Wer zuerst kommt, küsst zuerst
geschehen war. Sie wollte nicht daran denken müssen. Aber Cruz ließ sich nicht so leicht abwimmeln.
„Woher weißt du von Andrew?“, fragte sie.
„Jed hat ihn erwähnt. Auf der Cocktailparty. Er meinte, dass er es gern gesehen hätte, wenn du ihn heiratest, aber dass du dich geweigert und am Ende recht behalten hast.“
Jeder hat eine Vergangenheit, erinnerte sie sich. Wenn sie doch nur eine gute hätte. Eine aufregende, mit Piraten oder Außerirdischen. Aber nein – sie hatte einen traditionelleren Weg eingeschlagen. Sie war auf einen Vollidioten hereingefallen, der es beinahe geschafft hätte, sie davon zu überzeugen, dass er eine echte Person war.
„Ich lernte Andrew vor ungefähr drei Jahren durch Freunde kennen. Er war im Finanzwesen tätig. Wir schienen aus ähnlichen Verhältnissen zu kommen und gemeinsame Interessenzu haben. Er war charmant und freundlich und sehr an mir interessiert. Er ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm ernst mit uns war und er kein falsches Spiel trieb.“
„Aber genau das tat er“, brachte Cruz die Sache auf den Punkt.
Lexi nickte. „Er behauptete, auf einer Privatschule und in Yale gewesen zu sein, aber mit einem Stipendium. Ich sage gar nicht, dass das schlecht ist. Das Problem ist nur, es implizierte, dass seine Familie wohlhabend war. Er log, was seine Eltern und seine Herkunft anging. Als ich es herausfand und ihn damit konfrontierte, sagte er, er habe es nur aus Angst getan, ich könnte sonst weniger von ihm halten.“
„Wäre es denn so gewesen?“
„Nein. Es störte mich nicht, dass er aus einer mittelständischen Familie kam. Aber dass er gelogen hatte, machte mir zu schaffen. Allmählich fielen mir immer mehr Dinge auf, die mir ein ungutes Gefühl gaben. Dass er keine Freunde aus seiner Zeit vor dem College hatte, wie er Izzy immer ansah – als wollte er mit ihr schlafen. Ich dachte, ich wäre paranoid. Dann habe ich zufällig ein Gespräch zwischen ihm und seinen Freunden gehört. Er hatte alles sorgfältig geplant. Sobald wir verheiratet wären, würde er für Jed arbeiten. Das hatten sie schon besprochen. Es ging ihm gar nicht um mich, sondern um das Titan-Vermögen. Ich war nur ein Mittel zum Zweck. Als ich nicht mehr mitspielte, machte er sich an Izzy ran.“
Sie erinnerte sich noch an ihren ersten Gedanken: Jetzt ist das Unvermeidliche eingetroffen. Warum hätte sie auch überrascht sein sollen?
„Wie ging es weiter?“, wollte Cruz wissen.
„Ich habe ihn verlassen und davor gewarnt, sich an meine Schwester ranzumachen. Dana kannte zwei kräftige Cops, die ihm eines späten Abends einen Besuch abgestattet und ordentlich Angst eingejagt haben. Er verließ daraufhin die Stadt.“
„Hat er dir das Herz gebrochen?“
„Nein“, gestand sie. „Es tat zwar weh, aber ich habe mich schnell davon erholt. Ein Teil von mir war noch nicht mal überrascht. Der Name Titan und unser Vermögen haben schon immer Einfluss darauf gehabt, wie sich die Menschen mir gegenüber verhalten. Du bist ja auch nur wegen des Namens da.“
Cruz gefiel diese Bewertung nicht, auch wenn sie in gewisser Hinsicht zutraf. „Ich bin eher an deinen Kontakten mütterlicherseits interessiert“, erwiderte er.
„Du weißt, was ich meine. Meine Schwestern sind in demselben Bewusstsein aufgewachsen wie ich, und Dana und ich sind schon seit Ewigkeiten befreundet. Den Dreien kann ich also trauen. Aber sonst gibt es nicht sonderlich viele vertrauensvolle Seelen in meinem Leben.“
Ihn eingeschlossen. „Ich bin weder an deinem Geld noch an deinem Namen interessiert“, wandte er ein.
„Nicht im herkömmlichen Sinne. Du brauchst das Geld nicht, aber der Name hilft dir zu bekommen, was du willst.“
Die richtige Frau aus der richtigen Familie. Akzeptanz in einer Welt, die ihn zwar langweilte, zugleich aber reizte.
„Ist schon gut“, fuhr sie fort. „Du hast von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Wir haben einen Deal. Ich weiß, woran ich bei dir bin. Aber bei allen anderen? Es ist verwirrend. Ich dachte, ich hätte meine Lektionen gelernt, aber Andrew hat mich getäuscht. Das ärgert mich am meisten. Ich dachte, ich wäre gescheiter.“
„Du bist gescheit. Du wirst den gleichen Fehler nicht noch mal machen.“
Die Kellnerin kam mit ihrem Frühstück.
In einem offensichtlichen Versuch, das Thema zu wechseln, kommentierte Lexi das Essen, und Cruz ließ sie gewähren. Aber seine Gedanken kreisten weiterhin um das, was sie ihm erzählt hatte. Es war nicht nur die
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