Wer Wind sät
erstaunten Blick zu, dann sah sie sich um. Das Haus war auch von innen wunderschön und geschmackvoll eingerichtet. Antiquitäten gemischt mit modernen Möbeln, expressionistische Bilder an den hohen, cremefarbenen Wänden. Im Wohnzimmer ein Bücherregal bis zur Decke. Zweifelsohne ein Haus, in dem man sich auf Anhieb wohl fühlte. Das Klavierspiel brach ab, kurz darauf erschien Stefan Theissen in der Diele.
»Kommen Sie herein.« Er reichte ihnen nicht die Hand, und es war ihm deutlich anzusehen, dass ihm die Polizei in seinem Hause nicht willkommen war. »Meine Frau ist sofort da.«
Pia und Cem folgten ihm ins Wohnzimmer. Theissen bot ihnen keinen Platz an.
»Haben Sie eben Klavier gespielt?«, fragte Cem.
»Ja«, erwiderte Theissen. »Ist das verboten?«
»Ãberhaupt nicht.« Cem lächelte. »Chopin. Sie spielen gut.«
Ein winziges überraschtes Lächeln zuckte in Theissens Mundwinkeln, er entspannte sich etwas. Bevor er antworten konnte, betrat eine Frau den Raum. Sie war unverkennbar die Mutter der rehäugigen Miss Hollister, die ihnen geöffnet hatte. Ebenso schlank, aber ohne die jugendliche Frische, die das eher durchschnittliche Gesicht ihrer Tochter schön gemacht hatte.
»Hallo, Frau Theissen.« Pia präsentierte der Frau ebenfalls ihren Ausweis. »Wo ist Mark? Wir müssen dringend mit ihm sprechen.«
»Wieso denn das?« Frau Theissen runzelte die Stirn und warf ihrem Mann einen kurzen Blick zu. »Hat er wieder etwas angestellt?«
»Wir vermuten, dass er in zwei Mordfälle verwickelt ist.« Pia fehlten Lust und Zeit für lange Umschweife.
»Wie kommen Sie denn auf so etwas?«, fuhr Stefan Theissen empört auf.
»Es gibt Anhaltspunkte«, erwiderte Pia vage. »Also, wo ist er?«
»Ich weià es nicht.« Frau Theissen hob die Schultern. »Er hat nicht gesagt, wann er wiederkommt.«
»Wir wissen, wo er heute Vormittag war«, sagte Pia. »Nämlich im Haus von Friederike Franzen und Jannis Theodorakis. Das hat uns ein wenig erstaunt.«
»Wieso? Mark arbeitet bei Frau Franzen im Tierheim«, erwiderte seine Mutter. »Seit dieser Sache mit den Autos â¦Â«
»Was genau wollen Sie von unserem Sohn?«, unterbrach Stefan Theissen seine Frau unhöflich. »Was werfen Sie ihm vor?«
Pia fragte sich, weshalb ihr Theissen anfangs sympathisch gewesen war.
»Hören Sie«, sagte sie mit Nachdruck, »das alles scheint Sie nicht besonders zu interessieren, aber vor einer Woche wurde in Ihrer Firma eingebrochen, und Ihr Nachtwächter kam zu Tode. Wir haben den Verdacht, dass Ihr Sohn etwas mit dieser Sache zu tun hat. Deshalb wollen wir ihn befragen.«
»Aber Mark hat doch nichts mit Rolfs Tod zu tun«, mischte sich Frau Theissen ein. »Er hat â¦Â«
Ein Blick ihres Mannes lieà sie verstummen.
»Das behaupten wir ja auch gar nicht«, erwiderte Pia und musterte Stefan Theissen. »Aber wie ist Herr Theodorakis an die gefälschten Gutachten und die vertraulichen E-Mails gekommen, durch die Sie auf der Versammlung in Ehlhalten in die Bredouille geraten sind? Kann es nicht sein, dass Theodorakis Ihren Sohn gegen Sie aufgehetzt und ihn dazu gebracht hat, in Ihre Firma einzubrechen?«
Theissens Miene war ausdruckslos.
»Mein Sohn tut so etwas nicht«, sagte er kalt. »Verlassen Sie jetzt bitte mein Haus.«
»Wieso fährt Ihr Sohn mit einem Roller, der auf Rolf Grossmann zugelassen ist?«, fragte Pia ungerührt. »Woher stammen die Verletzungen in seinem Gesicht? Wo ist er vorletzte Freitagnacht gewesen? Wo ist er jetzt? Soweit ich weiÃ, ist er sechzehn Jahre alt, und Sie verstoÃen gegen Ihre gesetzliche Aufsichtspflicht, wenn Sie das nicht wissen.«
»Marks Roller wurde gestohlen«, antwortete Frau Theissen. »Und mein Bruder hätte sicher nichts dagegen gehabt, dass er nun mit seinem fährt.«
Einen Moment war es ganz still.
»Ihr Bruder ?«, hakte Pia überrascht nach. »Rolf Grossmann war Ihr Bruder?«
Frau Theissen nickte unsicher und begriff, dass sie etwas gesagt hatte, was ihrem Mann nicht gefiel.
»Wo waren Sie heute Vormittag, Herr Theissen?«
»Hier«, antwortete der. »Dann ein paar Stunden im Büro. Und ab ungefähr drei wieder hier zu Hause.«
»Danke.« Pia nickte. »Das warâs erst mal. Schönen Abend noch.«
*
»Ich habe an Ihnen kein
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