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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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auf den Boden.
    Pia fuhr sich mit dem Unterarm über die schweißnasse Stirn, ihr Rücken schmerzte von der gebeugten Haltung. Kröger säbelte konzentriert mit dem Küchenmesser an Friederike Franzens Gesicht herum. Vorsichtig löste er das Klebeband, das ihren Mund verschloss.
    Â»Ah, die Mumie kommt zu sich.« Kröger reichte Pia das Messer und klopfte Frau Franzen auf die Wange. »Hallo! Hören Sie mich?«
    Der Kopf der Frau rollte hin und her, sie öffnete die Augen.
    Â»Was … wo … wo bin ich?«, lallte Frau Franzen verwirrt. »Wer … wer sind Sie?«
    Â»Kirchhoff, Kripo Hofheim«, antwortete Pia. »Wir kennen uns.«
    Die Frau starrte sie einen Moment lang verschwommen an, dann kam Klarheit in ihren Blick, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sie wollte sich aufrichten, aber ihre Arme klebten noch immer eng an ihrem Oberkörper.
    Â»Einen Moment noch«, sagte Kröger und beeilte sich.
    Als ihre Arme frei waren, halfen Kröger und Pia ihr aufzustehen. Sie schwankte leicht.
    Â»Setzen Sie sich besser hin«, sagte Pia. »Was ist denn eigentlich passiert?«
    Â»Ich … ich bin überfallen worden«, erwiderte die Frau undeutlich, es klang verwundert. Sie griff sich an die Stirn, schüttelte den Kopf. »Ich war schon draußen, da … da fiel mir ein, dass ich meine Tasche in der Küche vergessen hatte. Und plötzlich … standen da zwei Männer. Die … die haben mir irgendwas ins Gesicht gesprüht und … und …«
    Ihre Stimme kippte, der Schock ließ nach. Mit den Tränen rann in schwarzen Bächen Wimperntusche über ihre Wangen. Pia hielt ihr eine Box mit Kleenex-Tüchern hin, die neben dem Waschbecken auf einer Ablage stand.
    Â»Haben Sie jemanden erkannt?«, fragte sie mitfühlend.
    Frau Franzen schüttelte schluchzend den Kopf, fuhr sich mit dem Handballen achtlos über das verschmierte Gesicht.
    Â»Nein. Sie … sie hatten Masken an. Und sie haben nichts gesagt.« Sie zog ein Kleenex aus dem Karton und putzte sich geräuschvoll die Nase.
    Bisher war Friederike Franzen Pia nicht sonderlich sympathisch gewesen, aber jetzt tat sie ihr aufrichtig leid. Es gab kaum etwas Traumatischeres, als in den eigenen vier Wänden überfallen zu werden, das wusste sie aus eigener Erfahrung. Sie setzte sich neben sie und legte tröstend einen Arm um die Schultern der Frau, die tapfer gegen die Tränen kämpfte.
    Â»Wo ist denn Ihr Lebensgefährte?«, fragte Pia und verschwieg, dass sie eigentlich gekommen waren, um ihn festzunehmen. »Können wir ihn anrufen, damit er herkommt?«
    Die Frau zuckte nur die Schultern. Einer der Streifenpolizisten erschien in der Tür.
    Â»Wir haben uns im Haus ein bisschen umgesehen«, sagte er. »Hier ist sonst niemand. Aber vielleicht solltet ihr mal oben unterm Dach gucken.«
    Â»Unterm Dach? Was ist da?«, wollte Pia wissen.
    Â»Da oben ist das Arbeitszimmer von Jannis«, mischte sich Frau Franzen mit zittriger Stimme ein. »Sonst nichts.«
    Â»Da war vielleicht mal ein Arbeitszimmer«, entgegnete der Beamte. »Viel davon ist nicht mehr übrig.«

Zürich, Dezember 2008
    Dirk hatte nichts gemerkt. Er verdiente keine Warnung vor dem, was sich gegen ihn zusammenbraute, und erst recht keine Gnade für das, was er ihr angetan hatte. Der Gedanke, dass er völlig ahnungslos war, verschaffte ihr eine ungeahnte Genugtuung und machte den Hass etwas erträglicher. Es würde eine Zeit danach geben. Das Institut würde einen neuen Leiter brauchen, und man würde sie nicht übergehen können.
    Dirk war via Frankfurt nach New York geflogen, wo er sich mit einigen Kollegen zu einem Strategie-Meeting treffen würde. Sie kannte die Namensliste der Teilnehmer dieses Meetings aus einem jener vertraulichen Memos, auf deren Verteiler ihr Name nach wie vor stand. Der Chef des IPCC würde daran teilnehmen, ebenso Dr. Norman Jones von der University of Baltimore, Dr. John Peabody vom CRU der University of Wales und noch einige andere hochkarätige Wissenschaftler, die für die Lügen im letztjährigen Bericht des IPCC verantwortlich waren. Sie hatte Dirk zum Flughafen gefahren, war aber nicht ans Institut zurückgekehrt, sondern stattdessen mit der nächsten Maschine nach Zürich geflogen.
    Um kurz nach 14 Uhr traf sie sich mit Cieran und dessen Freund

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