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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Warum, glaubst du wohl, flippen die Rudelmitglieder in deiner Nähe dermaßen aus? Weil es nämlich unheimlich ist, nicht zu wissen, welchen Scheiß du als Nächstes fabrizieren wirst.«
    »Weißt du, es gibt durchaus Leute, die Angst vor mir haben.« Ich wollte nicht wie ein Jammerlappen klingen, doch es gelang mir nicht. »Manche Leute würden es nicht wagen, mich ›Depp‹ oder ›Idiot‹ oder ›Arschloch‹ oder ›Schwachsinnige‹ zu nennen oder …«
    »Du bist keiner von denen«, fuhr sie fort, wobei sie mich so geflissentlich ignorierte, dass ich mich schon fragte, ob ich überhaupt anwesend war. »Du bist bloß ein Toter. Aber du läufst herum. Ähm … warum?«
    »Ein Zombie?«, mischte sich Garrett ein. Er war an Marc vorbeigegangen, um einen Blick in den Kühlschrank zu werfen. Da seine Antonia wieder unter den Lebenden weilte, war es ihm völlig egal, was sonst so passierte. Dass Marc als Zombie wiederauftauchte, nötigte ihm höchstens ein mildes Erstaunen ab. »Hast du ihn zu einem Zombie gemacht, Betsy?« Garrett hielt eine Dose Gemüsesaft hoch. Er war verrückt nach dem Gesöff. Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, warum. »Kann ich die haben?«
    »Nein.«
    »Aber es ist nicht mal die letzte Dose.«
    »Ich habe nicht gemeint, dass du sie nicht haben darfst, sondern dass ich mit Marcs Wiedererweckung nichts zu tun habe … Sauf ruhig alle Dosen leer, wenn du willst, ist mir doch egal. Ich hab Marc nicht zu einem Zombie gemacht – jedenfalls nicht absichtlich«, erläuterte ich. »Tatsächlich bin ich ziemlich sicher, dass ich nichts damit zu tun hatte.« Ziemlich sicher. Aber mir wurde allmählich mulmig zumute. Denn wer konnte schon für Marcs Auferstehung verantwortlich sein? Die Liste der möglichen Kandidaten war lächerlich kurz. Und ich stand ganz oben.
    Wie auch meine Schwester, der Antichrist.
    »Du bist tot, doch du riechst nicht schlecht«, teilte Antonia dem verwirrten Marc mit. »Kein Verwesungsgeruch, kein gar nichts. Du bist lediglich du. Nur tot.«
    »Danke für die Analyse«, entgegnete er trocken. »Und herzlich willkommen zurück aus der Hölle, wo wir schon mal dabei sind.«
    »Hmmmm.« Antonia bedachte Sinclair und mich mit einem Blick. »Ich nehme an, ihr beide werdet in dieser Angelegenheit etwas unternehmen?«
    Ich öffnete den Mund. »Überhaupt nicht, also bleib lieber da und hilf uns!«, wollte ich sagen, doch Sinclair kam mir mit einem »Sicherlich« zuvor. Also beschloss ich, ihm nicht zu widersprechen. Vorerst.
    »Antonia, wir hatten noch keine Gelegenheit, darüber zu reden, aber ich finde, jetzt ist es an der Zeit. Hast du deinem Rudel schon Bescheid gesagt, dass du wieder am Leben bist?«, erkundigte sich mein Ehemann.
    »Nix da! Du warst ja viel zu eifrig damit beschäftigt, es in dem Löffel vom Walker Center zu treiben, stimmt’s?« Meine Güte, ich hatte vollkommen vergessen, wie viel Freude es machte, jemanden zu verpetzen. Wie kommt es nur, dass wir allen Spaß, den wir als Kinder hatten, aufgeben, sobald wir erwachsen werden und sterben? »Ich wette, du hast noch nicht einmal daran gedacht.«
    »Das geht dich überhaupt nichts an, Affenkönigin«, teilte sie mir finster mit.
    »Hey, hey«, mahnte ich. Affe war die werwölfische Entsprechung für Witzfigur. »Halt dein schmutziges Mundwerk im Zaum!«
    »Antonia«, sagte Sinclair vorwurfsvoll. »Es ist nicht nur gedankenlos, sie darüber im Unklaren zu lassen, sondern sogar grausam.«
    »Sie haben mich nicht sonderlich gemocht, bevor ich zur Hölle gefahren bin, das wisst ihr doch. Wen kümmert’s also?«
    »Antonia.« Sinclair wusste, dass sie die Wahrheit sagte, doch er war ein glühender Anhänger der Familie. Seine Eltern und seine Schwester waren gestorben, bevor er erwachsen war. Deshalb mochte Sinclair wohl auch meine Mutter so gern. Es ging nicht so sehr um sie als Person, sondern vielmehr darum, dass ich noch eine Mutter besaß.
    Antonia verdrehte entnervt die Augen und trampelte auf das Wandtelefon zu. »Na schön, na schön. Du hörst ja nicht auf zu quengeln, bis ich’s gemacht habe, dann will ich’s lieber gleich hinter mich bringen.«
    »Ich danke dir sehr für deine Mitarbeit.«
    Sie wählte, lauschte, legte dann die Hand über die Muschel und sprach: »Anrufbeantworter … hallo, Michael? Hier ist Antonia. Betsy ist in die Hölle gereist und hat mich wieder zurückgeholt. Ich lebe also und wohne mit ihr und den anderen Spinnern in der Villa in St. Paul. Ich bin also nicht mehr tot.

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