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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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vom Monitor zu wenden, auf dem sich nichts mehr tat.
    Â»Wäre doch möglich.«
    Â»Ich lege mal das Band aus der Tiefgarage ein«, sagte Kai. Es dauerte ein paar Minuten, bis er die Stelle fand, nach der er suchte. Um 23 : 26 Uhr war Dr. Stefan Theissen durch die Tiefgarage gekommen. Bis 2 : 41 Uhr tat sich nichts, doch dann huschte eine Gestalt direkt an der Kamera vorbei.
    Â»Na«, sagte Pia trocken. »Da haben wir ja unseren Hamsterfreund.«
    Kai stoppte das Band an einer Stelle, an der der Einbrecher gut zu sehen war. Sie betrachteten das Standbild. Schwarze Kleidung, schwarze Sturmhaube mit Sehschlitzen, eine schwarze Tasche über der Schulter.
    Â»Er trägt Latexhandschuhe«, bemerkte Cem. Pia beugte sich über den Tisch, ergriff das Telefon und tippte auf die Kurzwahl der zuständigen Staatsanwaltschaft. Hennings Verdacht schien sich zu bestätigen. Rolf Grossmanns Tod war möglicherweise kein tragischer Unfall gewesen, sondern ein Mord. Rätselhaft blieb allerdings, wie und wann Theissen und der Einbrecher das Gebäude wieder verlassen hatten, denn sie waren weder durch die Tiefgarage noch durch die Eingangshalle gegangen.
    Â»Sie haben sich ja wohl kaum in Luft aufgelöst.« Kai Ostermann lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände im Nacken. »Was hat der Einbrecher dort gewollt? Um den Hamster auf den Schreibtisch zu legen, kann er nur Sekunden gebraucht haben.«
    Â»Ãœberhaupt der Hamster«, hakte Cem nach. »Der ist doch eine Spur! Wieso hat er ihn nicht wieder mitgenommen, nachdem die Sache aus dem Ruder gelaufen ist?«
    Pia betrachtete ihn. Im Profil erinnerte er sie an den Schauspieler Erol Sander.
    Â»Er hatte gerade jemanden getötet«, erinnerte Kai seinen Kollegen. »Wahrscheinlich befand er sich in einem extremen emotionalen Ausnahmezustand.«
    Â»Aber warum hat er Grossmann überhaupt umgebracht?«, fragte Cem.
    Â»Vielleicht hatte Grossmann ihn erkannt«, entgegnete Kai. »Ein Handgemenge, ein unglücklicher Sturz. Das war’s.«
    Pia wusste, dass ihr Kollege sich sehr für die psychologische Seite ihrer Fälle interessierte. Im vergangenen November hatte er sich für einen im BKA angebotenen Profiler-Lehrgang angemeldet, den er aufgrund des akuten Personalmangels beim K 11 hatte absagen müssen. Kai hatte sich seine Enttäuschung nicht anmerken lassen, und sie hoffte, dass er bald eine neue Chance erhalten würde.
    Die Vorfälle, die zur Suspendierung von Hasse und Behnke geführt hatten, waren Pia sehr viel näher gegangen, als sie erwartet hatte. Über jeden Verdächtigen und die meisten Zeugen, mit denen sie es im Laufe ihrer Arbeit zu tun bekam, wusste sie mehr als über die Menschen, mit denen sie täglich zusammenarbeitete und denen sie in einer brenzligen Situation ihr Leben anvertrauen musste. Sie hatte damals beschlossen, das zu ändern. Plötzlich sprachen sie auch über ihr Privatleben, was vorher so gut wie nie der Fall gewesen war. Cem Altunay schien gut ins Team zu passen, und Pia war gespannt darauf, wie ihr Chef, Oliver von Bodenstein, mit dem Neuen harmonieren würde. Sie erwachte aus ihren Gedanken, weil sie plötzlich die fragenden Blicke ihrer drei Kollegen auf sich spürte.
    Â»Sorry, erster Tag nach dem Urlaub«, sagte Pia entschuldigend. »Um was ging es?«
    Â»Wer soll was machen?«, wiederholte Kai. Es schien selbstverständlich zu sein, dass Pia das Kommando übernahm, solange der Chef nicht da war.
    Â»Cem und ich fahren zur WindPro und fragen Theissen, was er in der Nacht in seinem Büro gemacht hat«, entschied Pia. »Kai, du schaust dir noch einmal die Videobänder an. Kathrin, finde bitte alles über die WindPro heraus und auch über unseren Toten. Ich glaube Theissen nicht, dass er ihn aus reiner Nächstenliebe eingestellt hat.«
    Alle drei akzeptierten widerspruchslos die vorgeschlagene Arbeitseinteilung. Früher hätte es Diskussionen gegeben. Frank Behnke hatte Pias Vorschlägen und Anordnungen grundsätzlich etwas entgegenzusetzen gehabt und dadurch den Rest des Teams dazu genötigt, sich für eine Seite zu entscheiden. Lange hatte Kai aus alter Loyalität aus gemeinsamen SEK -Zeiten zu Behnke gehalten, Kathrin aus Prinzip zu Pia. Das war vorbei, und Pia war darüber erleichtert.
    Â»An die Arbeit, Leute«, sagte sie und hatte auf einmal richtig gute Laune.

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