Wer zuerst kommt, küsst zuerst

„Ich bin Lexi Titan. Die Frau, die Sie verklagen. Ich dachte mir, ich komme einfach mal vorbei, damit wir uns ein bisschen unterhalten können. Das ist mein Verlobter, Cruz Rodriguez. Er ist mitgekommen, um mich davon abzuhalten, etwas Dummes zu tun.“
    Ann hatte kurze braune Haare und kleine braune Augen. Entsetzen spiegelte sich auf ihrem Gesicht, als sie in die Küche zurückwich.
    „Ich muss Sie bitten zu gehen.“ Ihre Aufforderung klang eher wie eine Frage.
    „Das werde ich. Aber zuerst möchte ich Ihnen ein paar Dinge mitteilen. Ich habe ein bisschen recherchiert und weiß, dass sie für Garth gearbeitet haben. Sie waren die Assistentin seiner Assistentin.“ Lexi lächelte. „Also quasi das Haustier des Hundes. Im Büro wussten alle, dass Sie in Garth verliebt waren, dass er Sie nie wahrgenommen hat und dass Sie alles getan hätten, damit er Sie mag. Wie es aussieht, sogar lügen.“
    Ann errötete. „Ich w-weiß nicht, wovon Sie sprechen.“
    „Dann werde ich es Ihnen erklären. Garth benutzt Sie, Ann. Er führt eine persönlich motivierte Fehde gegen meine Familie, und Sie sind nur ein entbehrlicher Soldat in seiner Armee. Eine Klage einzureichen ist leicht. Ich vermute, Garths Anwälte haben das für Sie übernommen. Sie brauchten nur zu unterschreiben. Aber von jetzt an wird es um einiges schwieriger werden. Sie werden unter Eid aussagen und Anhörungen überstehen müssen. Sie werden meinen Anwälten gegenübertreten müssen, und ich kann Ihnen versichern, dass es keine freundlichen Menschen sind. Und dann sind da natürlich noch der Richter und die Jury.“
    Ann sah verwirrt und verängstigt aus. „Es wird keine Verhandlung geben. Sie werden den Rechtsstreit durch einen Vergleich beilegen.“
    Lexi hatte beinahe Mitleid mit der Frau. „Hat Garth Ihnen das erzählt? Dass ich keine Lust auf Ärger habe?“
    „Es wird eine Menge negative Publicity geben. Was mir alles bei den Behandlungen widerfahren ist …“ Sie schluckte. „Ich habe Fotos davon.“
    „Was Sie nicht sagen. Ich habe Experten darauf angesetzt herauszufinden, wann genau die Fotos aufgenommen wurden und wer das Make-up gemacht hat.“
    Lexi bluffte, aber das wusste Ann ja nicht. Trotzdem atmete Lexi innerlich auf, als die Augen der Frau immer größer wurden.
    „Man hat mir in Ihrem Spa ernsthafte Verletzungen zugefügt. Sie sollten kompetenteres Personal anstellen.“
    „Eines irritiert mich besonders. Wenn Ihre Klage berechtigt ist, warum sind Sie nie zu mir gekommen und haben mich zur Rede gestellt?“
    „Ich habe angerufen“, behauptete Ann und klang etwas selbstsicherer. „Man hat mir gesagt, Sie würden mich zurückrufen, aber das haben Sie nicht.“
    „Interessant. Unsere Telefone haben alle eine Anruferkennung. Ein spezielles System erfasst alle Anrufe und speichert sie. Nicht bloß die letzten vierzig oder so, sondern alle . Wir werden also ohne Probleme herausfinden, wie oft Sie wirklich versucht haben, mich zu erreichen.“
    Ann verschränkte die Finger vor der Brust und hielt sie fest umklammert. „Sie sollten jetzt gehen.“
    „Das werde ich. Aber Sie gestatten sicher, dass ich Ihnen vorher einige Dinge verrate, die Garth bestimmt vergessen hat zu erwähnen. Was Sie hier machen, ist illegal. Es handelt sich dabei um Betrug und Erpressung. In diesem Prozess geht es um so viel Geld, dass Sie einer Anklage wegen eines Kapitalverbrechens entgegensehen. Glauben Sie, Garth wird sich dann noch hinter Sie stellen? Glauben Sie, er würde ins Gefängnisgehen, nur um Sie zu beschützen? Haben Sie irgendein Schriftstück, das beweist, dass das alles nicht allein auf Ihrem Mist gewachsen ist?“
    Anns Gesicht wurde kalkweiß.
    Lexi baute sich vor ihr auf. „Sie sind in eine Sache verwickelt, die Ihr Leben vollständig ruinieren wird, Ann. Ich verstehe ja, dass Garth Ihnen nicht gleichgültig ist, aber zuerst müssen Sie an sich denken. Falls Sie die Wahrheit sagen, falls Ihnen in meinem Day Spa tatsächlich Verletzungen zugefügt wurden, entschuldige ich mich und werde dafür geradestehen. Aber wenn das hier einer von Garths Plänen ist, mich fertigzumachen, dann werde ich Sie opfern. Ich werde nämlich nicht zulassen, dass er mich vernichtet. Ich werde alles denkbar Mögliche unternehmen, um zu beschützen, was mir gehört. Ich bin eine Titan, Ann. Den Namen haben Sie bestimmt schon mal gehört. Ich verfüge über Mittel, die Sie sich nicht mal vorstellen können.“
    „Ich … ich …“ Ann presste die Lippen