Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
dass sie ihn an ein altes Gemälde erinnerte, das er einmal besessen hatte. Er wusste, er würde der glücklichste Mann sein, wenn er für den Rest seines Lebens jeden Morgen dieses Gesicht an seiner Seite sähe. Bislang mochte er einfach alles an ihr, ihre lebhafte Art ebenso wie ihre Intelligenz. Es gefiel ihm sogar, wenn sie sich schüchtern gab, und schüchtern war sie, auch wenn es nicht immer den Anschein hatte. Bei ihrer ersten Begegnung in New York war ihm das noch nicht aufgefallen. Dort war sie die Effizienz und Selbstsicherheit in Person gewesen, und beide Eigenschaften demonstrierte sie immer wieder, seit er in London eingetroffen war. Aber als er am Abend aus der letzten Bar gekommen war und beobachtet hatte, wie sich diese drei Briten zu ihr an den Tisch setzten, da war ihre Reaktion ganz anders ausgefallen, als er es erwartet hätte.
Jede Frau wäre vermutlich argwöhnisch gewesen, wenn drei betrunkene Kerle sie belästigten, aber Inez hatte regelrecht entsetzt darauf reagiert, dass die Typen sich zu ihr an den Tisch setzten, als sei es unmöglich, dass irgendein Mann sie für attraktiv halten könnte. Dann war sie auf ihrem Platz zusammengesunken wie jemand, der sich am liebsten unsichtbar gemacht hätte. Es hatte ihm nicht gefallen, mit anzusehen, wie verängstigt und verunsichert sie gewesen war, und vor allem aus diesem Grund hatte er die Beherrschung verloren.
Natürlich trug das S.E.K, auch seinen Teil dazu bei, dass er so außer sich geraten war. Aber vielleicht machte er sich damit auch nur etwas vor, und in Wahrheit war er so wütend geworden, weil es sich um seine Lebensgefährtin handelte und er es nicht duldete, dass irgendjemand sie so behandelte. Er hatte zweihundert Jahre auf sie gewartet, und kein anderer Mann besaß das Recht, sich an sie heranzumachen.
Er verzog den Mund, als er mit einer Fingerspitze über ihre Wange strich, und er musste lächeln, als sie sich im Schlaf bewegte und den Kopf instinktiv in seine Richtung drehte. Das war noch etwas an ihr, das ihm gut gefiel, nämlich die Art, wie sie auf ihn reagierte. Er mochte die Leidenschaft, die sie bei beiden Gelegenheiten unter Beweis gestellt hatte, als er sie geküsst hatte. Ihre Leidenschaft war seiner mehr als ebenbürtig, und das versprach Gutes für die Zukunft.... solange er es nicht verdarb, indem er sie abschreckte, weil er sich in einem Straßencafe in Superman verwandelte oder in irgendeiner düsteren Ecke über sie herfiel. Bislang, so fand er, zeigte er kein besonderes Geschick darin, Inez zu umwerben. Das war eine Sache, an der er noch arbeiten musste. Sie hatte ganz eindeutig Probleme, was ihre Attraktivität anging, und daran würde er auch arbeiten müssen, entschied er, während ihm allmählich die Augen zufielen.
Inez wälzte sich im Schlaf herum und murmelte verärgert vor sich hin, da sie gegen irgendetwas gestoßen war. Schließlich seufzte sie und schmiegte sich an die Wärme, die dieses Etwas ausstrahlte. Der Geruch, der ihr von dort so verlockend in die Nase stieg, war es, der die letzten Schleier ihres Schlafs vertrieb und sie aufwachen ließ. Sie öffnete die Augen einen Spaltbreit und sah nur etwas Schwarzes vor sich, bis ihr klar wurde, dass es sich dabei um ein T-Shirt handelte. Als sie den Kopf in den Nacken legte, erkannte sie Thomas’ Gesicht. Er lag neben ihr und schlief fest.
Inez atmete überrascht, aber nicht beunruhigt ein. Sonderbarerweise verspürte sie trotz der Tatsache, dass sie keine Ahnung hatte, woher er gekommen war, keine Beunruhigung. Genau genommen konnte sie ja nicht mal sagen, wie sie hergekommen war. Ein Blick zur Seite zeigte ihr, sie war in ihrem Schlafzimmer im Hotel in Amsterdam, und ein weiterer Blick ließ sie feststellen, dass Thomas komplett angezogen war, während sie unter der Bettdecke gar nichts trug. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ins Bett gegangen zu sein. Ihre letzte Erinnerung betraf den Moment, als sie sich auf den Weg gemacht hatte, um nach Marguerite zu suchen, nachdem....
Wieder sah sie zu Thomas, diesmal voller Sorge, da ihr soeben eingefallen war, dass sie ihm das Messer aus dem Rücken gezogen hatte, das ihm von dem betrunkenen Briten in den Körper gejagt worden war. Sein Gesicht sah nicht mehr kreidebleich aus, und er musste sich zumindest soweit erholt haben, dass er aufstehen und in ihr Schlafzimmer gehen konnte. Wenn sie eines wusste, dann, dass sie ihn auf keinen Fall ins Bett getragen hatte. Dennoch wollte sie sich seine Verletzung
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