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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Eppstein-Ehlhalten.«
    Bodenstein, der am Kopfende des langen Tisches saß, nickte nachdenklich. Er erinnerte sich an den gelben Flyer in seiner Jackentasche und legte ihn auf den Tisch.
    Â»Mein Vater gehört übrigens auch zu den Windpark-Gegnern«, verkündete er. »Ludwig Hirtreiter ist sein ältester und bester Freund.«
    Â»Na, das ist doch super!« Ostermann war begeistert. »Dann haben wir schon mal einen echten Insider als Informanten.«
    Â»Das können wir vergessen«, erwiderte Bodenstein. »Mein Vater ist leider völlig unkooperativ.«
    Die Tür ging auf, und Pia trat ein.
    Â»Morgen!« Sie lächelte in die Runde und ging zu ihrem Platz, links von Bodenstein. »Hab ich was verpasst?«
    Bodenstein nahm einen Hauch von Verwesungsgeruch wahr, der sich genauso hartnäckig in Kleidung und Haaren festsetzte wie Zigarettenrauch.
    Â»Morgen«, sagte er freundlich. »Nein, noch nicht viel. Ich habe gerade erzählt, dass mein Vater sich auch bei dieser Bürgerinitiative gegen die Windräder engagiert.«
    Â»Tatsächlich?« Pia grinste belustigt. »Ich kann mir deinen Vater nicht unbedingt mit einem Plakat bei einer Demo vorstellen.«
    Â»Ich ehrlich gesagt auch nicht«, entgegnete er. »Leider fällt er aufgrund chronischer Sturheit als Informant aus.«
    Â»Wollt ihr erst weitermachen, oder kann ich kurz was über die Obduktion sagen?«
    Â»Bitte. Erst du.« Bodenstein nickte ihr zu.
    Pia öffnete ihre Tasche und zog ihren Notizblock hervor.
    Â»So, wie es aussieht, ist Rolf Grossmann nicht ermordet worden«, verkündete sie, rollte die Ärmel ihrer weißen Bluse auf und präsentierte beneidenswert gebräunte Arme. »Kein Mord.«
    Â»Das kann doch nicht sein«, entgegnete Cem Altunay. »Was ist mit dem Schuhabdruck und dem Stück Latexhandschuh?«
    Â»Was genau passiert ist, kann die Obduktion natürlich nicht klären«, antwortete Pia, »Henning vermutet, dass Grossmann einen Herzinfarkt erlitten hat und daraufhin die Treppe hinuntergefallen ist. Aber jetzt kommt’s.«
    Sie blickte in die erwartungsvollen Augen ihrer Kollegen.
    Â»Jemand muss versucht haben, Grossmann zu reanimieren. Dafür sprechen Brüche des Brustbeins und der Rippen und die äußerlichen Hautquetschungen. Entweder als Folge des Sturzes oder des Reanimationsversuches riss die Herzaorta, und Grossmann verblutete innerlich.«
    Â»Aber die Treppe war doch auch voller Blut«, wandte Kathrin Fachinger ein.
    Â»Er hatte Nasenbluten, vielleicht durch die Aufregung. Wegen seines Herzleidens nahm er Blutverdünner, deshalb fiel diese Blutung womöglich ziemlich heftig aus. Außerdem hat er sich eine Platzwunde am Hinterkopf zugezogen.«
    Ein paar Sekunden lang sagte niemand etwas.
    Â»Das würde bedeuten, dass der Einbrecher ihn zu Tode erschreckt hat, aber noch versuchte, ihm das Leben zu retten«, resümierte Bodenstein nachdenklich.
    Â»Genau.« Pia nickte. »An der Vorderseite von Grossmanns Kleidung fanden sich Unmengen von Textilfaserspuren. Jemand muss auf ihm gesessen und eine Herzdruckmassage versucht haben. Leider vergeblich. Aber so haben wir wenigstens ein paar Spuren, zusätzlich zum Schuhabdruck und der abgerissenen Fingerkuppe eines Latexhandschuhs.«
    Â»Wir hatten schon weniger«, sagte Ostermann optimistisch. »Mit etwas Glück hatte der Kerl einen ausgefallenen Schuhgeschmack, oder wir haben seine DNA schon im System.«
    Â»Heute Mittag kriegen wir den vorläufigen Obduktionsbericht. Ach ja – Grossmann war ziemlich betrunken, als er starb. Er hatte 1 , 7 Promille im Blut.«
    Â»Genau genommen ist es nicht mehr unsere Sache, oder?«, fragte Ostermann in die Runde. »Es war ein Einbruch, und wenn die WindPro das nicht weiter verfolgt, dann war’s das.«
    Â»Es gab einen Toten«, widersprach Pia. »Und bis jetzt haben wir den Tathergang überhaupt noch nicht rekonstruiert. Es kann ja auch sein, dass der Einbrecher ihn die Treppe hinuntergeschubst hat und dann in einem Anfall von Reue versucht hat, ihn zu retten. Das würde dafür sprechen, dass es kein Profi war.«
    Â»Die Ermittlungen laufen erst mal weiter, bis wir ein Tötungsdelikt ausschließen können«, bestätigte Bodenstein. Dann wandte sich die Runde wieder der Bürgerinitiative und Jannis Theodorakis zu.
    Â»Die Erwähnung der vernichteten Hamster

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