Wer zuerst kommt, küsst zuerst
die Schwestern ihn vorher alleine aufhalten konnten? Er bezweifelte nicht, dass sie über die notwendigen Mittel verfügten. Aber hatten sie auch den Willen dazu? Keine von ihnen hatte den erforderlichen Killerinstinkt. Sie waren Herzensmenschen. Ganz im Gegensatz zu Jed und Garth.
„Das hier ist zwar alles äußerst faszinierend“, sagte Izzy, „aber nicht annähernd so interessant wie das, was ich euch zu berichten habe.“
„Und das wäre?“, fragte Skye.
„Ich habe mal ein bisschen herumgeschnüffelt. Ihr kennt doch die Tierhandlung in Titanville, oder?“
„Klar“, erwiderte Lexi. „Ich habe C.C. dort gekauft. Der Laden gehört Garth.“
„Eine ziemlich seltsame Investition für einen Typen wie ihn, findet ihr nicht?“, fuhr Izzy fort. Ihre Augen funkelten vor Aufregung. „Die Frau, die dort arbeitet? Kathy? Inzwischen geht es ihr ja relativ gut – aber das war nicht immer so.“
„Was hat sie mit der Sache zu tun?“, wollte Skye wissen.
„Kathy ist Garths Mutter.“
„Ich hätte es sehen müssen“, ärgerte Lexi sich, als sie und Cruz zurück nach Hause fuhren. „Ich bin ihr begegnet. Ich kannte ihren Namen. Als Jed von Kathy gesprochen hat, hätte ich darauf kommen müssen, dass es ein und dieselbe Person ist.“
„Der Name ist nicht gerade selten.“
„Vielleicht, ja.“ Lexi wusste, dass ihr Leben zurzeit recht turbulent war, was vermutlich erklärte, warum sie den Zusammenhang nicht erkannt hatte. Aber trotzdem – sie sollte eigentlich gescheiter sein. „Seine Mutter. Ich frage mich, was passiert ist. Und wann.“
„Da kommt einiges infrage. Ein Autounfall. Krebs. Ein Schlaganfall.“
„Einen Schlaganfall schließe ich aus. Sie bewegt sich einwandfrei. Körperlich ist mir nichts an ihr aufgefallen. Es muss was mit ihrem Gehirn sein. Ich möchte mit ihr reden.“
„Wenn sie nicht ganz bei sich ist, was versprichst du dir dann davon?“
„Keine Ahnung, aber ich muss es versuchen.“
„Eine ganz schlechte Idee.“
Sie lächelte. „Davon strotze ich neuerdings.“ Wieso sonst hätte sie sich in ihn verlieben sollen? Doch zu wissen, wie unklug es war, änderte nichts an den Tatsachen. „Ich bin auch ganz vorsichtig“, versprach sie.
„Ich mache mir keine Sorgen, dass dir was passiert“, entgegnete er. „Ich frage mich nur, was du danach selber von dir denkst. Dir fehlt der Killerinstinkt.“
So hatte sie noch nie über sich gedacht. „Ist das gut oder schlecht?“
„Gut.“
Jed sähe das anders. Für ihn wäre es ein Makel. Sie blickte Cruz an. „Hättest du dich mehr in das Leben deines Kindes eingebracht, wenn Kendra ein Junge wäre?“
„Das hast du mich schon mal gefragt, und die Antwort ist immer noch Nein.“
„Willst du nicht vielleicht erst über die Frage nachdenken, bevor du antwortest?“
„Das brauche ich nicht. Als ich erfuhr, dass meine Freundin schwanger war, wollte ich einfach nur weg von ihr. Wir waren Teenager. Wir dachten, wir wären verliebt. Der Sex war toll, aber damals hatte ich ja auch noch keine hohen Ansprüche. Aber ein Kind? Heiraten?“ Er schüttelte den Kopf. „Niemals.“
„Und was wollte sie?“
„Ich weiß es nicht genau. Vielleicht war das Baby für sie als Schwangere realer als für mich. Ihre Eltern reagierten überraschend verständnisvoll. Sie drohten mir, es meiner Mutter zu sagen, wenn ich es nicht selbst täte, also blieb mir keine Wahl. Dann setzten wir uns zusammen und redeten.“
Lexi fragte sich, was sie getan hätte, wenn sie in der High School schwanger geworden wäre. Jed wäre nicht gerade glücklich gewesen. Wahrscheinlich hätte er den Vater des Kindesumgebracht und in der hintersten Ecke des Grundstücks verbuddelt.
„Eine Zeitlang sprachen wir von Adoption, aber je näher das Ende der Schwangerschaft rückte, desto klarer wurde mir, dass sie das Kind behalten wollte. Ich fühlte mich gefangen. Ich war noch nicht bereit, Vater zu sein. Ich wollte nicht für einen anderen Menschen verantwortlich sein. Ich fuhr immer noch bei illegalen Autorennen mit. Ich hatte Pläne, Träume, und ein Kind kam darin nicht vor.“
Bei seinen Worten verspürte sie Mitleid mit Kendra. Sie hoffte inständig, dass das Mädchen niemals etwas davon erführe.
„Wir kamen überein, dass ich mich noch nicht als Vater eignete und es das Kind nur verunsichern würde, wenn ich ständig in sein Leben platzen und wieder verschwinden würde. Ich würde dem Kind Unterhalt zahlen und den beiden fernbleiben. So kam ich
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