Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
dich hinlegen und ein paar Stunden schlafen”, riet Thomas ihm. „Seit ich Kanada verlassen habe, hast du kein Auge mehr zugemacht, stimmt’s?”
„Stimmt, aber ich.... ”
„Ich will Inez im Moment nicht allein lassen”, fuhr er ruhig fort.
„Erst muss ich wissen, dass sie keinen anderen Befehl erhalten hat als den, ins Hotel zurückzukehren und sich ins Bett zu legen.”
„Ich wünschte, du könntest einen Blick in ihre Erinnerung werfen, um zu sehen, was vorgefallen ist.”
„Falls sie überhaupt irgendeine Erinnerung daran hat”, wandte Thomas ein. „Das kann auch manipuliert worden sein, und ich glaube, das ist auch geschehen.”
„Ja”, stimmte Bastien ihm seufzend zu. „Okay, dann werde ich mich jetzt schlafen legen, und du rufst mich an, sobald es etwas Neues gibt.”
„Das mache ich “, versicherte er seinem Cousin, verabschiedete sich und legte auf.
Dann endlich trank er den vierten Blutbeutel, dem gleich darauf ein fünfter folgte. Dass er durch die Stichwunde viel Blut verloren hatte, war schlecht und gut zugleich, da er sich nun sicher sein konnte, dass der größte Teil des Konzentrats abgebaut worden oder durch die Wunde aus seinem Körper ausgetreten war. Er spürte kaum mehr eine Wirkung der Sweet-Ecstasy-Mischung, und selbst wenn noch etwas davon vorhanden sein sollte, war seine Sorge um Inez stärker als jede andere Gefühlsregung.
Er nahm den leeren Beutel vom Mund und schloss die Kühlbox, dann sorgte er erst einmal für Ordnung, indem er das Messer und die blutgetränkten Handtücher wegräumte. Die Tücher würde er beseitigen müssen, damit in der hoteleigenen Reinigung keine Unruhe entstand. Er packte sie zusammen mit dem Messer in einen Abfallbeutel, verstaute den in der Kühlbox und stellte sie ins oberste Fach seines Schranks. Er sah sich in der Suite um, ob noch irgendetwas herumlag, das die Zimmermädchen hätte misstrauisch machen können. Dann überzeugte er sich davon, dass alle drei Türen abgeschlossen waren, die aus der Suite in den Korridor führten.
Schließlich stellte er sich zu Inez ans Bett und musterte sie aufmerksam. Sie schlief friedlich, und er ließ langsam seinen Blick über sie wandern von ihren geschlossenen Augen zu ihrer reizenden Nase, von ihren vollen Lippen zurück zu ihren Augen. Er ging um das Bett herum und legte sich neben ihr auf die Decke. Er hätte ein schlechtes Gefühl gehabt, sie in dem Wissen allein zurückzulassen, dass jemand die Kontrolle über ihren Verstand übernommen hatte. Er wollte in ihrer Nähe bleiben, um sicherzustellen, dass sich das nicht wiederholte, und er wollte bei ihr sein, falls sie aufwachte und etwas brauchte.
Er drehte sich auf die Seite, damit er sie beobachten konnte, während sie schlief. Er empfand ein Gefühl von Ehrfurcht darüber, dass diese Frau seine Lebensgefährtin war. Trotz der Tatsache, dass Lissianna vier Jahre jünger war als er und ihren eigenen Lebensgefährten schon vor einiger Zeit gefunden hatte, war er selbst davon ausgegangen, dass er noch bestimmt ein Jahrhundert oder länger würde warten müssen, bis ihn das gleiche Glück ereilte. Seine Cousins waren alle deutlich älter gewesen, als sie ihre Lebensgefährtin gefunden hatten, was ihn zum jüngsten Argeneau machte, der diese Phase in seinem Leben erreichte. Und jetzt lag sie neben ihm auf dem Bett.
Inez Urso.
Der Name brachte ihn flüchtig zum Lächeln. Urso war das einzige portugiesische Wort, das er kannte. Es bedeutete Bär. Er wusste es, weil er vor fast zweihundert Jahren jemanden mit dem gleichen Nachnamen gekannt hatte. Es war ein sterblicher Freund gewesen, der einzige Sterbliche, bei dem er je zugelassen hatte, dass sich eine Freundschaft entwickelte. Es war einfach zu schrecklich, jemanden alt werden und sterben zu sehen, wenn man selbst von beidem verschont blieb. Thomas hatte den Verlust betrauert, aber nun überlegte er, ob es sich bei diesem Mann wohl um einen Vorfahren von Inez handelte. Auf jeden Fall passte der Name Urso zu ihr. Sie war wie eine Bärin, wenn ihr Temperament mit ihr durchging, und genau das mochte er an ihr. Er fand es einfach herzerfrischend, wenn sie auf Portugiesisch zu schimpfen begann und mit ihrem kleinen Zeigefinger vor seinem Gesicht herumfuchtelte. Allerdings bezweifelte er, dass er sie auch dann noch so herzerfrischend gefunden hätte, wäre ihm klar gewesen, was sie ihm da eigentlich an den Kopf warf.
Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, während er darüber nachdachte,
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