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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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mit Ihnen.«
    Â»Wir machen uns große Sorgen um dich. Deine Eltern sind auch hier. Willst du mit ihnen sprechen?«
    Pia begegnete dem verzweifelten Blick von Marks Vater. Er und seine Frau saßen im hinteren Teil des Busses auf einer Bank.
    Â»Nein, lasst die bloß weg«, erwiderte der Junge schroff. »Ist die Frau da, mit der ich am Samstag geredet hab?«
    Â»Welche Frau meinst du?«, fragte der Polizeipsychologe.
    Â»Die blonde Kripotante«, ertönte Marks Stimme aus dem Lautsprecher. »Sie soll herkommen.«
    Pias Herz machte einen erschrockenen Satz. Damit hatte sie nicht gerechnet.
    Â»Aber Mark, sie ist nicht …«, begann der Psychologe.
    Â»Ich will die Frau«, beharrte der Junge. »Sonst niemanden. Und sie soll ein paar Dosen Red Bull mitbringen. In zehn Minuten, vor der Haustür.«
    Damit legte er auf. Der Polizeipsychologe verzog resigniert das Gesicht.
    Â»Das kommt gar nicht in Frage«, lehnte Kriminalrätin Engel kategorisch ab. »Frau Kirchhoff wird auf gar keinen Fall in das Haus gehen.«
    Â»Was wollen Sie denn sonst machen?«, entgegnete Pia. »Außerdem glaube ich nicht, dass Mark mir etwas antut.«
    Â»Sie sind doch gar nicht für so etwas ausgebildet.« Der Psychologe war gekränkt, die SEK -Leute argumentierten zu Recht mit der Gefährlichkeit des Jungen. Pia war weiß Gott nicht scharf darauf, die Heldin zu spielen und sich freiwillig in die Gewalt eines durchgedrehten bewaffneten Teenagers zu begeben, aber für sie gab es keine Alternative. Irgendwie musste sie den Jungen beruhigen und ihn überreden, ihr seine Waffe zu geben, bevor er ein Blutbad anrichtete und sich für den Rest seines Lebens unglücklich machte.
    *
    Bis Würzburg war die Fahrt problemlos verlaufen, aber danach stockte der Verkehr alle paar Kilometer, bis sie schließlich in der Höhe von Marktheidenfeld im Stau standen und nur noch im Schritttempo vorankamen. Bodenstein warf Annika einen Blick zu. Beim Mittagessen in Radolfzell war sie guter Dinge gewesen, richtig fröhlich. Bodenstein hätte ihr am liebsten vorgeschlagen, nicht sofort zurück nach Frankfurt zu fahren. Die Aussicht auf eine weitere Nacht mit ihr, bevor er sie den Kollegen übergeben musste, war verlockend gewesen, doch dann hatte seine Vernunft die Oberhand behalten. Annika war sich ganz sicher, dass ihr Stiefvater Eisenhut unverzüglich von ihrem Auftauchen unterrichtet hatte, deshalb wuchs die Gefahr, dass man sie finden könnte, von Stunde zu Stunde. Seit einer ganzen Weile hatte sie kaum ein Wort gesagt, ihr Gesicht war blass und angespannt.
    Â»Gleich heute Abend fahren wir zu Clasing und übergeben ihm den Koffer«, Bodenstein legte seine Hand auf ihre. »Er wird die Unterlagen sicher aufbewahren.«
    Es erleichterte ihn ungemein, dass Dr. Florian Clasing ohne zu zögern bereit gewesen war, Annikas Mandat zu übernehmen. Er war einer der erfolgreichsten Strafverteidiger Frankfurts. Bis geklärt war, was Annika vorgeworfen wurde, musste sie allerdings in einem sicheren Versteck bleiben, und auch dafür hatte Clasing bereits eine Idee, die er natürlich nicht am Telefon erläutert hatte. Ein paar Wochen, die schon herumgehen würden, tröstete Bodenstein sich.
    Er schaltete das Radio ein, um die Verkehrsmeldungen zu hören. Die Nachrichten liefen noch.
    Â» … wurde ein Polizeibeamter durch einen Schuss schwer verletzt«, sagte der zugeschaltete Reporter, und Bodenstein horchte auf. »Bisher hat die Polizei keine Auskunft darüber gegeben, wie viele Menschen der Geiselnehmer, bei dem es sich um einen Sechzehnjährigen handeln soll, in seiner Gewalt hat. Der verletzte Polizist wurde ins Krankenhaus gebracht, über seinen Zustand ist derzeit nichts bekannt. Aus Königstein, Daniel Keppler für Radio FFH . «
    Ein sechzehnjähriger Geiselnehmer in Königstein? Bodenstein wurde flau im Magen.
    Â»Großer Gott«, sagte er und griff nach seinem Handy, das er aus Sorge, man könne es orten, nicht eingeschaltet hatte. Annika richtete sich auf dem Beifahrersitz auf und warf ihm einen besorgten Blick zu.
    Â»Was tust du?«, fragte sie.
    Â»Ich muss Pia anrufen«, entgegnete Bodenstein und tippte die PIN ein. Sekunden später klingelte das Gerät. 7 Nachrichten auf der Mailbox, 25 Anrufe, 3 SMS . Das konnte er später abhören und lesen.
    *
    Das SEK hatte rings um das Haus und auf den

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