Wer zweimal stirbt, ist laenger tot
ein Fels und starrte mich mit sengendem Blick an. »Immer soll alles nach deiner Nase gehen, und auf die Folgen gibst du einen feuchten Kehricht!«
»Wenn du glaubst, dass ich das hier gewollt habe, dann irrst du dich gewaltig!«
»Deshalb hast du es aufgeschoben.«
»Deshalb habe ich was aufgeschoben?«, brüllte ich. Genervt stellte ich fest, dass keiner der Anwesenden geneigt zu sein schien, sich auf Zehenspitzen davonzustehlen, damit Dick und ich unser Duell unter vier Augen ausfechten konnten.
»Marc zu begraben!«
»Zieht mich da nicht mit hinein«, setzte Marc der Zombie an, aber Nick/Dick ließ sich nicht ablenken.
»Das klassische Betsy-Verhalten: Schiebe etwas auf, bis etwas noch Unheimlicheres geschieht, und dann tu, was du für richtig hältst, während alle anderen im Dunkeln tappen. Du hattest doch von vornherein vor, etwas zu tun, was uns gar nicht gefallen würde.«
»Ja, denn ich bin wirklich wahnsinnig klug und verschwiegen. Ich bin so teuflisch schlau, dass ich geplant habe, dass Marc sich im November in Minnesota umbringen soll, damit sein Sarg nicht so tief in die Erde gesenkt werden kann. Und dann habe ich umgehend mein anderes Ich aus einem Zeitstrom, den ich nicht erschaffen wollte, herbeigeholt, damit sie ihn von den Toten erweckt!«, blaffte ich. Wenn ich doch nur so teuflisch gut planen könnte …
»Du hast von vornherein vorgehabt, etwas zu unternehmen«, beharrte er stur.
»Okay, na schön«, lenkte ich ein. »Ich hatte es vor, und ich wusste, dass ihr es nicht begreifen würdet. Also habe ich Sinclair und mir selbst versprochen …«
»Sinclair!«, stieß er hervor und warf die Arme hoch wie ein Football-Schiedsrichter. »Der ist ja Teil des Problems!«
»Fang nicht schon wieder so an, Nick/Dick! Ich mach dich ja auch nicht an, weil du mit meiner besten Freundin schläfst, und erwarte die gleiche Höflichkeit von dir.«
»Wie oft soll ich es dir noch auf die Nase binden? Ich heiße Dick. Du redest hier von Höflichkeit und hast dir noch nicht mal die Mühe gemacht, meinen verdammten Namen zu behalten.«
Autsch! Jetzt hatte er mich erwischt. Egal! Spring ihm an die Kehle! »Also ja, es stimmt, ich hatte schon die ganze Zeit vor, Marc zu helfen, und es war mir auch die ganze Zeit scheißegal, ob es dir gefallen würde oder nicht.« Ich schaffte es gerade noch, mich zu stoppen, bevor mir ein »Und was willst du dagegen machen, Heulsuse?« herausrutschte.
»Mein Kind wird in diesem Haus aufwachsen«, sagte Dickie schlicht. Seine Stimme klang normal, aber seine Augen waren zu schmalen eisblauen Schlitzen geworden. Ich wurde mir schmerzhaft des Abzeichens bewusst, das an seinem Gürtel hing, sowie seiner Pistole, die geladen war, wie ich sehr genau wusste. »Kannst du das verstehen, kannst du verstehen, was das bedeutet, Betsy?«
»Ich würde niemals zulassen, dass ›Dem Baby, Das Die Welt Auffraß‹, etwas zustößt«, sagte ich entrüstet. »Dass du so etwas auch nur annehmen kannst, weckt in mir den Wunsch, dir die Zähne einzuschlagen, bis sie bei den Eiern wieder herauskommen.«
»Siehst du? Genau solche Aussprüche machen es einem wirklich schwer, dich zu mögen.«
»Ich bin sehr leicht zu mögen, du Scheißkerl, du musst dir bloß mal Mühe geben!« Inzwischen standen wir Nase an Nase. In unserer Küche. Und obwohl ich versehentlich einen Zeitstrom erschaffen hatte, in dem er mich nicht hasste, sah es jetzt ganz danach aus, als würde er gleich die Pistole ziehen. Und ich würde meinen Arsch darauf verwetten, dass er auch in diesem Zeitstrom hervorragend schießen konnte.
So standen wir kampfbereit auf den Küchenfliesen, die dringend einer Reinigung bedurften. Mit einem rasch auftauenden Tiefkühl-Truthahn als stummem Zeugen unseres Vor-Thanksgiving-Schlagabtausches. Ach ja, und ein paar unserer Freunde standen auch noch tatenlos dabei und starrten verlegen zu Boden.
»Ähm … hi?«
Der Antichrist.
»Das sieht ja beinahe interessant aus.«
Satan.
»Neh? Buh?«
Baby Jon …
»Überraschung! Ratet mal, wer unbedingt seine große Schwester besuchen wollte?«
… und Mom.
31
»Nein. Nein.« Verzweifelt suchte ich nach besseren Worten: »Oh nein. Nein.«
Das Lächeln meiner Mutter fiel ihr sozusagen aus dem Gesicht, als sie sah, wer sich alles in unserer Küche aufhielt. »Ah«, begann sie, ein wenig beunruhigt über den Anblick eines Polizeibeamten, der so aussah, als wollte er ihrer Tochter ins Gesicht schießen. Dann entdeckte sie den Zombie. »Ah? Marc?
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