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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Wer auch immer meine Sachen gekriegt hat, sollte sie schnellstens wieder rausrücken. So … nur, damit du Bescheid weißt.« Sie hängte den Hörer ein. »Zufrieden?«
    Noch nie hatte ich Sinclair so entsetzt erlebt. Ich konnte es ihm nachfühlen, denn mir erging es ähnlich, »Ach, Antonia …« Er schüttelte den Kopf. »Du kannst doch nicht …«
    »Was denn?« Sie fuhr mit der Hand durch die Luft, als wäre Sinclair eine riesige Obstfliege, die sie zerquetschen musste. »Ihr habt euch in meine Angelegenheiten eingemischt …«
    »Du lebst unter dem Dach meiner Königin«, sagte Sinclair scharf, »und deshalb sind deine Angelegenheiten auch meine, wie alles, was in unserem Haus geschieht, und es spielt keine Rolle, ob dir das gefällt oder nicht.«
    »Schön, schön, reg dich nur nicht künstlich auf! Du hast gesagt, ich soll der Familie Bescheid geben. Das hab ich gemacht. Sind noch ein paar Karamell-Brownies da? Ich hoffe doch. Ich bin nämlich am Verhungern.«
    »Also …« Ich bewunderte sie maßlos, während ich sie gleichzeitig furchterregend fand. Ach, und falls es jemanden interessiert: Antonia war schon vor ihrer Höllenfahrt so gewesen. »Ist es eigentlich angenehm, nie von seinem Gewissen geplagt zu werden? Muss ja wohl. Macht’s Spaß, eine Soziopathin zu sein?«
    Wieder rollte sie mit den Augen. »Du schnallst es einfach nicht.«
    »Yep. Ich kapier’s nicht. Werwölfe sind einfach unheimlich.«
    »Komm!«, sagte sie zu Garrett, und er dackelte brav hinter ihr her. »Auch ’ne Art, nicht tot zu bleiben, Arschloch«, lautete ihre Abschiedsbemerkung an Marcs Adresse.
    Garrett verabschiedete sich mit einem schlichten »Hi, noch mal. Und tschüss.«
    Ich seufzte und fuhr mir mit den Fingern durch die Ponyfransen. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Wir wollten rauskriegen, wie es dazu kommen konnte, dass ich aus meinem Nickerchen im Sarg erwacht bin.« Marc entdeckte die Zeitung auf der Arbeitsplatte, erhob sich und nahm sie zur Hand. »Habt ihr die schon ausgelesen? Ich brauche sie nämlich.«
    »Keiner außer Sink Leer liest in diesem Haus Zeitung, also nimm sie dir ruhig. Wofür brauchst du sie denn? Als Klopapier? Auf meinem Speicher?«
    »Ist ja widerlich. Nein, nein.« Bis zu diesem Moment hatte ich noch keinen Zombie gesehen, der vorwurfsvoll dreinschauen konnte. »Ich glaube nicht, dass ich noch aufs Töpfchen muss. Aber ich muss mich beschäftigen.« Er klemmte sich die Zeitung unter den Arm. »Die Katze sezieren. Kreuzworträtsel lösen. Oder Sudokus. Etwas zum Nachdenken haben.«
    »Okay.« Spinner. »Hört mal, mir ist da was eingefallen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir den Antichristen dazuholen. Sie ist einer der Kandidaten auf meiner Liste, die Marc das angetan haben könnten. Und selbst wenn sie es nicht war, könnte sie wissen, wer dahintersteckt. Außerdem macht es mich nervös, dass sie seit fast einer Woche nicht vorbeigeschaut oder angerufen hat.«
    »Zwischen euch hat ja eine gewisse Anspannung geherrscht«, bemerkte Sinclair dazu, was eine unglaubliche Untertreibung war.
    »Es herrscht immer eine gewisse Anspannung, wenn der Antichrist Geheimnisse hütet. Was haben wir für ein Glück, dass sie so schlecht lügen kann.« Lügen waren per definitionem die Domäne ihrer Mutter. Sie können sich also vorstellen, wie froh ich war, dass dieses Verhalten eine Generation übersprungen hatte. »Ich rufe sie noch mal an. Ich hab ja schon Nachrichten hinterlassen – ›Hi, wie geht’s? Hast du in letzter Zeit irgendwelche neuen Zeitströme hochgefahren?‹ –, so ähnlich jedenfalls. Aber wenn ich sie frei heraus bitte, zu uns zu kommen oder uns einzuladen, dann wird sie wohl endlich drangehen.«
    Das sollte sie besser auch tun. Denn das Letzte, was ich heute wollte, war, ohne Einladung oder Begleitung in die Hölle zu platzen.

14
    Sinclair und ich lagen wie erstarrt im Bett. Dank des Zombies, der nun die Herrschaft im Haus übernommen hatte, war Sex das Letzte, wonach uns der Sinn stand.
    »Okay, es ist unheimlich, nicht wahr?« Wir starrten an die Decke. »Es ist einfach total gespenstisch. Er ist unser Freund, und ich wollte ihn ja wiederhaben …«
    »Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst«, brummte Sinclair.
    »… aber jetzt schleicht ein Zombie in unserem Haus herum«, beendete ich meinen Satz.
    »Er muss sich eben beschäftigen.«
    Weiß Gott, das musste er wirklich! Marc hatte uns erklärt, dass er als Zombie jede Menge mentale Anregung benötigte, und

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