Wer zweimal stirbt, ist laenger tot
ob das dämlich wäre!) hinstellen wollte, sollte man doch meinen, dass ich in der Lage wäre, meine Ansichten schneller zu ändern.
Marc war kein furchterregender Friedhof-der-Kuscheltiere-Zombie, er war nicht als Dämon wiedergekehrt. (Und ich hatte Kleinkinder immer für Furcht einflößend gehalten, bis ich Gage Creed aus dem Grab kriechen sah.) Marc torkelte nicht und war auch nicht tapsig. Mein älteres Ich kannte sich offensichtlich mit der Erweckung der Toten aus … und mit der Frischhaltung der Toten.
Schlimmstenfalls wäre Marc ein schneller Zombie gewesen. Oh Gott! Was habe ich die Remakes der Zombie-Filme gehasst … plötzlich waren sie in der Lage, Menschen zu jagen wie ein Jaguar Gazellen! Ich war ja so überaus froh, als Film und Fernsehen wieder zu dem klassischen Bild der unbeholfenen, wankenden Kreaturen zurückkehrten!
»Dieses ganze Umhergelaufe hatte ich vollkommen vergessen«, sagte mein älteres Ich und hielt sich den Kopf, als bekäme sie einen Migräneanfall. »In der Vergangenheit sind wir immer nur ziellos durch die Gegend gelaufen, ohne etwas Sinnvolles zu unternehmen. Bis wir mit dem Rücken zur Wand standen. Und dann war es meistens zu spät.«
»Okay, das war jetzt wirklich hilfreich.« Ich spürte, wie sich meine Laune besserte. »Wenn du vielleicht ein wenig konkreter werden könntest …«
Bevor sie meiner Bitte nachkommen konnte, stürzte ein aufgeregter Nickie/Dickie/Tavvi in die Küche. »Du hast nicht auf meine SMS geantwortet!«, schrie er.
»Welche SMS ?« Jessica holte ihr Handy aus der Handtasche und blickte dann schuldbewusst auf. »Sorry, Dickie.«
»Uäh«, brummte ich.
»Sorry, Dickie, aber ich wusste nicht, dass mein Handy ausgeschaltet war.« Sie streckte mir die Zunge heraus. »So heißt er nun mal. Schnall das endlich!«
»Dir geht’s also gut?« Er durchquerte die Küche und nahm sie in die Arme. So gut es jedenfalls ging. Man musste seiner heldenhaften Anstrengung Beifall spenden. »Jessas, das kannst du doch nicht machen. Ich hätte mir vor Angst bald in die Hose gemacht!«
»Widerlich«, bemerkte Marc.
»Ooch, ist er nicht süß?«, stichelte ich. »Auf eine ekelhafte, überbeschützende Art?«
»Und du!« Nick ließ Jessicas »Taille« los und fuhr zu mir herum. »Das ist alles mehr oder weniger deine Schuld.«
»Tja, da hast du vermutlich recht«, gab ich zu, »aber eigentlich weiß ich nicht genau, warum. Oder was ich dagegen untern…«
»Er ist ein Zombie!« Sein anklagender Finger wies auf Marc, der verlegen mit den Schultern zuckte. »Und deswegen ist sie hier.« Nun wies er auf mein älteres Ich, das niemals gelangweilter dreingeschaut hatte. »Und Satan stattet uns jetzt Stippvisiten ab? Satan wird in diesem Haus neuerdings willkommen geheißen? Satan?«
»Satan ist hier niemals willkommen! Ich habe sie nur einmal heraufbeschworen, sonst kommt sie immer von allein. Satan ist die Schlimmste von allen.«
»Und er könnte gehäutet werden. Von dir!« Nick/Dick blickte sich verwirrt in der Küche um, bis ihm auffiel, dass Sinclair gar nicht da war. Ein total überarbeiteter Cop! »Und Antonia ist zwar aus der Hölle zurückgekehrt, doch deine Stiefmutter ist immer noch tot und dort.«
»Okay, das ist aber nicht ganz meine Schuld«, begann ich.
»In unserem Haus! Jesus Christus, Betsy, wir wollen hier doch ein Baby bekommen!«
»Wir?« Guck nicht auf seinen Schritt! Schau ja nicht auf seinen Schritt! Sag jetzt nicht, dass er doch keine Vagina habe, dieses »wir« also Blödsinn sei! Das ist jetzt absolut nicht der richtige Zeitpunkt für dein persönliches Lieblings-Hassthema »werdende Väter, die behaupten, dass ›wir‹ ein Baby bekommen«. Halt den Mund! Halt bloß deinen vorlauten Mund! »Ähm, was hast du gerade gesagt?«
»Du bist mal wieder voll bei der Sache, Betsy. Ist dir schon aufgefallen, dass alles immer schlimmer wird?«
»Oho.« Nachdenklich betrachtete die ältere Betsy Nickie/Dickie. »Ein Mann, der in beiden Zeitströmen Rückgrat besitzt. Interessant.«
»Halt du die Klappe!« Doch mein älteres Ich ignorierte mich.
»Und ein Idiot in beiden Zeitströmen«, schloss sie.
»Das ist alles deinetwegen«, fuhr Nick/Dick fort und zeigte (schluck!) auf mich. »Alles wiederholt sich. Deinetwegen.«
»Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich hier das Opf…«
»Du wolltest immer alles nach deinem Kopf entscheiden.«
»Vielleicht nicht immer …«
Dickie war weder zu beruhigen noch abzulenken. Er stand da wie
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