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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Interesse, Herr Theodorakis«, sagte Professor Dirk Eisenhut mit müder Stimme. Er hatte einen der Besucherstühle herangezogen und saß neben Jannis’ Bett. »Sie sind mir sogar völlig gleichgültig. Aber ich fürchte, Sie verstehen nicht, wie wichtig es für mich ist, Annika Sommerfeld zu finden.«
    Jannis starrte ihn an. Sein Herz klopfte so heftig, als wolle es ihm aus der Brust springen. Er schielte nach dem Gerät, mit dem man die Schwester rufen konnte, aber es hing über dem Telefon. Unerreichbar weit weg.
    Â»Sie haben ihren Namen erwähnt, und ich glaube, Sie wissen, wo sie sich aufhält.« Eisenhut fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und durchs Haar und seufzte. »Ich will kein Aufsehen und keinen Ärger, deshalb frage ich Sie jetzt noch einmal in aller Ruhe: Wo ist Annika? Was haben Sie mit ihr zu tun?«
    Der andere Mann trat an das Fußende des Bettes. Er trug zwar keine Sonnenbrille, aber Jannis war sicher, dass er einer der Typen war, die ihm heute Morgen die Knochen gebrochen hatten.
    Im Zimmer war es ganz still. Durch die geschlossene Tür drangen gedämpft Stimmen und Gelächter. Wenn er jetzt um Hilfe schrie, würde bestimmt jemand hereinkommen. Aber was nützte das? Er konnte nicht weglaufen und sich verstecken. Eisenhut und seine Schergen würden ihn finden. Ihnen war bitterernst.
    Â»Hören Sie, Herr Theodorakis«, sagte Eisenhut nach einer Weile. »Ich bin ein kultivierter Mensch. Ich hasse Gewalt. Deshalb mache ich Ihnen jetzt ein Angebot. Ich kann Ihnen helfen, wenn Sie mir helfen.«
    Er sprach so leise, dass Jannis Mühe hatte, ihn zu verstehen.
    Â»Ihr ehemaliger Chef ist aufgrund Ihrer Aktivitäten gegen sein Windparkprojekt nicht besonders gut auf Sie zu sprechen. Seine Rechtsabteilung bereitet derzeit eine Anzeige gegen Sie vor, wegen Geheimnisverrats und Verstoß gegen die Stillschweigeklausel in Ihrem Auflösungsvertrag. Außerdem wird Theissen Sie wegen Verleumdung und übler Nachrede anzeigen. Egal, wie das ausgeht, der Dreck wird an Ihnen kleben bleiben, und man wird Ihnen mit Sicherheit kündigen. Banken sind da sehr empfindlich. Aber Theissen schuldet mir etwas. Ich könnte ihn davon überzeugen, keine Anzeige zu erstatten. Auf der anderen Seite kann ich auch dafür sorgen, dass Sie Ihren Job verlieren und nie wieder einen bekommen, denn ich kenne sehr viele sehr einflussreiche Leute. Ich schlage Ihnen jetzt einen Handel vor: Sie erzählen mir, was ich wissen will, und Sie sehen mich dafür nie wieder.«
    Jannis schluckte. Die Drohung war unmissverständlich. Er hatte keine Wahl.
    Die Sonne verschwand hinter den Baumwipfeln. Im Zimmer wurde es dunkel, aber weder Eisenhut noch seinen Begleiter schien das zu stören.
    Â»Also?«
    Â»Nika tauchte vor ein paar Monaten bei unf auf«, begann Jannis stockend und wegen der fehlenden Zähne ziemlich undeutlich. »Sie ift eine alte Freundin meiner Lebenfgefährtin und behauptete, fie hätte nach einem Burn-out ihren Job gekündigt.«
    Er redete und redete. Sagte alles, was er über Nika wusste. Und es war ihm völlig egal, ob er sie damit in Gefahr brachte. Sein Zorn richtete sich plötzlich auf sie. War sie nicht eigentlich schuld daran, dass er jetzt hier lag? Wieso hatte sie ausgerechnet bei ihnen Unterschlupf suchen müssen? Es interessierte ihn nicht, weshalb Eisenhut nach ihr suchte. Wenn er ihm die Wahrheit über Nika sagte, würde man ihn in Ruhe lassen, und er konnte ohne Angst weiterleben.
    Â»Ich glaube, fie ift bei Bodenfteinf untergekrochen«, schloss er schließlich, erschöpft vom Sprechen. »Fie ift irgendwann nachtf abgehauen, ohne Auto oder Fahrrad. Durch den Wald ift ef fu Fuf eine halbe Ftunde. Ja, ich bin ficher, daff Fie fie auf Hofgut Bodenftein finden werden, bei dem Bullen. Mit dem habe ich fie neulich erft fufammen gefehen.«
    *
    Â»Die haben keinen blassen Schimmer, wo sich ihr Sohn herumtreibt«, sagte Pia grimmig, als sie ins Auto stieg. »Ich sag dir, der hat was mit dem Einbruch und Grossmanns Tod zu tun.«
    Â»Wie konnten wir übersehen, dass Grossmann der Schwager von Theissen war?«, fragte Cem.
    Â»Das spielte ja eigentlich keine Rolle.« Pia gurtete sich an und startete den Motor. »Oder was meinst du?«
    Jemand klopfte an das Autofenster, und Pia fuhr erschrocken zusammen. Dann erkannte sie das Mädchen. Sie ließ die Scheibe

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