte, drehte Thomas den Kopf herum und sah, dass Etienne ans Bett zurückgekehrt war.
Lucern stand auf. „Kate und ich wollen euch nicht im Weg sein. Wir gehen nach unten und warten dort. Wenn ihr uns braucht, müsst ihr uns nur rufen.”
Thomas sah ihm nach und stellte fest, dass nicht nur Kate ihm folgte, sondern auch Jackie und Vincent, sodass die beiden anderen Paare sich um alles kümmern mussten.
„Es tut mir leid, Thomas”, sagte Etienne ernst. „Wir haben wirklich nicht geglaubt, dass Inez in Gefahr schweben könnte. Wenn wir nicht davon überzeugt gewesen wären, ihr würde nichts passieren, hätten wir den Vorschlag niemals gemacht.”
Thomas zögerte und war darauf gefasst, dass sich die vertraute Wut wieder regte, doch diesmal geschah nichts. Er fühlte sich einfach nur müde und erschöpft, also nickte er schwach, schloss die Augen und wartete darauf, dass der Blutbeutel sich leerte. Insgesamt trank er fünf Beutel, ehe Etienne und Terri ihm widerstrebend gestatteten, sein Bett zu verlassen. Sofort stellte er sich zu Rachel und schaute ihr über die
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