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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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»aber ich weiß selbst nicht viel darüber. Wie gesagt, ich hatte gehofft, ihr könntet’s mir sagen.«
    »Warum setzen wir uns nicht?« Tina machte eine Handbewegung zu den Küchenstühlen. Wir schlurften dorthin und nahmen Platz. Marc blieb am längsten stehen und setzte sich dann auf den letzten freien Stuhl. Es entging mir nicht, dass Nick Jessica so weit von dem freundlichen Zombie entfernt wie möglich platziert hatte. »Also, Marc? Willst du uns jetzt sagen, was geschehen ist?«
    »Nicht wirklich«, erwiderte er seufzend. »Aber es wäre wohl besser. In einem anderen Leben …«

12
    »In einem anderen Leben traf ich eine ziemlich groteske Kreatur, die in einigen Jahrhunderten ich sein würde.«
    »Den Teil kennen wir!«, blaffte ich.
    »Es ist meine Geschichte, also erzähle ich sie so, wie ich will!«, fauchte Marc zurück. Ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht zu grinsen. Er war zwar ein böser, untoter, wankender, hirnfressender Zombie, sprach aber immer noch wie mein guter alter Freund. »Okay. Also …«
    »Wo hast du die grüne OP -Kluft her?«, wollte Tina wissen. Sie war ja ein wenig verspätet zu unserer Willkommensparty für Marc den Zombie gekommen und verlor keine Zeit mit höflichen Floskeln. »Und wie bist du …«
    »Würdet ihr mich einfach mal ausreden lassen? Himmel noch mal! Also, um nicht zu der Marc-Kreatur zu werden … Übrigens ein Supername, Betsy. Er drückt so richtig aus, wie fies der Kerl ist.«
    »Nicht wahr?« Ich war hoch erfreut. Es passiert selten, dass ich etwas formulieren kann, das ohne den Zusatz Arschloch auskommt. »Er war nicht Marc der Vampir, sondern die Marc-Kreatur. Würg.«
    »Na jedenfalls, nachdem er mir mit seiner Lebensgeschichte – Todesgeschichte – einen heillosen Schrecken eingejagt hatte, habe ich das Morphium hervorgekramt und mich aus dieser Welt befördert. Das ist, nebenbei bemerkt, eine der fantastischsten Arten zu sterben.«
    »Eine Geschichte, die ein abschreckendes Beispiel zum Thema hat«, schaltete sich Sinclair ein, »beginnt normalerweise nicht mit ›fantastisch‹, und sie endet auch nicht so.«
    »Und schönen Dank noch mal, dass du dich in unserem Haus um die Ecke bringen musstest, du rücksichtsloses Arschloch!« Sehen Sie? Arschloch ist mein Standardfehler. Aber wenn ich stets damit durchkomme – warum nicht?
    »Könntet ihr mal für einen Moment die Klappe halten, damit ich weitererzählen kann?« Marc der Zombie funkelte uns zornig an, und wir rutschten nervös auf unseren Stühlen herum. Wir wussten ja nicht, wodurch bei ihm der Impuls zu rasender Hirnfresserei ausgelöst wurde, und beschlossen daher, lieber still sitzen zu bleiben und konzentriert zu lauschen. »Also. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich auf meinem Bett eingeschlafen bin und in die süße, süße Umarmung des Morphiums stürzte.«
    Neuerlich erzürnt (»süße, süße Umarmung des Morphiums« – wollte er uns verscheißern oder was? »Die süße, süße Umarmung des Morphiums« in meinem Haus?), öffnete ich meinen Mund … und klappte ihn ganz schnell wieder zu, als ich Tinas, Sinclairs und Jessicas wütende Blicke bemerkte.
    »Und dann war ich auf dem Speicher. Lebendig. Vielmehr nicht.«
    »Wir haben dich ja auch nicht beerdigt«, soufflierte Sinclair.
    »Das hab ich durchaus gemerkt«, erwiderte Marc trocken.
    »Du hattest uns doch verboten, dich zu beerdigen, weißt du nicht mehr? Schließlich hast du mir die ganzen Briefe und dieses teeniehafte Tagebuch hinterlassen.«
    »Also Betsy, ehrlich. Das ist doch kein Teenie-Tagebuch!«
    »Es hat aber einen rosa Einband.«
    Marc murmelte etwas, das ich nicht verstand. »Jedenfalls«, fuhr ich fort, »haben wir Ende November und …«
    »Hab ich etwa Thanksgiving verpasst? Welcher Tag ist heute?«
    »Unglücklicherweise hängt Thanksgiving noch über uns wie ein Damoklesschwert, das aus Truthahnkeulen gemacht ist. Nächsten Donnerstag ist der Tag der Tage. Aber du – vielmehr deine Leiche – hast jedenfalls in einer Krypta gelegen, oder wie auch immer diese Keller heißen, wo man die Särge lagert, weil nämlich Ende November die Erde zu hart für ein Begräbnis ist. Und dann warst du auf einmal hier.«
    »Und der Teil dazwischen ist der, der uns brennend interessiert«, erläuterte Sinclair.
    »Das glaub ich gern. Okay, also, ich … bin abgekratzt. Und dann war ich auf dem Speicher.«
    »Ja? Und?« Jessica wirkte nun eher interessiert als erschrocken. Sie hielt zwar immer noch einen

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