Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
Vom Netzwerk:
wolltest?«
    »Nein.«
    »Dann kommt jetzt der Teil, der dir gefallen wird: Es tut mir überhaupt nicht leid. Warum auch?«
    Wähle!, hatte sie gesagt. Zeige mir deine schlimmste Seite und wähle!
    Und ich hatte gewählt. Sinclair natürlich. Ich hatte mir geschworen, ihn zu retten. Und das hatte ich getan.
    »Ich habe nie versprochen, den Antichristen zu retten«, fuhr ich fort. »Weder in diesem noch in einem anderen Zeitstrom. Ich glaube fast, dass ich Garrett ähnlich werde. In diesem Zeitstrom ist er gerissener. Er hat es mit einem Trick geschafft, dass ich Antonia aus der Hölle geholt habe. Im alten Zeitstrom hätte er so etwas nie getan. Und es gibt Dinge, die ich einst, vor langer Zeit, niemals getan hätte. Doch jetzt bin ich dazu fähig.«
    »Und?«
    »Am Ende habe ich einfach nur das getan, was ich mir schon immer vorgenommen hatte. Und habe Erfolg gehabt, ohne es zu wollen.«
    »Das«, sagte sie. »Das ist es, was ich gewollt habe. Was du getan hast. Und das, was du nicht getan hast.«
    »Na, super. Kannst du mich jetzt heimbringen? Oder muss ich in der Hölle bleiben und warten, dass Laura mich dazu verdonnert, mir die nächsten Jahrzehnte die Beine in den Bauch zu stehen?«
    »Oh, heimbringen kann ich dich. Du könntest es vermutlich selbst. Aber diese Fähigkeit werden wir dir in einem anderen Jahrhundert beibringen. Für heute hast du deinen schwachen Geist genug angestrengt.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Das war nicht direkt als … ach, egal.«
    »Da du ja so arrogant und allwissend bist – kennst du meinen Wunsch?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und wie lautet er?«
    »Du glaubst wohl nicht, dass ich es weiß?«
    »Wie lautet er?«, beharrte ich.
    »Warum verrätst du’s mir nicht?«
    »Du weißt es nicht, altersschwaches Ich!« Ich schrie vor Erleichterung. »Du kennst meinen Wunsch nicht! Ha! Jetzt hat sich wirklich alles verändert! Wir haben es wohl wirklich geschafft!«
    »Warum kreischst du so? Ich stehe nur einen Meter vor dir.«
    »Du weißt es nicht«, flüsterte ich. »Hast ausgeschissen.«
    Sie machte ein finsteres Gesicht, aber ihre Neugier gewann die Oberhand. »Was für ein Wunsch? Wovon redest du überhaupt?«
    Ja! Ein einziger! Den musste Satan mir erfüllen, weil ich ihren Wunsch erfüllt hatte! Das letzte Geschenk des Teufels … oder ihr letzter Fluch. Denn vielleicht würde es für den König und mich kein »Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende« geben. Dies war schließlich kein Märchen. Und so konnte mein Wunsch uns am Ende beide dem Untergang weihen.
    Igitt! Diese weinerlichen Überlegungen sahen mir aber gar nicht ähnlich. Mein älteres Ich hatte einen katastrophalen Einfluss auf meine Stimmung.
    »Wenn du dir etwas wünschen würdest, was wäre das? Eine zweite Chance? Niemals ein Vampir geworden zu sein? Das Buch nie geschrieben zu haben?«
    »Alles«, antwortete sie nach reiflicher Überlegung. »Und nichts davon.«
    »Ja, okay, danke, Yoda. Ich aber wünsche mir viele Dinge …« Dass Christian Louboutins Eltern sich in diesem Zeitstrom kennengelernt und Nachwuchs gezeugt hätten. Dass Ant mich für alle Zeiten in Ruhe ließe. Dass ich meinen Vater auferwecken würde, denn es war so verrückt, dass ich ihn seit seinem Tod nicht gesehen hatte. Dass Jessica mich liebte, auch wenn sie ein Baby gebären würde, das sie noch viel mehr liebte. Dass ich endlich rauskriegte, wieso sie schwanger geworden war. Dass ich Garrett besser im Auge behalten würde. Dass die Ehe meiner Mutter nie in die Brüche gegangen wäre. Dass dieser Aztek mich niemals überrollt hätte … nein. Auch nach allem, was geschehen war, das würde ich mir niemals wünschen. Denn ich hatte ja erst sterben müssen, um zu begreifen, wofür ich lebte. Warum nur war das so?
    »Aber das wird allmählich langweilig«, schloss ich. »Und wenn mir schon langweilig ist, dann musst du ja schon beinahe zu Stein erstarrt sein.«
    »Ziemlich beinahe«, pflichtete sie mir bei.
    »Schick mich doch heim! Dann müssen wir uns nicht länger anschauen und brauchen vielleicht nicht mal mehr aneinander zu denken.«
    »Kind.«
    »Schrulle.«
    »Undankbare.«
    »Bekloppte.«
    Sie schrumpfte. Oder ich schrumpfte. Nein, sie war es. Moment mal. Was passierte denn jetzt wieder? Es war nicht wie das Zeitreisen mit Laura. Sondern erschreckenderweise so, als löste sich die Welt vor meinen Augen auf und schrumpfte, bevor sie mit einem »Tölpel!« auf den Lippen verschwand.

45
    »Oh, Mist! Diese Schlampe hat

Weitere Kostenlose Bücher