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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Kriminaloberkommissar Kai Ostermann tippte konzentriert auf der Tastatur des Computers herum. »Ah ja. Da ist es.«
    Pia und Cem richteten ihre Blicke auf den großen Wandmonitor, auf dem das großzügige Foyer in Schwarz-Weiß zu sehen war.
    Â»Die Überwachungsanlage der WindPro ist so programmiert, dass immer 72 Stunden aufgezeichnet werden«, erklärte Ostermann. »Man kann Sequenzen daraus kopieren, aber wenn das Band nicht angehalten wird, überspielt es sich nach diesem Zeitraum selbst.«
    Â»Grossmann begann seinen Dienst immer um 18 : 00 «, sagte Pia zu Kai. »Spul doch bitte mal zum Freitagabend.«
    Ostermann nickte. Auf dem Monitor war ein geschäftiges Hin und Her zu sehen, die Mitarbeiter der Firma verließen ihre Büros. Gegen halb sechs war der Großteil der Belegschaft gegangen, es kamen nur noch vereinzelt Leute durch die Halle.
    Kathrin Fachinger kam herein, stellte Pia eine Tasse Kaffee hin und setzte sich neben sie.
    Â»Danke«, sagte Pia überrascht.
    Â»Gern geschehen.« Kathrin zwinkerte ihr zu. Seitdem Frank Behnke und Andreas Hasse nicht mehr da waren, hatte sich die Stimmung im K 11 erheblich verbessert. Behnkes permanent schlechte Laune, seine unterschwellige Aggressivität, die zum Schluss in offene Feindseligkeit Kathrin gegenüber umgeschlagen war, hatte die Arbeit für jeden zur Hölle gemacht. Der dauerkranke Hasse wurde genauso wenig vermisst.
    Â»Da ist Grossmann«, bemerkte Cem und wies auf den Empfangstresen, der an der äußersten rechten Ecke im Bild war. »Er muss durch den Nebeneingang und dann durch die Teeküche gekommen sein.«
    Bis kurz nach sieben saß Rolf Grossmann hinter dem Tresen, dann ging er quer durch die Halle, wohl um die Eingangstür abzuschließen. Eine Putzkolonne kam ins Bild, im Zeitraffer wuselten zwei Leute durch die Halle und wischten den Boden, Grossmann war vorübergehend nicht mehr zu sehen. Um neun Uhr sprach er kurz mit dem Reinigungspersonal, das dann im Flur hinter dem gläsernen Aufzug verschwand. Zweieinhalb Stunden geschah gar nichts. Ein Flimmern, das durch die Tür der Teeküche fiel, ließ darauf schließen, dass Grossmann fernsah.
    Â»Stopp!«, rief Pia plötzlich. »Da ist jemand gekommen! Spul mal ein Stück zurück.«
    Kai tat, worum Pia ihn gebeten hatte, und ließ das Band dann in normaler Geschwindigkeit weiterlaufen.
    Â»Theissen!«, sagten Pia und Cem verblüfft.
    Â»Er hat uns gar nicht erzählt, dass er am Freitagabend noch einmal in der Firma gewesen ist.« Pia starrte konzentriert auf den Monitor. Theissen war von links ins Bild gekommen, also aus der Richtung, wo es zur Tiefgarage ging. Er trat hinter den Tresen, warf einen Blick in die Teeküche, aber Grossmann tauchte nicht auf.
    Â»Haben wir auch Ton bei der Aufnahme?«, erkundigte sich Cem.
    Â»Ja, aber das Mikrophon ist nicht besonders sensibel.« Kai drehte die Regler hoch. »Normale Gespräche kann man nicht verstehen.«
    Â»Vielleicht hat er gar nichts gesagt und wollte sich nur vergewissern, ob Grossmann schläft«, entgegnete Pia. »Eigenartig. Ich als Chef wäre ziemlich sauer, wenn ich meinen Nachtwächter im Tiefschlaf überraschen würde.«
    Theissen ging zum Aufzug und stieg ein, die Glaskapsel glitt geräuschlos nach oben, Theissen verschwand aus dem Bild. Im Schnellvorlauf verrannen die Minuten, bis um 2 : 54 Uhr Grossmann erschien. Er reckte sich und gähnte, dann schlenderte er durch die Halle zur Treppe.
    Â»Eine Stunde zu spät«, stellte Cem fest. »Der Sicherheitschef der Firma sagte mir, er müsse um zwölf, um zwei und um vier Rundgänge machen und die dann auch protokollieren.«
    Grossmann verschwand im linken Flur, später im rechten. Dann ging er zur Treppe. Als er den 1 . Stock erreicht hatte, war er außerhalb des Kamerawinkels. Der Film lief weiter, nichts tat sich.
    Â»Hört ihr das?« Kathrin beugte sich vor. »Da waren Geräusche.«
    Kai spulte zurück und signalisierte kopfschüttelnd, dass er den Ton nicht mehr lauter stellen konnte. Doch auch die anderen hörten nun eine Stimme, dann Schreie. 3 : 17 Uhr. Grossmann kehrte nicht mehr zurück.
    Â»Theissen hatte das Gebäude nicht verlassen«, überlegte Pia laut. »Und er wollte nicht, dass Grossmann ihn sieht.«
    Â»Du meinst, er hat ihn die Treppe runtergestoßen?«, fragte Cem, ohne den Blick

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