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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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gedacht, du wärst … du wärst …«
    Das Wort ›tot‹ kam ihm nicht über die Lippen. Sie ergriff seine Handgelenke und befreite sich brüsk aus seiner Umarmung.
    Â»Du bist ja voller Blut und Dreck«, stellte sie fest und wich vor ihm zurück. Das störte ihn nicht. Er war viel zu erleichtert darüber, dass ihr nichts zugestoßen war.
    Â»Ich … ich wollte dich befreien und hab mich an dem Küchenmesser geschnitten«, sagte er. »Und auf einmal standen die Bullen da. Die haben mit einer Pistole auf mich gezielt. Da bin ich abgehauen. Was ist denn eigentlich passiert?«
    Â»Ich bin überfallen worden«, erwiderte Ricky. Sie bückte sich, drehte einen herumstehenden Eimer um und setzte sich darauf. »Jemand hat Jannis’ Arbeitszimmer komplett ausgeräumt. Es ist ein Alptraum!«
    Â»Ãœberfallen? Wer denn?«
    Â»Wenn ich das wüsste.« Sie stützte das Kinn in die Hände und schüttelte den Kopf. »Jannis hat einen Unfall gehabt, das hat mir der Förster eben erzählt. Er hat gesehen, wie sie ihn in den Notarztwagen geladen haben.«
    Mark starrte sie an. Jannis. Da war doch etwas.
    Â»Ich muss zu ihm ins Krankenhaus«, fuhr Ricky fort. »Das kann ich ihm überhaupt nicht erzählen. Er rastet aus, wenn er erfährt, dass sein Computer und alle Unterlagen weg sind!«
    Â»Der Computer? Und alle Unterlagen von der Bürgerinitiative?«, fragte Mark nach. Ricky seufzte und nickte.
    Â»Wer kann das gewesen sein?«
    Â»Egal, wer’s war. Jetzt ist alles futsch. Die Gutachten, einfach alles. Die ganze Arbeit umsonst. Dein Vater wird seinen Windpark bauen.«
    Mark rieb nachdenklich seinen Kopf. Der Schmerz war fast weg. Auf einmal erinnerte er sich an seinen Fund.
    Â»Warte mal kurz«, sagte er und kletterte flink die Leiter hinauf. Er fand sofort, was er gesucht hatte, und kehrte wieder zu Ricky zurück.
    Â»Guck mal«, flüsterte er und hielt ihr das Gewehr entgegen. »Das habe ich oben auf dem Heuboden gefunden.«
    Ricky sprang von dem Eimer auf.
    Â»Wie bitte?« Sie zögerte kurz, dann nahm sie es ihm ab.
    Â»Es hat zwischen den Strohballen geklemmt, ziemlich weit hinten.«
    Er ließ sich die restlichen Sprossen hinabgleiten und klopfte sich die Strohhalme von T-Shirt und Jeans.
    Â»Ich kenne mich mit so was nicht aus, aber ich würde sagen, es ist echt. Schwer genug ist es auf jeden Fall.« Sie hielt das Gewehr mit spitzen Fingern ein Stück von sich weg und betrachtete es entgeistert.
    Â»Wer kann das da oben versteckt haben?«
    Â»Jannis?«, schlug Mark vor. Ricky warf ihm einen Blick zu. Ihre Augen wurden groß.
    Â»O Gott«, stieß sie hervor. »Das ist vielleicht das Gewehr, mit dem Ludwig erschossen worden ist!«
    Sie legte es vorsichtig auf den Boden und betrachtete es, als sei es eine giftige Schlange.
    Â»Wie kommst du darauf, dass Jannis das Ding da oben versteckt haben könnte?«, fragte sie dann misstrauisch.
    Â»Weil er dauernd lügt«, antwortete Mark heftig. »Mir hat er gesagt, er wäre gegen den Windpark, weil der an der Stelle unnütz wäre und weil das Gebiet als Naturschutzgebiet erhalten werden müsste.«
    Â»Ja und? Das stimmt doch auch.« Rickys blaue Augen ruhten unverwandt auf ihm, und plötzlich war ihm zum Heulen zumute. Jetzt war er es, der alles kaputtmachte! Warum hielt er nicht einfach die Klappe?
    Â»Aber das ist nicht der Grund, warum er dagegen ist. Alles, was er neulich im Fernsehen gesagt hat, war gelogen. Es interessiert ihn einen Dreck! Der echte Grund ist, dass er meinem Vater eins reinwürgen will, weil der ihn entlassen hat. Das hat er vorgestern Abend sogar selbst zu Nika gesagt. Und zu dir auch.«
    Ricky starrte ihn an. Dann bückte sie sich, ergriff das Gewehr und kletterte die Leiter hoch. Mark sah ihr stumm zu und wartete, bis sie wieder neben ihm stand.
    Â»Ich frage Jannis«, sagte sie entschlossen. »Ich fahre jetzt ins Krankenhaus und frage ihn ganz direkt. Und wenn er wirklich das Gewehr in meinem Stall versteckt hat, dann kann er was erleben.«
    *
    Pia lehnte mit verschränkten Armen an der mit gelber Ölfarbe gestrichenen Wand im Flur. Als Bodenstein aus der Tür trat, stieß sie sich von der Wand ab und ging auf ihn zu.
    Â»Wir haben Frauke Hirtreiter festgenommen«, sagte sie. »Sie hat ziemlich gefasst reagiert. Eigentlich dachte ich, sie

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