Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
stand, schien sie nicht wahrzunehmen. Er sah zu, wie sie sich ihrer Bluse entledigte, dann verließ er ihr Schlafzimmer und kehrte zur Sitzgruppe zurück, um den Hörer wieder an sich zu nehmen.
„Herb, sag mir alles, woran du dich erinnern kannst, seit ich dich von diesem Restaurant aus angerufen habe”, forderte er ihn auf.
Einen Moment herrschte Schweigen, dann entgegnete Herb: „Aber du weißt doch, was passiert ist. Ich habe dir die neuen Koordinaten durchgegeben, die sich als dieser Nachtclub entpuppten, dieses Escape, und dann.... ”
„Hast du mit mir gesprochen oder mit Inez?”, unterbrach er ihn ruhig.
„Mit Inez. Du warst wohl gerade auf der Toilette”, antwortete Herb und schwieg sekundenlang, ehe er fragte: „Du bist gar nicht zur Toilette gegangen, richtig?”
„Nein, ich war im Hotel.”
„Aber als ich das erste Mal bei dir angerufen habe, da hast du dich nicht gemeldet. Was.... ”
„Das ist jetzt nicht so wichtig”, unterbrach Thomas ihn mürrisch. „Sag mir einfach alles, was passiert ist.”
Herb erklärte, wie er Inez zum nächsten georteten Standort von Marguerites Handy geschickt hatte. Dann sagte er: „Als sie dorthin unterwegs war, habe ich die Koordinaten noch einmal überprüft. Ich war der Ansicht, wenn sich ihre Position erneut verändert haben sollte, wäre es das Sinnvollste, erst nach Sonnenaufgang wieder nach ihr zu suchen, weil sie sich über Tag wahrscheinlich ohnehin nicht von der Stelle bewegen wird. Aber die letzte Ortung hat die gleiche Position wie zuvor ergeben. Als ich dann versucht habe, dich auf Inez’ Handy zu erreichen, hat sie sich nicht gemeldet. Also habe ich deine Nummer gewählt, und da ich dich auch nicht erreichen konnte, dachte ich mir, ich versuch´s mal im Hotel.”
Nach kurzem Schweigen fragte Thomas: „Hast du gerade zum ersten oder zum zweiten Mal diese Nummer genommen?”
„Zum ersten Mal”, entgegnete Herb unüberhörbar neugierig.
„Dann muss der andere Anrufer Bastien gewesen sein”, überlegte er.
„Inez hat Marguerite im Park wohl nicht gefunden, oder?”
„Nein, das glaube ich nicht”, erwiderte Thomas, auch wenn er sich nicht sicher sein konnte.
„Soll ich noch mal ihre Position feststellen und dir.... ”
„Nein”, unterbrach Thomas ihn sofort. Er hatte nicht vor, Inez jetzt allein zu lassen, um nach seiner Tante zu suchen. Erst wollte er sich davon überzeugen, dass mit ihr alles in Ordnung war. Schließlich war nicht zu übersehen, dass irgendjemand die Kontrolle über sie an sich gebracht hatte. Aber warum?
„Nein”, wiederholte er. „Wir versuchen es nach Sonnenaufgang erneut, wenn du damit einverstanden bist.”
„Von mir aus gern”, versicherte Herb.
„Gut. Dann danke ich dir erst mal, Herb, und morgen früh sprechen wir uns wieder.” Thomas legte auf, da er sich zuerst um Inez kümmern wollte, doch er hatte erst einen Schritt in Richtung ihres Schlafzimmers gemacht, da klingelte das Telefon erneut. Er wusste, das war Bastien, und ihm war auch klar, er würde ihm erzählen müssen, was sich zugetragen hatte.
„Thomas!”, sagte Bastien erleichtert, als er sich meldete. Vermutlich war sein Cousin genauso in Sorge gewesen wie Herb, weshalb er es jetzt auf der Hotelleitung versuchte. „Habt ihr sie an den letzten Koordinaten angetroffen?”
Nach kurzem Zögern gestand Thomas: „Ich kann dir nicht sagen, ob sie da war oder nicht.”
„Was soll das heißen, du kannst es mir nicht sagen?”, fragte Bastien verwirrt. „Entweder sie war da, oder sie war nicht da.”
„Ich weiß es nicht”, erklärte Thomas und schilderte ihm die Ereignisse des gestrigen Abends. Dann fügte er hinzu: „Inez ist mit ausdrucksloser Miene ins Hotel gekommen. Sie hat nur gesagt, sie sei sehr müde und müsse sich schlafen legen. Dann hat sie sich, ohne eine weitere Regung erkennen zu lassen, ausgezogen.”
„Jemand hat die Kontrolle über sie übernommen”, erklärte Bastien finster.
„Das würde ich auch sagen.”
„Denkst du, Mutter könnte das.... ?” Er ließ den Rest der Frage unausgesprochen.
„Ich weiß es nicht, Bastien. Ich weiß nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll. Warum geht Tante Marguerite nicht ans Telefon? Es ist offensichtlich, dass sie es bei sich trägt. Von allein kann es nicht durch Amsterdam spazieren.”
Sein älterer Cousin schwieg eine Weile. „Ich weiß es auch nicht, und im Moment bin ich zu müde, um einen klaren Gedanken fassen zu können.”
„Du solltest
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