Wer zuerst kommt, küsst zuerst
Eigenver antwortung. Vielleicht hatte sie bei ihrem ersten Kuss auch gespürt, dass sie sich leicht in ihn verlieben könnte. Dass es zwischen ihnen eine Verbindung gab, die sie zuvor oder seit dem nicht mehr gefühlt hatte. Eine Verbindung, die immer noch zwischen ihnen bestand … wenigstens von ihrer Seite aus. Sie glaubte nicht, dass es auf Gegenseitigkeit beruhte.
Cruz hatte diese Vermutung vergangene Nacht bestätigt, als er sich nicht zur ihr ins Bett gelegt hatte. Sie hegte den Ver dacht, dass er Angst hatte, sie könnte emotional werden, und welcher Mann mochte das schon? Also war er in Deckung ge blieben.
Sie duschte und zog sich an und wollte gerade aus dem Schlafzimmer gehen, als die Tür aufging und Cruz herein schlenderte. Er war ebenfalls angezogen, trug Jeans und ein langärmliges Shirt.
„Gut“, begrüßte er sie. „Du bist schon auf. Wir fahren in ein paar Minuten los.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist Sonntag.“
„Ich weiß.“
„Und wenn ich schon was vorhabe?“
„Hast du aber nicht. Ich habe in deinem Kalender nachgesehen. Gestern hast du mir deine Welt gezeigt. Heute zeige ich dir meine.“
„Und das bedeutet was genau?“
„Dass wir zu einer Rennstrecke nach Louisiana fahren. Dort startet ein Junge, den ich mir gern ansehen möchte.“
„Louisiana? Weißt du, wie weit das ist?“
„Es ist näher, als du denkst.“
Sie sahen nach C.C. und gingen anschließend zur Garage. Aber statt nach Osten in Richtung Louisiana fuhr Cruz sie zu einem nahegelegenen Flugplatz, wo ein Hubschrauber auf sie wartete.
„Du hast betrogen“, sagte sie, als sie in den Helikopter stiegen. „So ist es natürlich nicht weit.“
„Ich mache nur meinen Job.“
Sobald sie sich angeschnallt hatten, hob der Hubschrauber ab.
Cruz zeigte auf einen Kopfhörer mit angeschlossenem Mikrofon. Lexi setzte ihn auf und schaltete ihn an. Sofort verschwand der Lärm des Motors, und sie konnte Cruz’ Stimme klar und deutlich hören.
„Schallschutzkopfhörer“, sagte er. „Alles okay? Einige Menschen vertragen die Bewegung nicht.“
Sie schaute aus dem Fenster und sah zu, wie sie sich senkrecht in die Luft erhoben. „Mir macht das nichts aus. Izzy hasst es, was ziemlich lustig ist. Sie ist so eine Draufgängerin, aber Hubschrauber machen sie ganz verrückt.“ Sie lächelte. „Normalerweise hört sie auf ihrem iPod immer Rap und Rockmusik, aber beim Fliegen laufen auf dem Gerät ausschließlich Meditationsübungen. Du weißt schon: ‚Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich einen leeren Strand mit sanfter Brandung vor.‘ Zurzeit arbeitet sie auf einer Ölplattformund erledigt Unterwasserschweißarbeiten.“
„Deine Schwester Izzy? Die ich auf der Party getroffen habe?“
Lexi konnte sein Erstaunen gut nachvollziehen. Izzy verstand es, sich so sexy und mädchenhaft zu präsentieren wie jede andere Frau, aber wenn sie die Wahl hätte, würde sie sich immer für die Bergtour oder den Kampf mit einem Grizzly entscheiden.
„Genau die. Sie war schon immer wild.“
„Interessante Schwestern.“
„Hast du außer deinen Eltern noch Familie?“
„Nein. Ich bin Einzelkind. Meine Mutter hat zwei Schwestern in Kalifornien. Über die Familie meines Vaters weiß ich nichts. Sie haben allen Grund, mich nicht besonders zu mögen.“
„Weil du ihn vertrieben hast?“
Er nickte.
Familie ist schon was Kompliziertes, dachte sie. Cruz hatte seinen Vater vertrieben, und ihre Mutter war nach der Scheidung einfach gegangen. Lexi wusste nicht, warum sie in Texas zurückgelassen worden war. Hatte Jed darauf bestanden, oder hatte ihre Mutter einfach keine Lust gehabt, sie mitzunehmen?
„Hat Jed Skyes Ehe wirklich arrangiert?“, unterbrach Cruz ihre Gedanken.
„Ihr zwei habt euch in den paar Minuten auf der Party ja erstaunlich viel erzählt“, kommentierte Lexi und fragte sich, was ihr Vater noch alles ausgeplaudert hatte. „Ja, das hat er. Aber wir reden nicht viel darüber.“
„Warum hat er das gemacht? War er dem Kerl was schuldig?“
„Keine Ahnung. Vielleicht. Ray war wirklich sehr nett. Älter, vielleicht zwanzig Jahre älter als Skye. Er betete sie an, und anscheinend haben sie eine relativ glückliche Ehe geführt.“ Zumindest hatte es von außen so ausgesehen. Sie vertrieb sichdie falsche Verlobungszeit ja auch nicht damit, wieder und wieder „Mrs. Cruz Rodriguez“ zu schreiben, auch wenn die Leute das vielleicht von ihr dachten.
„Wieso hat sie der Heirat
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