Wer Wind sät
würde ausrasten und herumbrüllen, aber sie hat sich nur den Haftbefehl durchgelesen, und das warâs. Theodorakis haben wir leider nicht erwischt, doch das ist nur eine Frage der Zeit. Vielleicht ist er ja auch raus aus der ganzen Sache, wenn wir jetzt ein Geständnis kriegen. Genauso wie Rademacher. Ich dachte mir, dass du den zusammen mit Kai übernimmst. Cem und ich befragen Frauke Hirtreiter.«
»Pia â¦Â«, begann Bodenstein, aber sie sprach einfach weiter. Ihre Augen glänzten, die Aussicht auf einen Durchbruch in den zähen Ermittlungen machte sie geradezu enthusiastisch.
»Bei Theodorakis ist jemand heute Morgen eingebrochen und hat sein ganzes Arbeitszimmer ausgeräumt. Frau Franzen wurde von den Einbrechern überwältigt, sie lag gefesselt wie eine Mumie in der Badewanne. Und wen, glaubst du, haben wir im Haus von Theodorakis angetroffen? Ich sag dir, da kommst du nicht drauf!« Sie legte eine kurze Pause ein und blickte ihn erwartungsvoll an. »Den Sohn von Stefan Theissen! Er stand mit einem Küchenmesser in der Hand neben der Badewanne. Christian meint, er hätte vorgehabt, der Frau etwas anzutun. Ich bin mir da nicht so sicher, aber mit dem Jungen stimmt definitiv etwas nicht. Er kam uns schon im Hof vom Tierparadies entgegen und hat mit seinem Roller mein Auto gestreift. Christian hat eine Halteranfrage gemacht und erfahren, dass das Moped Rolf Grossmann gehört hat! Das sind doch alles ein paar Zufälle zu viel, oder nicht? Auf der Fahrt hierher habe ich darüber nachgedacht, was er da wohl gemacht hat, und ich glaube â¦Â«
»Pia!«, unterbrach Bodenstein ihren Redefluss. »Ich muss dir etwas sagen.«
»Hat das nicht Zeit, bis wir �«
»Nein, leider nicht.« Bodenstein steckte die Hände in die Hosentaschen und seufzte. »Frau Dr. Engel hat mir eben verkündet, dass ich mit sofortiger Wirkung von den Ermittlungen ausgeschlossen und beurlaubt bin. Angeblich wegen Befangenheit.«
»Was?« Pia starrte ihn verständnislos an. »Befangenheit? Wieso das denn?«
Bodenstein schüttelte langsam den Kopf.
»Ich hätte dir die ganze Geschichte eher erzählen sollen.«
»Was für eine Geschichte?«
Konnte es sein, dass die Hirtreiter-Brüder ihr nichts vom Testament ihres Vaters gesagt hatten? Oder stellte sie ihn auf die Probe?
»Rademacher und Frauke Hirtreiter warten«, sagte Bodenstein ausweichend.
»Moment mal.« Eine steile Falte erschien zwischen Pias Augenbrauen, ein deutliches Zeichen ernsthafter Verärgerung. »Glaubst du nicht, du solltest mir allmählich mal was erklären, statt dich in irgendwelchen kryptischen Andeutungen zu ergehen? Ich will jetzt wissen, was hier eigentlich los ist!«
Sie war wütend. Verletzt. Und das absolut zu Recht. Bodenstein fasste sich ein Herz.
»Das ist alles nicht so schnell erzählt«, sagte er. »Ich komme heute Abend bei dir vorbei, wenn das für dich okay ist.«
Sie betrachtete ihn kühl. Beinahe erwartete er schon, sie würde âºNeinâ¹ sagen, aber nach einer Weile nickte sie.
»Ja, okay«, erwiderte Pia. Wird auch höchste Zeit , sagte ihr Blick. »Heute Abend um acht bei uns auf dem Hof. Ich rufe dich an, sollte etwas dazwischenkommen.«
Sie wandte sich ab, die Sohlen ihrer Turnschuhe quietschten leise auf dem abgeschabten Linoleumboden. Bevor sie zu den Büros des K 11 abbog, drehte sie sich noch einmal um.
»Versetz mich nicht«, warnte sie.
*
»Ich habe während der ganzen Fahrt nicht einmal Radio gehört, nur CD s. Der Mercedes hat ja einen CD -Player im Gegensatz zu meiner Nuckelpinne«, erwiderte Frauke Hirtreiter auf Pias Frage, weshalb sie nichts davon gewusst haben wollte, dass man in ganz Deutschland nach ihr fahndete. »Ein Handy habe ich auch nicht.«
Es gab tatsächlich noch Menschen, die sich in diesen Zeiten, in denen ständige Erreichbarkeit bei jedermann vorausgesetzt wurde, den Luxus gönnten, kein Handy zu besitzen. Unglaublich, aber wahr.
»Wieso sind Sie überhaupt weggefahren?«, wollte Pia wissen. »Was haben Sie am Mittwochabend auf dem Hof gemacht? Und warum haben Sie den Raben getötet?«
»Weil mich das Mistvieh angegriffen hat«, brummte Frauke. »In den zwei Jahren, in denen ich meine Mutter gepflegt habe, musste ich diesen widerlichen Vogel Tag für Tag ertragen. Ich durfte seine ScheiÃe und
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