Wer zuerst kommt, küsst zuerst
aufeinander. „Sie sollten gehen. Ich rufe die Polizei, wenn es sein muss.“
„Ich gehe“, erwiderte Lexi. „Aber denken Sie über meine Worte nach. Ich will Ihnen nicht wehtun, aber wenn Sie sich mit mir anlegen, mache ich Sie fertig.“ Sie griff in die Jackentasche und zog eine Visitenkarte heraus.
„Wenn er Sie bedroht oder Sie Angst bekommen, rufen Sie mich an. Wie gesagt, Sie haben die Sache nicht ins Rollen gebracht. Sie sollten abspringen, bevor es zu spät ist. Ich bin gern bereit, Ihnen dabei zu helfen. Wahrscheinlich denken Sie, Sie könnten mir nicht vertrauen, aber da irren Sie sich. Im Gegensatz zu Garth ist es mir nicht egal, wenn ein Unschuldiger verletzt wird.“
Sie drehte sich um und verließ die Wohnung. Cruz folgte ihr. Als sie den Fahrstuhl erreicht hatten, musste sie sich an der Wand abstützen, um nicht umzukippen.
„Ich glaube, ich muss mich übergeben“, flüsterte sie.
„Versuch durchzuhalten, bis wir im Erdgeschoss sind“, sagte er. „Du willst doch nicht deinen perfekten Abgang ruinieren.“
Sein Kommentar brachte sie zum Lachen, was die Übelkeit ein wenig milderte.
Der Fahrstuhl kam, und sie stiegen ein. Am Auto angekommen, hatte sich ihr Magen beruhigt.
„Das war grausam“, stöhnte sie. „Er benutzt sie. Was für ein Bastard.“ Sie sah Cruz an. „Und das meine ich wörtlich und im übertragenen Sinn.“
„Er spielt, um zu gewinnen.“
„Meinetwegen. Aber dann soll er sich selbst opfern und nicht einen unschuldigen Dritten, der weder die Erfahrung noch die Mittel hat, sich zu schützen.“
„Hast du das ernst gemeint? Willst du sie wirklich fertigmachen?“
Lexi blickte an dem Gebäude empor. Anns Apartment lag zur anderen Seite raus, sodass sie die Fenster nicht sehen konnte, aber sie stellte sich vor, dass sich die Frau vor Panik eingeigelt hatte.
„Ich muss“, antwortete sie. Das machte sie nicht gerade stolz, aber sie hatte keine andere Wahl. Wenn Garth spielte, um zu gewinnen, würde sie jeden einzelnen seiner Schläge abwehren müssen.
Cruz öffnete die Beifahrertür seines Bugatti. „Du warst beeindruckend.“
„Das sagst du doch zu jeder.“
Er lächelte nicht. „Ich meine es ernst, Lexi. Dein Auftreten war stark und trotzdem angemessen. Du hast ihr die Wahrheit gesagt und sie in die Schranken gewiesen. Denkst du, sie wird dich anrufen?“
„Nein. Sie kennt mich nicht und war jahrelang in ihn verknallt.Ich bin der Feind. Ich hoffe nur, sie denkt über meine Worte nach.“
„Er wird nicht zulassen, dass sie die Klage fallen lässt.“
„Es würde ihm zwar nicht gefallen, aber ich bin nicht sicher, wie viel es ihm letztlich ausmachen würde. Er trägt seinen Krieg an verschiedenen Fronten aus. Eine Schlacht zu verlieren ist da nicht so tragisch.“
„Er hat schon mal gegen dich verloren. Das Darlehen. Du hast einen Ausweg gefunden.“
„Dank dir.“
Wenn Cruz ihr nicht das Geld angeboten hätte, wäre sie ruiniert gewesen. Sich an ihren Vater oder sogar an Skye zu wenden, wäre keine Option gewesen. Eher hätte sie ihr Geschäft aufgegeben.
„Warum hast du das getan?“, fragte sie. „Warum hast du mir das Geld geliehen?“
„Das weißt du doch. Wir haben eine Abmachung.“
Theoretisch, ja. Aber praktisch? „Du hast mich noch nicht gebeten, dir andere Frauen vorzustellen.“
Er zog einen Mundwinkel hoch. „Du hast mich eben auf Trab gehalten. Außerdem habe ich viele Kontakte geknüpft. Keine Sorge, ich kümmere mich schon um die anderen Frauen. Wenn du mich verschlissen hast.“
Bestimmt waren seine Worte lustig gemeint. Er wollte sie mit dem Versprechen necken. Weil sie einen Deal hatten. Nur wollte sie sich ihn nicht mit anderen Frauen vorstellen. Sie wollte ihn nicht in die Gesellschaft der Begehrten einführen. Sie wollte nicht daran denken, wie er eine andere küsste, sie berührte, mit ihr ins Bett ging. Sie wollte ihn … für sich allein.
„Lexi? Ist alles in Ordnung?“
„Na klar“, flüsterte sie. „Ich habe heute Morgen nur nichts gegessen, und jetzt ist mir ein bisschen schwindelig.“
„Dann besorgen wir dir jetzt ein gutes Mittagessen.“
Irgendwie schaffte sie es, in sein Auto einzusteigen. Er schloss die Tür und ging herum zur Fahrerseite. Sie lehnte sich in dem weichen Ledersitz zurück. Das konnte doch bitte nicht wahr sein. War sie denn wirklich so dumm? Hatte sie sich allen Ernstes gestattet, derart zu versagen?
Sie hatte. Irgendwann während der vergangenen Wochen, als sie nicht
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