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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Taylor!« meiner Mom hielt mich davon ab.
    »Ich hab gesagt, du sollst sie loslassen … Sorry, Mom!«
    Mein älteres Ich dachte gar nicht daran. »Nimm vor ihr nicht solche Worte in den Mund!«
    »Das … ist … einfach … göttlich«, seufzte Satan.
    »Halt du die Klappe!«, schrien wir unisono.
    »Elizabeth! Beide Elizabeths, meine ich.« Mom wirkte etwas konsterniert, fasste sich jedoch rasch. »Also, ihr hört jetzt beide auf damit. Erwachsene Frauen …«
    »Du weißt ja gar nicht, wie erwachsen«, petzte ich und zeigte auf mein älteres Ich.
    »Wenigstens bin ich volljährig!«, schoss sie zurück.
    »… die sich wie rotzige Gören benehmen. Schluss jetzt! Denkt doch an den Kleinen!«
    »Meh«, sagte Baby Jon und strampelte mit seinen pummeligen Füßchen, die in winzigen marineblauen Socken steckten.
    »Nun, also, benehmt euch endlich! Äh … kenne ich Sie, Ma’am?«
    »Nein«, erwiderte Satan. »Aber ich kenne Sie, Dr. Taylor.«
    »Oh. Sie kommen mir allerdings bekannt vor … ist ja gut, Liebes.« Fahrig (und wer wollte ihr das verübeln?) klopfte sie meinem altersschwachen Ich auf die Schulter. »Ist ja schon gut. Was immer auch geschehen ist, ich bin sicher, dass du dein Bestes gegeben hast.«
    »Habe ich«, erwiderte mein älteres Ich mit einer Aufrichtigkeit, die rührend gewesen wäre, wenn sie nicht so widerlich und alt und böse wäre und obendrein geklaute Klamotten getragen hätte. »Nur war es nicht gut genug. Und danach schien alles schiefzugehen.« Sie schaute Marc an. »Nichts klappte mehr.«
    »Das ist unwichtig, wenn du dich nur nach Kräften bemüht hast.«
    »Da bin ich anderer Meinung, Mom.«
    »Wir reden ein andermal darüber.«
    »Es gibt kein anderes Mal.« Waren das … oh, Mann … zitterte Alt-Betsys Unterlippe etwa? Oh Gott, wenn dieses verschlagene Miststück die Stirn besaß, in Tränen auszubrechen, dann würde ich mir Nicks Pistole schnappen. Ich wusste zwar nicht genau, wen ich erschießen würde, aber allein die Möglichkeit, eine Waffe in die Hände zu bekommen, war gut. »Und hat es nie gegeben.«
    »Dann solltest du dich um die Dinge kümmern, die du tatsächlich in Ordnung bringen kannst, findest du nicht?« Die Stimme meiner Mutter klang liebevoll.
    Mein Oldie-Ich biss sich auf die Lippen, dann nickte sie.
    Marc hob die Hand wie ein Kind in der Matheklasse, das wissen will, wann der nächste unangekündigte Test ansteht. »Eine Frage?«
    »Sie wird es dir nicht sagen«, meinte ich kopfschüttelnd. »Was auch immer es ist. Sie gibt dir keine Antwort. Wird sich nur wieder furchtbar geheimnisvoll geben, um den Zeitstrom zu schützen, der ohnehin im Arsch ist.«
    »Ja, das stimmt«, sagte mein älteres Ich und besaß die Dreistigkeit, gekränkt zu klingen.
    »Dr. Taylor, erlauben Sie?« Tina trat vor und nahm Mom den Windelkloß aus den Armen. »Ich bringe Sie zu Ihrem Wagen …«
    »Ich weiß, wo mein Auto steht, Tina«, entgegnete Mom genervt.
    »Es ist so bedauerlich, dass Ihre Majestäten Ihnen derzeit nicht behilflich sein können, doch ihre Terminpläne werden es in Kürze sicherlich wieder gestatten.«
    »Das ist eine Lüge«, sagte Mom lächelnd, ließ sich aber von Tina hinausgeleiten, »und Sie wissen das.«
    »Vergiss nicht, Donnerstag: Thanksgiving-Dinner hier«, rief ich hinter ihr her.
    »Wie könnte ich? Du hasst …« Gnädigerweise fiel die Tür zu und schnitt ihr das Wort ab.
    Ich begrub den Kopf in den Händen. »Jesus Christus!«
    »Das kannst du laut sagen«, brummte mein älteres Ich.
    Ich biss mir auf die Lippen, um nicht herauszuplatzen. Ich zog es bei Weitem vor, sie zu verabscheuen. Und ich wollte sie ganz gewiss nicht bedauern.
    Wie also kam es dann, dass ich es doch tat?
    Verdammt.

32
    »Ich sollte öfter unangemeldet vorbeischauen«, meinte Satan. »Das war doch eine lustige Szene.«
    »Warum bist du überhaupt hier?«, fragte ich, sofort wieder gereizt.
    »Ach, ich will nur ein Auge auf die Dinge haben.«
    »Kannst du das nicht auch von deinem Plasma-Bildschirm in der Hölle aus?«
    Satan zuckte mit den Schultern. Heute trug sie ein schwarzes Kostüm … kein Rot. Denn Rot war, wie sie Laura auseinandergesetzt hatte, doch ein ziemliches Klischee. »Als Nächstes erwartet ihr, dass ich mit der großen Gabel komme.« Ja und, was ist denn an den Klassikern auszusetzen?
    »Es macht doch viel mehr Spaß, dabei zu sein, wenn die Scheiße überkocht«, bemerkte mein älteres Ich.
    Satan hörte auf, hämisch zu grinsen, und sah so aus, als hätte

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