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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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seines Hemdes hoch. »Wolle Se was trinke?«
    Â»Nein, danke.« Pia lächelte und bezähmte mühsam ihre Ungeduld. »Der Herr Bradl sagte mir, Sie hätten etwas zu erzählen.«
    Â»Ja, des habb isch. Also, des war so«, begann der Wirt und erging sich zunächst in einer umständlichen Schilderung, wer wen woher kannte. »Und vorhind hat misch der Graf aagerufe unn gesaacht, dass der Ludwisch tot wär. Erschosse wor’n wär er.«
    Pause. Herr Kilb wartete mit glitzernden Augen auf irgendeine Art der Bestätigung, aber Pia dachte gar nicht daran, dem Gastwirt des Dorfes Informationen zu geben, die dieser brühwarm über seinen Tresen weitertratschen würde.
    Â»Isch maan, der Ludwisch, der hadde mit jedem hier im Ort erschendwannemol Krumpel gehabt. Sogar mit seine eischene Kinner.«
    Â»Jetzt komm mal zur Sache, Schorsch«, sagte Polizeimeister Bradl ungeduldig. »Brauchst der Frau Kommissarin net den ganze Dorfklatsch erzähle.«
    Â»Na ja«, fuhr Georg Kilb unbeeindruckt fort, »isch hab mir halt gedenkt, isch saach Ihne, was gestern hier bei uns in de Wertschaft losgewese is.«
    Pia nickte ihm auffordernd zu.
    Â»Ei, die Leit von dere Izinative weesche dene Winddinger da, die hadde ihrne Sitzung. Da drübbe, am Stammtisch, da habbe se gesesse. Unn der Ludwisch, also der Hirtreiter, der hat Zoff kriet mit dem Kerlsche von Keenigstaa. Des war rischtisch ernst. Die habbe sisch angekrische, unn dann hat sisch dem sei Madam aach noch reigehängt. Da war’s ganz aus.«
    Â»Der Hirtreiter hatte Krach mit einem von der Bürgerinitiative und dem seiner Freundin«, übersetzte Bradl, dessen Hochdeutsch nur um Nuancen besser verständlich war als das vom Kilbe Schorsch.
    Â»Das habe ich schon verstanden«, erwiderte Pia. »Wen meinen Sie denn mit dem Kerlchen aus Königstein?«
    Â»Ei, isch waas aa net genau, wie der heiße tut. So’n schwierische Name hat der, was Ausländisches.« Georg Kilb zuckte die Schultern und legte grüblerisch die Stirn in Falten.
    Pia, die schon geglaubt hatte, bei Kilb handele es sich um einen Wichtigtuer, der lediglich die breaking news des Dorfes aus erster Hand erfahren wollte, horchte auf.
    Â»Könnte er vielleicht Jannis Theodorakis heißen?«, fragte sie.
    Â»Ja, genau. Teorakis, des isses!« Das gerötete Mondgesicht von Georg Kilb hellte sich auf. Er beugte sich über die Theke und senkte die Stimme zu einem konspirativen Flüstern: »Die habbe sisch ganz übel beschimpft. Arschloch unn Drecksack unn so weider. Unn der Torakis hat noch gerufe, des des dem Ludwisch noch leiddue tät. Isch waas ja net, ob’s wischtisch is, aber des wollt isch Ihne gesaacht habbe.«
    Er verschränkte zufrieden die dicken Arme vor der Brust und nickte bekräftigend mit dem Kopf.
    Â»Danke.« Pia lächelte. »Wir werden das überprüfen, Herr Kilb. Können Sie sich erinnern, um wie viel Uhr das etwa gewesen ist?«
    Â»Ei, so um drei viertel neune. Dann sin der Torakis und sei Madam fort, die annern sin noch geblibbe. Der Ludwisch und der Graf, die warn noch so bis halb elf da.«
    Das war doch schon mal was! Jetzt hatten sie in ihrem neuen Puzzlespiel ein vages Zeitfenster, und mit etwas Glück konnte Henning das bald genauer eingrenzen.
    *
    Bodenstein und Pia fanden den alten Grafen in einem der Pferdeställe, wo er damit beschäftigt war, die Stallgasse zu kehren. Das war nicht mehr seine Aufgabe, aber er schien Ablenkung zu brauchen.
    Â»Vater, weißt du, wo wir Ludwigs Kinder erreichen können?«, fragte Bodenstein.
    Â»Gregor wohnt in Glashütten, Matthias in Königstein, und Frauke arbeitet im Tierparadies«, erwiderte Bodenstein senior, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. »Das ist der Zooladen in der Kirchstraße in Königstein, der der Freundin von Jannis gehört. Aber ich habe sie …«
    Â» Wem gehört der Laden?«, fiel Bodenstein seinem Vater ins Wort, ging um ihn herum und stellte sich ihm in den Weg.
    Â»Ricky. Jannis’ Freundin.«
    Â»Das gibt’s doch nicht. Wieso hast du mir das nicht eher gesagt?«
    Â»Was hätte ich dir eher sagen sollen?« Bodenstein senior sah seinen Sohn verdutzt an.
    Â»Herrje! Du weißt doch, dass wir seit Montag nach diesem Theodorakis suchen! Warum hast du mir nicht gesagt, wo wir ihn finden können?«, fragte Bodenstein seinen Vater

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