Wer Wind sät
vorwurfsvoll.
»Deine Arbeit geht mich nichts an. AuÃerdem hast du mich überhaupt nicht nach Jannis gefragt«, entgegnete der. »Und jetzt geh zur Seite, ich will hier fertig werden.«
Bodenstein ergriff den Besenstiel und hielt ihn fest.
»Vater, bitte«, sagte er eindringlich. »Wenn du etwas weiÃt, dann musst du es mir sagen!«
Heinrich von Bodenstein betrachtete seinen Sohn aus schmalen Augen.
»Ich muss gar nichts«, sagte er kühl. »Lass den Besen los.«
»Nein. Erst will ich von dir wissen â¦Â«
»Kennen Sie die Adresse von Theodorakisâ Freundin?«, unterbrach Pia ihren Chef, um einen Streit zu verhindern.
»Ich war zwar schon mal da, aber ich weià die Adresse nicht. Sie wohnt in Schneidhain. Aber tagsüber findet ihr sie im Tierparadies.«
»Danke.« Pia lächelte.
»Ach, mir ist da noch etwas eingefallen. Zu gestern Abend.« Er übersah seinen Sohn und wandte sich direkt an Pia. »Ludwig und ich haben noch eine Weile in der Krone gesessen und geredet. Als wir rausgingen, war da ein Mann, der Ludwig angesprochen hat. Eigentlich wollte ich Ludwig nach Hause fahren, aber er ist dann noch geblieben.«
War das eine erste Spur?
»Kanntest du den Mann?«, fragte Bodenstein. »Wie sah er aus?«
»Nein, ich kannte ihn nicht. Und ich kann ihn auch nicht beschreiben.« Heinrich von Bodenstein schüttelte bedauernd den Kopf.
Pia spürte die wachsende Verärgerung ihres Chefs. Er hatte offenbar nur wenig Verständnis für seinen Vater, der äuÃerlich gelassen wirkte, aber sicher noch unter Schock stand. Wahrscheinlich würde er sich später an mehr erinnern, jetzt lähmte der durchlebte Alptraum sein Gedächtnis.
»Wo hatte der Mann gewartet?«, erkundigte sich Pia behutsam.
»Hm.« Bodensteins Vater legte nachdenklich die Stirn in Falten und stützte sich auf den Besen. »Wir kamen aus der Krone und gingen auf den Parkplatz. Mein Auto stand etwas weiter hinten, ich schloss es auf und setzte mich hinein. Da fiel mir auf, dass Ludwig mir nicht gefolgt war. Ich sah ihn im Rückspiegel vorne an der StraÃe stehen, wo er mit einem Mann sprach. Ich fuhr los, hielt neben ihm an und kurbelte das Fenster herunter. Ludwig sagte, er habe noch kurz etwas mit jemandem zu klären und würde nach Hause laufen. Das ⦠das war das letzte Mal, dass ich ihn ⦠gesehen habe.«
Er verzog schmerzhaft das Gesicht, und Pia wartete taktvoll einen Moment, bis er seine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte.
»Hatten Sie den Eindruck, dass Herr Hirtreiter sich irgendwie bedroht fühlte?«
»Nein. Ganz und gar nicht. Er wirkte sogar ziemlich ⦠entschlossen.«
»Und er sagte, er habe etwas zu klären ? Sind Sie sicher, dass er dieses Wort benutzte?«
Der alte Graf dachte eine Weile angestrengt nach, dann nickte er.
»Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen? Ein Auto, das Sie vorher noch nie gesehen haben, zum Beispiel. Versuchen Sie sich zu erinnern. Manchmal merkt sich das Unterbewusstsein Dinge, die der Verstand gar nicht wahrnimmt.«
»Es war dunkel, und ich hatte ein bisschen was getrunken«, begann Heinrich von Bodenstein. »Aber ich â¦Â«
»Und du bist trotzdem noch Auto gefahren?«, mischte sich sein Sohn ein. Pia hätte ihm am liebsten gegen das Schienbein getreten. Einen aussagewilligen Zeugen abzuwürgen, selbst wenn es der eigene Vater war, war der dilettantischste Fehler, den man bei einer Befragung begehen konnte.
»Na ja.« Bodenstein senior lächelte verlegen, und mit seiner Bereitschaft, sich an den Mann auf dem Parkplatz zu erinnern, war es vorbei. »Drei Schnäpse. Zwei Pils. Was ist das schon.«
»Mindestens 1 , 3 Promille«, entgegnete Bodenstein aufgebracht. »Dem Wirt erzähle ich noch was. Wenn er seine Gäste schon abfüllt, dann muss er wenigstens dafür sorgen, dass sie mit einem Taxi nach Hause fahren.«
»Ach, jetzt sei doch nicht so ein grässlicher SpieÃer, Oliver.«
»Ich bin kein SpieÃer!«, widersprach der unwirsch. »Wenn du in eine Kontrolle geraten wärst, wäre jetzt dein Führerschein weg. Und in deinem Alter bekommst du den so schnell auch nicht mehr wieder.«
»Wenn, wenn, wenn. Es ist aber nichts passiert.« Bodenstein senior rollte die Augen und warf Pia einen Blick zu. »Das hat man davon, wenn der Sohn Polizist
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