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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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…«
    »Höllenhunde.«
    »Genau. Sie haben dich ins Haus gejagt, und dann ist keiner mehr rausgekommen, um die Katze zu holen. Also bin ich schnell rausgeschlüpft und hab sie genommen.«
    »Okay, das ist schon gruselig und widerlich genug. Aber warum nur?«
    »Es wird schlimmer mit mir, wenn ich nichts zu tun oder zu denken habe.«
    »Inwiefern schlimmer?«
    »Toter«, erwiderte er schlicht.
    »Ähm … könntest du das mal genauer erklären?«, fragte Dick. Wenigstens lag seine Hand nicht mehr auf dem Pistolenkolben.
    »Ich werde langsamer und verblöde allmählich. Es fällt mir immer schwerer zu denken. Wenn ich mich nicht beschäftige, möchte ich nur noch in einem Winkel zusammensacken und den kopulierenden Mäusen in den Wänden zuhören.«
    »Ich weiß ehrlich nicht, was ich dazu sagen soll«, gestand Jessica.
    »Ja, ich eigentlich auch nicht, Jess. Es ist eben so: Wenn ich mich beschäftige, dann bin ich mehr … ich selbst, würde ich sagen.«
    »Woher hast du den OP -Kittel?«, fragte Tina erneut.
    »Ihr hattet doch meinen Krempel zusammengepackt«, antwortete Marc mit leisem Lächeln. Seine strahlenden grünen Augen hatten etwas von ihrem früheren Glanz bewahrt. »Ich habe gewartet, bis ihr alle eines Abends ausgegangen wart, dann habe ich mir ein paar meiner Sachen geschnappt und auf den Speicher gebracht. Ist euch gar nicht aufgefallen.«
    »Wie unachtsam von uns«, murmelte Tina, und Sinclair nickte dazu.
    »Wir haben dich überhaupt nicht gehört.«
    »Den anderen Zombie haben wir ja auch nicht gehört«, erinnerte ich meine Mitbewohner. Ja, in diesem wunderbaren Leben, das ich mir nach meinem Tod geschaffen hatte, hatte ich schon vor Marc einen Zombie kennengelernt. »Das muss wohl irgend so eine Zombie-Superkraft sein.«
    »Keine Ahnung.« Sinclair und Tina wechselten einen bedeutungsvollen Blick. »Darüber weiß ich leider nichts«, gab mein Gemahl zu, und ich spürte, dass es ihn mächtig ärgerte. »Vielleicht …«
    Ich kannte dieses »Vielleicht«. Mein Ehemann und König, der mich über alles auf der Welt liebte, hatte auch eine dunkle Seite. Wahrscheinlich redete er sich gerade ein, dies sei doch eine exzellente Gelegenheit, alles über Zombies zu erfahren. Hey, man muss immer die Vorteile sehen, nicht wahr? Einerseits bewunderte ich diesen Charakterzug, andererseits befürchtete ich, irgendwann einmal ähnliche Ambitionen zu entwickeln.
    Hoffentlich nicht.
    Marc zuckte mit den Schultern. »Ich bin jedenfalls froh, dass ihr mein Zeug nicht weggeworfen habt. Ich hab mir gedacht, dass es noch da war, weil ihr meinen Tod nicht wahrhaben wollt oder weil alles viel zu schnell geschehen ist oder weil ihr wusstet, dass ich zurückkommen würde.« Er blickte mich an. »Ich habe mich gefragt, ob meine Sachen vielleicht deshalb noch da sind, weil du nicht erwartet hast, dass ich lange tot – richtig tot – bleiben würde.«
    »Marc … ich wollte es wirklich versuchen … aber ich war noch nicht dazu gekommen.« Ich hob in einer hilflosen Geste die Hand. »Bitte glaub nicht, dass wir dich nicht vermisst hätten oder nicht unablässig an dich gedacht hätten, denn das haben wir getan. Sinclair kann dir versichern, dass ich mir die Augen ausgeheult habe …«
    »Das stimmt«, bestätigte er. »Es war schrecklich.«
    »… und wir haben gestern erst darüber gesprochen, aber dann ging es … ähm … wir konnten dich nicht …«
    »Wir wollten deine Entscheidung respektieren«, erklärte Nick/Dick. »Das will Betsy eigentlich damit sagen. Wir haben uns gedacht, dass du wusstest, was du tatest, als du dir den Todescocktail zu Gemüte führtest, und wir wollten keine schlafenden Zombies wecken.«
    »Ach, tatsächlich?« Marc wirkte erstaunt.
    »Nein, das stimmt nicht so ganz … Ich wollte wirklich überlegen, wie ich dich zurückholen konnte, aber zuerst einmal wollte ich alles sacken lassen. Du weißt schon, damit die anderen sich an den Gedanken gewöhnen konnten. Und dann wollte ich mich davonstehlen und dich wieder zum Leben erwecken – irgendwie … Doch dann hat es ja jemand anders getan, und ich brauchte es nicht mehr.«
    »Du wolltest was?«
    Schluck. Jessica.
    »Was?«
    Dank ihrer verrücktspielenden Hormone konnte Jessica von jetzt auf gleich in mörderische Wut geraten. Es war, als beobachtete man ein Feuer, das das eigene Haus auffrisst: ein schrecklicher, aber auch seltsam schöner Anblick.
    »Lass es mich anders ausdrücken«, begann ich, doch dazu war es bereits zu spät.

13
    »Aua,

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