Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
gesteckt.«
    Â»Dein Glaube an den Rechtsstaat in allen Ehren.« Annika seufzte. »Ich habe leider schon ganz andere Sachen erlebt.«
    Sie wirkte so verloren und traurig, dass es Bodenstein weh tat. Er streckte die Hand aus und strich ihr über die Wange. An einem wunderschönen Tag wie heute vor dieser herrlichen Kulisse sollte kein Platz für so düstere Gedanken sein. Der Alptraum würde für Annika bald vorbei sein, und dann würden sie jede Menge Zeit für angenehmere Gespräche und Ausflüge haben.
    Â»Auf der Fahrt habe ich mir überlegt, dass du einen richtig guten Anwalt brauchen wirst«, sagte er. »Und mir ist auch schon jemand eingefallen. Dr. Clasing ist Strafrechtsspezialist, einer der besten in Deutschland. Ich habe ihn vor ein paar Jahren bei einem Fall kennengelernt, und er schuldet mir noch etwas. Ich werde ihn gleich anrufen, wenn du einverstanden bist.«
    Â»Ja, natürlich bin ich das.« Sie berührte den Pilotenkoffer mit den Fingerspitzen und zog schaudernd ihre Hand wieder zurück. »Menschen, die ich gekannt habe, mussten wegen dem Inhalt dieses Koffers sterben. Es ist alles so schrecklich.«
    Â»Komm.« Bodenstein legte den Arm um ihre Schultern und schloss energisch den Kofferraumdeckel. »Jetzt sehen wir zu, dass wir die nächste Fähre erwischen, und dann gehen wir etwas essen. Ich habe einen Bärenhunger.«
    *
    Vor der Absperrung an der Straße, in der Rickys Haus lag, hatte sich bereits ein Menschenauflauf gebildet. Pia drängte sich durch, bis sie den Einsatzleiter gefunden hatte.
    Â»Der hat die Tür aufgemacht und sofort geschossen«, sagte der Königsteiner Polizeihauptkommissar Werner Sattler aufgewühlt. »Eiskalt!«
    Â»Wie geht es dem Kollegen?«, erkundigte Pia sich.
    Â»Ich weiß es nicht. Als sie ihn ins Krankenhaus gebracht haben, war er ansprechbar. Zum Glück hatte er die Schutzweste an, sonst wäre er jetzt wohl tot.«
    Pia blickte zum Haus hinüber. Alle Rollläden waren heruntergelassen, unter dem Carport standen Theodorakis’ schwarzer BMW und der dunkle Audi von Frau Franzen. Kröger diskutierte mit Kollegen und ließ eine zweite Absperrung errichten, etwa fünfzig Meter vom Haus entfernt. Das SEK traf ein. Der dunkle Bus mit den verspiegelten Scheiben, der als Einsatzzentrale dienen sollte, wurde so nah wie möglich hinter die vordere Absperrung dirigiert. Cem kam näher, das Telefon am Ohr. Notarztwagen und Feuerwehr bogen in die Straße ein.
    Â»Wie lange sind die beiden schon im Haus?«, erkundigte sich Cem.
    Â»Ich weiß es nicht genau.« Sattler zuckte die Schultern und fuhr sich mit einem Taschentuch über die schweißnasse Stirn. Eine Geiselnahme hatte es in dem kleinen Taunusstädtchen noch nie gegeben, er war sichtlich überfordert.
    Â»Wann haben Sie die Streife abgezogen?«, fragte Cem weiter.
    Â»Herrgott, ich weiß jetzt auch, dass das ein Fehler war!«, fuhr Sattler auf. »Das müssen Sie mir nicht noch unter die Nase reiben.«
    Pia öffnete schon den Mund zu einem saftigen Vorwurf, aber Cem war schneller als sie.
    Â»Das wollte ich auch nicht«, entgegnete er ruhig. »Aber dann können wir den Zeitraum besser eingrenzen.«
    Sattler überlegte einen Moment. »Gegen sieben.«
    Jetzt war es halb eins. Fünfeinhalb Stunden war das Haus unbeobachtet gewesen. Eine verhängnisvolle Panne.
    Â»Wir sollten die Nachbarn fragen«, schlug Cem vor. »Vielleicht haben die etwas beobachtet.«
    Â»Gute Idee.« Christian Kröger nickte in Richtung des Nachbarhauses. »Da drüben wohnt die Terrorismusexpertin der Siedlung. Ich wette einen Fünfziger, dass die den ganzen Tag im Fenster gelegen haben.«
    Â»Okay.« Cem grinste kurz. »Dann geh ich mal rüber.«
    Â»Christian«, wandte Pia sich an Kröger. »Lass Frauke Hirtreiter holen. Außerdem soll jemand zu Theodorakis ins Krankenhaus fahren. Ich brauche einen exakten Grundriss des Hauses.«
    Kröger nickte und griff zu seinem Telefon. Der Leiter der SEK -Einheit näherte sich. Pia kannte Joachim Schäfer von verschiedenen gemeinsamen Einsätzen und zwei Lehrgängen an der Polizeischule, die er geleitet hatte. Er war ein arroganter Macho, aber der beste Mann für diese Aufgabe.
    Â»Tach«, sagte er zu Pia und setzte seine verspiegelte Sonnenbrille ab. »Was haben wir hier? Wie ist die

Weitere Kostenlose Bücher