Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
und lachte ausgelassen. „Sieht so aus, als hätte ich Sie ganz umsonst angerufen. Das war gerade der Bote. Offenbar hat er die Kühlboxen verwechselt und uns die gebracht, die für einen Night Club bestimmt ist.”
„Aha”, gab Wyatt gedehnt zurück.
Vielleicht war sie ja paranoid, aber Inez war sich sicher, aus seiner Stimme einen misstrauischen Ton herauszuhören. Das Kuriose war, dass sie inhaltlich gar nicht gelogen hatte. Es war lediglich die zeitliche Reihenfolge der Ereignisse, die nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entsprach. Jetzt hatte sie das Gefühl, sich irgendwie rechtfertigen zu müssen, dass sie die Wahrheit sagte.
„Ja”, fuhr sie fort und hoffte, nicht so gekünstelt zu klingen, wie sie sich in ihren Ohren anhörte. Sie war schon immer eine miserable Lügnerin gewesen, selbst wenn sie gar nicht so richtig log, also so wie in diesem Moment. „Er hat die Boxen ausgetauscht, aber ich habe ihm versprochen, dass ich mit seinem Vorgesetzten telefoniere und dafür sorge, dass er wegen der Verwechslung keinen Ärger bekommt. Er hat mir bloß nicht gesagt, wer sein Vorgesetzter ist. Wissen Sie das zufällig?”
„Ja, ja, ich werde das für Sie erledigen.”
„Danke, Wyatt”, sagte sie und wurde ruhiger. Er würde anrufen, erfahren, dass die Fakten alle der Wahrheit entsprachen, und dann würde er ihr Versprechen einlösen, damit der Bote keinen Ärger bekam.
„Kein Problem, Inez. Ich weiß, Sie beide sind damit beschäftigt, Marguerite zu finden. Jetzt müssen Sie sich um diese andere Sache nicht auch noch kümmern. Viel Glück bei Ihrer Suche. Marguerite ist eine gute Frau, und ich weiß, Thomas mag sie sehr gern. Ich hoffe, sie taucht unversehrt wieder auf.”
„Das hoffe ich auch, Wyatt”, versicherte sie ihm ernst.
„Ja, ich weiß. Nun gut, ich werde dann mal diesen Anruf für Sie erledigen”, entgegnete er und zögerte einen Moment lang, dann fragte er vorsichtig: „Werden Sie ins Büro zurückkehren, wenn Sie sie gefunden haben?”
„Ja, natürlich”, antwortete sie erschrocken, weil sie nicht glauben konnte, dass er eine solche Frage an sie richtete.
„Gut, gut”, sagte er sofort. „Ich war nur in Sorge, dass.... nun ja, Thomas lebt in Kanada, und.... ach, vergessen Sie’s. Noch mal viel Erfolg bei Ihrer Suche. Wir sehen uns, wenn sie wieder hier sind.” Er legte auf, und Inez klappte ihr Telefon zu, starrte es aber noch eine Weile an, während Wyatts Worte in ihrem Kopf nachhallten.
Thomas lebt in Kanada.... Daran hatte sie gar nicht gedacht. Diese Geschichte mit den Lebensgefährten war ihr perfekt erschienen, weil sie sich die ganze übliche Mühe sparen konnte, um erst Mal einen geeigneten Kandidaten zu finden, dass ihr diese Frage gar nicht in den Sinn gekommen war. Aber eigentlich konnte das doch kein Thema sein, überlegte sie. Sie hatte ihre berufliche Zukunft in England, sie war Vizepräsidentin mit einem exzellenten Gehalt, während er in Kanada bloß Blut auslieferte und Noten schrieb.
Nein, das würde kein Problem darstellen, entschied Inez und lächelte flüchtig über sich selbst, dass sie überhaupt eine Minute lang darüber nachgedacht hatte. Thomas würde es nichts ausmachen, nach England zu ziehen, um bei ihr zu sein. Alles würde bestens werden. Sie redete sich nur wieder wie üblich Probleme ein, die gar nicht existierten. Mit einem Kopfschütteln steckte sie das Handy in ihre Handtasche. Zurück in der kleinen Diele blieb sie stehen, als sie hörte, wie in Thomas’ Schlafzimmer eine Tür zugezogen wurde. Es war nicht die Badezimmertür gewesen, sondern eine Tür, die in den Hotelkorridor führte. So hatte es sich auch angehört, als sie die Tür zur Suite geöffnet hatte.
Sie ging zu seinem Schlafzimmer und lauschte, aber es war kein Laut zu hören. Die Dusche lief nicht mehr, doch es war auch kein Geräusch zu vernehmen, dass Thomas in seinem Zimmer hin und her ging. Nach kurzem Zögern klopfte sie an und rief: „Thomas?”
Sie bekam keine Antwort, und als das Schweigen zu lange anhielt, öffnete sie die Tür. Das Zimmer war verlassen, und auch im Bad hielt sich niemand auf. Fluchend ging sie zur Haupttür der Suite, musste aber kehrtmachen und ihre Handtasche holen. Schließlich wusste sie nicht, ob sie später die Codekarte noch brauchte, um wieder in die Suite zu gelangen. Dann lief sie nach draußen in den Korridor und sah gerade noch, wie sich auf ihrer Etage eine Aufzugtür schloss.
„Verdammt”, fluchte sie leise. Wenn sie auf
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