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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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gehörigen Sicherheitsabstand ein, doch wer konnte ihr das verübeln? »Was ist dazwischen passiert?«
    »Ich hatte keine Ahnung, wie ich auf den Speicher geraten war, deshalb fand ich, ich sollte mich besser eine Zeit lang verstecken. Ich blieb also ein paar Tage dort oben und überlegte, was ich machen sollte. Ich wusste durchaus, dass ich nicht mehr am Leben war … denn ich fühlte mich tot, versteht ihr? Nein, das stimmt nicht so ganz.« Er starrte auf seine Hände, auf seine langen schlanken Finger, die gebrochene Knochen geschient und Platzwunden weinender Kinder genäht hatten. Und mit denen er sich die tödliche Dosis Morphium eingeschenkt hatte. »Ich fühlte mich anders. Nicht mehr lebendig … Meine Umgebung sah anders aus, roch anders … alles fühlte sich anders an.« Er brach ab und rang sichtlich mit sich, wie er es uns erklären sollte. »Ich verweste nicht, und ich wollte auch keine Hirnmasse verzehren, aber ich wusste, dass ich nicht mehr am Leben war. Die Welt war einfach … ich kann das nicht richtig erklären, verdammt!« Er ließ seine Faust auf den Tisch krachen. »Ich kann das nicht sehr gut.«
    »Lass dir Zeit!«, sagte Tina.
    »Scheiß drauf … was ist mit Giselle? Können wir mal über meine tote Katze reden?«
    »Oh Gott!« Jessica schlug die Hände vor den Mund. Sie sah, wie Sinclair und Tina zusammenzuckten. »Es … es tut mir leid, Leute, ist mir einfach so … Hast du etwa Giselle gegessen? Hast du ihr Gehirn gegessen! Das kann doch nicht wahr sein! Oh, Marc!«
    »Widerliche Vorstellung. Natürlich nicht!« Marc der Zombie warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »Ich habe sie bloß seziert, damit ich nicht so schnell verwese.«
    Niemand sagte etwas darauf. Vermutlich, weil niemandem etwas dazu einfiel.
    »Okay, ich weiß, das klingt entsetzlich«, setzte Marc von Neuem an. »Aber …«
    »Damit du nicht so schnell verwest?«, kreischte ich. »Deshalb hast du bis zu deinen Ellenbogen in meiner toten Katze gesteckt, als ich dich fand? Um dein Verwesen zu verhindern? Das ist echt ganz schön krank, Marc!«
    »Ich hab nur bis zu den Handgelenken in deiner toten Katze gesteckt«, entgegnete er mit schlichter Würde. »Es hat ihr ja nichts mehr ausgemacht.«
    »Aber mir!«
    »Ich will mich gar nicht rechtfertigen, ich möchte es nur erklären.« Das stimmte höchstwahrscheinlich nicht … Ich war mir ziemlich sicher, dass er beides versuchte. »Sieh mal, ich habe gesehen, wie du rausgegangen bist, um sie zu begraben.«
    »Woher hast du gewusst, was sie da machte?«, fragte Sinclair. Er, Nick/Dick und Tina waren die Einzigen, die Ruhe bewahrten.
    »Warum hätte sie sonst einen Kissenbezug mit nach draußen genommen, in dem offensichtlich etwas Kleines steckte? Warum hätte sie sonst wohl eine Schaufel geholt und sich in die hinterste Ecke des Gartens verzogen? Ich wusste ja, dass dir die Samt-Clogs nicht sonderlich gefielen, doch vergraben hättest du sie bestimmt nicht.«
    »Das ist logisch.« Sinclair klang beinahe bewundernd.
    »Und dann kamen die … Hunde. Und sie haben … ähm … Betsy gejagt und bis zum Haus verfolgt. Sie musste … ähm, an die Tür hämmern, während die Hunde sie von oben bis unten besabberten.«
    »Lachst du etwa gerade?«, fragte ich. Nie im Leben war ich misstrauischer gewesen.
    »Aber kein bisschen! Das ist doch … sehr ernst … Ich hatte Mitleid mit dir, während … diese Hunde dich … ähm … gejagt haben.«
    Sinclair platzte heraus. Er musste so lachen, dass er mit dem Stuhl kippelte, bis dieser nur noch mit zwei Beinen Bodenkontakt hatte. Ich musste sehr an mich halten, um den Stuhl nicht umzutreten und meinen Göttergatten krachend auf die Küchenfliesen zu schicken. Jessica und Nick/Dick starrten Sinclair ungläubig an. Mein Ehemann hatte einen sehr eigenwilligen Humor, aber niemand außer mir hatte ihn jemals richtig lachen hören. Dann verlor Nickie/Dickie/Tavvi die Fassung. Nur Tina und Jessica bewahrten Haltung, doch Jessicas Mundwinkel zuckten bereits auf eine Weise, die mir nicht gefiel.
    »Scheiß auf die Hunde!«, heulte ich. »Komm wieder zu dem Punkt, wo du auf dem Speicher gelauert hast – und hör auf zu lachen!«
    »Hab ich doch gar nicht.« Marc räusperte sich. Er wagte nicht, Sinclair anzusehen, vermutlich weil er befürchtete, selbst loszuplatzen. Scheißkerle! »Du weißt doch, wie groß der Speicher ist; er hat an allen Seiten Fenster. Von da oben konnte ich alles beobachten. Ich sah diese … äh

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