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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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einzuwirken, damit er den Vertrag unterschreibt. Er hat damit gedroht, andernfalls das Restaurant meines Bruders und meiner Schwägerin zu sabotieren. Und er hat mir für meine Vermittlertätigkeit Geld angeboten.«
    Die Kriminalrätin sah ihn scharf an.
    Â»Herr Rademacher hat mir eine ganz andere Geschichte erzählt.«
    Â»Das kann ich mir denken.«
    Â»Angeblich hast du ihm gestern gesagt, es sei für dich kein Problem, deinen Vater davon zu überzeugen, das Angebot der WindPro anzunehmen. Dafür hättest du aber 150 000 Euro von ihm verlangt. Bar.«
    Â»Wie bitte?« Bodenstein schnappte ungläubig nach Luft.
    Â»Weiterhin sollst du damit gedroht haben, Beweise zu fälschen, um ihm den Mord an Hirtreiter in die Schuhe zu schieben, falls er auf die Idee käme, nicht zu zahlen.«
    Â»Du machst wohl Witze!«
    Â»Keineswegs. Du sitzt bis zum Hals in der Tinte, mein Lieber. Rademacher hat Anzeige gegen dich erstattet. Versuchte Erpressung, Nötigung und Amtsmissbrauch.«
    Â»Davon ist kein Wort wahr, Nicola!«, beteuerte Bodenstein fassungslos. »Du kennst mich doch! Mein Vater hat vor, das Erbe abzulehnen oder die Wiese zu verschenken. Das hat er mir erst vor ein paar Stunden gesagt.«
    Â»Weiß Rademacher das schon?«
    Â»Nein. Ich wollte erst mal von ihm wissen, weshalb er uns verschwiegen hat, dass er gemeinsam mit seinem Bauleiter am Abend des Mordes bei Hirtreiter gewesen ist. Bis jetzt habe ich mit ihm überhaupt nicht über den Mord gesprochen, ich wusste ja bis heute Morgen nicht einmal, dass er bei ihm gewesen ist!«
    Dr. Nicola Engel seufzte und lehnte sich zurück.
    Â»Tja«, sagte sie bedauernd. »Ich glaube dir, Oliver. Aber mir bleibt nichts anderes übrig, als dich wegen Befangenheit von den laufenden Ermittlungen auszuschließen.«
    Â»Das kannst du doch nicht machen!«
    Das war nur eine Floskel. Bodenstein wusste, dass sie das sehr wohl konnte, ja sogar musste, um mögliche Ermittlungserfolge nicht zu gefährden. Ein Ermittler, der unter dem Verdacht der Befangenheit stand, konnte einen ganzen Mordprozess platzen lassen.
    Hilflos hob er die Arme und ließ sie wieder fallen. Wie hatte das alles nur passieren können? In fünfundzwanzig Jahren bei der Kripo war er nie auch nur in die Nähe eines Verdachts geraten, und nun steckte er unverschuldet im tiefsten Schlamassel.
    Â»Es tut mir leid. Nimm dir ein paar Tage Urlaub«, sagte Nicola beinahe mitfühlend. »Frau Kirchhoff wird das auch alleine hinkriegen.«
    Das bezweifelte Bodenstein nicht. Allerdings würde das Pias Zorn auf ihn nicht gerade dämpfen.
    Â»Und was ist mit der anderen Sache?«, fragte er vorsichtig. »Mit den BKA -Leuten und der Frau, die sie suchen?«
    Â»Die soll dieser Wichtigtuer Störch mal schön alleine finden«, entgegnete die Kriminalrätin mit einem säuerlichen Lächeln. »Das geht uns eigentlich nichts an. Ich halte diesen Verschwörungskram ohnehin für blanken Unsinn.«
    Für einen winzigen Moment war Bodenstein versucht, ihr zu erzählen, dass er sehr wohl wusste, wo Annika Sommerfeld sich aufhielt. Doch dann besann er sich eines Besseren. Erst musste er mit Annika sprechen und herausfinden, was wirklich geschehen war.
    Â»Ich auch«, sagte er deshalb nur und verließ das Büro.
    *
    Â»Mark? Mark, bist du hier?«
    Rickys Stimme drang bis in seinen Traum. Er wehrte sich gegen das Aufwachen. Nicht jetzt. Nicht …
    Â»Mark!«
    Er blickte sich verwirrt um. Das Handy in seiner Hosentasche zirpte. Warum war er auf dem Heuboden? Was war passiert? Wie lange hatte er hier gelegen und gepennt? Er fummelte das Handy heraus, aber es war schon wieder verstummt. Erst da kam alles zurück. Ricky in der Badewanne, die Polizei, seine Flucht. Hastig richtete er sich auf.
    Â»Ricky?«, rief er. Seine Haut war heiß und schweißfeucht, trotzdem schauderte er. Hatte er sich ihre Stimme eben im Traum nur eingebildet? Er kroch auf die Bodenluke zu, und plötzlich erschien ihr Gesicht vor ihm.
    Â»Da bist du ja!«, sagte sie. »Wie siehst du denn aus?«
    Mark begann vor Erleichterung zu zittern. Er beugte sich über den Rand der Luke und warf seine Arme um Rickys Hals.
    Â»Pass doch auf!«, fuhr sie ihn an. »Jetzt hättest du mich fast die Leiter runtergestoßen!«
    Â»Oh, Ricky!« Er schluchzte. »Ich bin so froh! Ich … ich hab echt

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