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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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ist.«
    Â»Ich bin auch bei dem Verein«, erinnerte Pia ihn und zwinkerte ihm zu.
    Â»Wie auch immer.« Bodenstein bedachte Pia mit einem grimmigen Blick. Offenbar missfiel ihm der freundschaftliche Ton, in dem sie mit seinem Vater sprach. »Versuch doch bitte, dich an den Mann zu erinnern, Vater. Wir sprechen heute Abend noch mal darüber.«
    Â»Heute Abend gehen deine Mutter und ich auf die Versammlung nach Ehlhalten.« Heinrich von Bodenstein öffnete eine der Pferdeboxen, um das Stroh hineinzufegen. »Vielleicht hinterher. Wenn mir danach ist.«
    Â»Aber natürlich. Nur dann«, erwiderte Bodenstein sarkastisch und wandte sich um.
    Â»Ach, Oliver«, sagte sein Vater, als er fast schon die Stalltür erreicht hatte. »Ich habe mir erlaubt, Gregor, Matthias und Frauke anzurufen und ihnen mitzuteilen, was geschehen ist.«
    Bodenstein erstarrte, zählte innerlich bis zehn und drehte sich langsam um.
    Â»Großartig, Vater. Ganz großartig.« Er zwang sich mühsam, Ruhe zu bewahren. »Den Wirt von der Krone hast du ja auch sofort informiert. Sonst noch irgendwen? Vielleicht die Presse und das Fernsehen?«
    Pia merkte ihrem Chef an, dass er kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren.
    Â»Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?«, fragte Heinrich von Bodenstein konsterniert.
    Â»Nichts«, knurrte sein Sohn verärgert und zückte sein Handy. »Komm, Pia. Beeilen wir uns, bevor sie sich irgendwelche Geschichten ausdenken können.«
    *
    Der Regen rauschte auf das Dach des Schuppens, in dem Ricky ihre Werkstatt untergebracht hatte. Mark blickte aus der offenen Tür. Dreckswetter. Und das Mitte Mai! Er warf einen ungeduldigen Blick auf sein Handy. Keine Nachricht von Ricky, und es war schon halb elf! Wo blieb sie nur? Hatte sie ihn vergessen? Er musste dringend mit ihr reden, aber nicht am Telefon. Ins Tierparadies konnte er nicht fahren, in der Innenstadt lief ihm am Ende noch ein Lehrer oder seine Mutter über den Weg, während er die Schule schwänzte.
    Er steckte die Kopfhörer seines iPods in die Ohren und suchte in seiner Tracklist, bis er etwas gefunden hatte, das seiner Stimmung entsprach. Ja! Bloodhound Gang. I hope you die. Alt, aber geil. Mark setzte sich auf den Hocker in die offene Tür, stemmte die Füße gegen den Türrahmen und beobachtete die leere Straße, während die Bässe bis in sein Zwerchfell wummerten.
    Jannis hörte lauter solche Sachen und noch Krasseres, er hatte in seinem Arbeitszimmer eine ganze Wand voll mit CD s, und Mark hatte durch ihn seine Begeisterung für Hardrock und Heavy Metal entdeckt. Wenn er diese Musik hörte, geschah etwas mit ihm, das spürte Mark. Diese irrsinnigen Gitarrensoli, die Bässe, die Drums – sein Herz schlug schneller, sein Blut kreiste rascher, er fühlte sich stark. Cool. Unbesiegbar. Judas Priest brüllte ihm gerade Breaking the law in die Ohren, als Ricky um die Ecke bog.
    Sein Herz machte einen Salto. Er hatte ihr Auto nicht kommen hören, sprang erschrocken auf und zerrte die Ohrstöpsel aus den Ohren.
    Â»Hey, Ricky«, sagte er. »Ich muss dir unbedingt …«
    Er verstummte, als er ihr Gesicht sah. Sie war totenbleich, tiefe Ringe lagen unter ihren Augen.
    Â»Ludwig ist tot«, stammelte sie und holte zitternd Luft. »Er wurde letzte Nacht … erschossen.«
    Und dann geschah etwas, wovon Mark nie zu träumen gewagt hätte: Ricky, die starke, unverwüstliche Ricky, fiel ihm weinend um den Hals. Vorsichtig, als sei sie aus Glas, legte er seine Arme um sie und streichelte unbeholfen ihren Rücken. Sie schmiegte sich an ihn und heulte wie ein Schlosshund. Marks Gedanken rasten, seine Gefühle fuhren Achterbahn und explodierten in seinem Bauch. Ihm wurde heiß. Unvermittelt ließ Ricky ihn los.
    Â»Entschuldige«, schluchzte sie und wischte mit der Hand die Tränen weg; Eyeliner und Wimperntusche liefen in schwarzen Rinnsalen über ihre Wangen. »Ich bin nur so geschockt. Frauke hat eben im Laden einen Anruf gekriegt, gerade als ich wegfahren wollte.«
    Sie kramte in ihrer Rocktasche, fand ein Papiertaschentuch und putzte sich die Nase. Mark vermied es, sie anzusehen. Ihr Mieder war verrutscht, er konnte den Träger ihres BH s sehen. Knallrot auf sonnengebräunter Haut. Mannomann. Das war ja so was von scharf.
    Â»â€¦ machen wir dann morgen, okay?«
    Â»W… was?« Er

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