Wer Wind sät
Lage?«
Seine Männer in den anthrazitschwarzen Westen, mit schwarzen Sturmmasken vor den Gesichtern und den martialisch anmutenden schwarzen Helmen, sammelten sich am Einsatzwagen.
»Hallo, Joe. Viel wissen wir auch noch nicht.« Pia und Kröger folgten ihm in das Innere des Einsatzwagens, der bis unters Dach mit modernster Technik ausgestattet war. Rasch klärten sie den SEK -Mann und seine Leute über die vermutete Situation im Haus und die Ãrtlichkeiten auf.
»Der Geiselnehmer ist bewaffnet und hat bereits auf einen Kollegen geschossen«, schloss Pia. »Er ist sechzehn Jahre alt und psychisch labil. Wir müssen davon ausgehen, dass er wieder Gebrauch von seiner Waffe machen wird.«
Schäfer runzelte die Stirn, dann nickte er und gab seinen Männern knappe Anweisungen. Die beiden Scharfschützen sollten auf den Dächern des gegenüberliegenden und des benachbarten Hauses Stellung beziehen, alle anderen SEK -Männer wurden vor und hinter dem Haus von Frau Franzen postiert. Pia beneidete sie nicht um ihren Job. Es war kein Vergnügen, bei 26 Grad im Schatten in voller Kampfmontur stundenlang regungslos zu verharren, ohne die Konzentration zu verlieren.
»Gibt es schon irgendwelche Forderungen?«, fragte Joe Schäfer.
»Nein. Keine.«
Cem kletterte ins Innere des Busses. Die Nachbarn hatten, wie Kröger richtig vermutet hatte, alles beobachtet, was sich am Vormittag am Nachbarhaus abgespielt hatte. Anders als bisher angenommen, hatte Mark zwei Geiseln in seiner Gewalt, denn vor zwei Stunden war Jannis Theodorakis mit dem Taxi vorgefahren und in Bademantel und Schlappen auf Krücken im Haus verschwunden. Frau Franzen war etwas später aufgetaucht. Bereits am frühen Morgen hatte sie ihre beiden Pferde aufgeladen und weggefahren, ebenso ihre anderen Tiere, die sie im Garten hielt.
»Die Eltern von Mark sind eben gekommen«, ergänzte Cem seinen Bericht. »Und der Psychologe ist da.«
»Gut.« Pia nickte. »Ich rede mit den Eltern. Sie werden seine Handynummer haben. Vielleicht kann man ihn anrufen.«
»Okay.« Joe Schäfer nickte. Pias Handy klingelte. Es war Kai, der ihr mitteilte, dass Friederike Franzen laut Auskunft des Mobilfunkanbieters am Samstag bei Stefan Theissen angerufen hatte. Pia musste sich das andere Ohr zuhalten, da Schäfer und Cem ebenfalls telefonierten.
»Und die beiden haben nicht nur dieses eine Mal miteinander gesprochen, sondern ziemlich häufig«, berichtete Kai. »Allein am Samstag viermal: um 7 : 12 , um 8 : 15 , um 9 : 45 und um 14 : 32 Uhr. Auch heute Morgen haben sie telefoniert. Eigenartig, oder?«
So eigenartig fand Pia das gar nicht, denn es bestätigte ihren Verdacht. Friederike Franzen war am Samstag nicht überfallen worden, da war sich Pia mittlerweile ganz sicher.
Potsdam, 31. Dezember 2008
Es dämmerte schon, vereinzelt krachten Böller. Frierend zog sie die Jacke enger um ihre Schultern, ihre Schuhe knirschten im Schnee. Sie bereute, dass sie das Auto am Parkplatz vor dem Yachthafen zurückgelassen hatte, denn sie hatte die Entfernung unterschätzt. Als sie endlich vor dem Tor stand und über die schneebedeckte Rasenfläche zu der Villa hinüberschaute, deren groÃe Fenster heimelig leuchteten, war sie in Schweià gebadet. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie legte die Hände um die kalten Gitterstäbe und kämpfte gegen die Tränen. Das sollte ihr Haus sein. Sie hatte mit Dirk darin leben wollen, und jetzt hatte sich diese Bettina dort breitgemacht! Der Zaun war noch nicht fertig, das wusste sie, deshalb ging sie an der winterkahlen Hecke entlang, bis sie eine Stelle gefunden hatte, durch die sie sich mühelos hindurchquetschen konnte. Still lag der See da, die Bäume streckten ihre kahlen Ãste in die frostkalte Luft. Ihr Atem stand wie eine Wolke vor ihrem Mund, und plötzlich flutete der Hass durch ihren Körper, so heiÃ, dass sie glaubte, der Schnee müsse unter ihren FüÃen schmelzen. Ihr Herz schrie nach Rache. Dirk hatte sie belogen und betrogen, er hatte Cieran nach Berlin gelockt und getötet und wollte ihr nun den Mord in die Schuhe schieben, um sie los zu sein! Mit ein paar Schritten war sie an der Haustür und drückte auf die Klingel.
»Ach, hallo«, sagte Bettina erstaunt. »Das ist ja eine Ãberraschung!«
Sie war schöner, als sie sie in Erinnerung gehabt hatte. Glänzende dunkle
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