Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
Vom Netzwerk:
in diesem Augenblick mehr Angst als vor Satan, als sie mir den Fehdehandschuh hingeworfen hatte.
    »Laura!« Unbeirrt schritt sie weiter auf das Portal zu. Nun hatte sie es fast erreicht. »Ich musste doch die Zukunft retten, verdammt!«, rief ich. »Es ist ja nicht so, als hätte ich eine von den Guten getötet, nicht wahr? Es war nicht persönlich gemeint! Womit ich meine, dass es sehr, sehr persönlich gemeint war! Es geht nicht um meinen Hass auf deine Mom, sondern vielmehr darum, dass ich Sinclair über alles liebe! Hörst du mein Schreien, ja? Denn es fühlt sich an, als würde ich dir schon seit Stunden hinterherschreien!«
    »Spar dir die Worte!«, empfahl mein älteres Ich.
    »Bring mich nicht dazu, dich auf die Liste zu setzen, die ich noch gar nicht aufgestellt habe und immer wieder vergesse!«, rief ich. »Komm sofort zurück oder …«
    »Liste?«, fragte mein älteres Ich verblüfft.
    »… du bist zu Weihnachten nicht eingeladen, Laura!«
    Und fort war sie.

43
    »Also – was machen wir jetzt? Sollen wir vielleicht versuchen, ein Taxi zu kriegen? Der Antichrist ist beleidigt abgezogen – aus gutem Grund. Ich will gar nicht behaupten, dass sie keinen Grund dazu gehabt hätte … Bluten meine Ohren eigentlich?«
    Mein Oldie-Ich lachte. »Ja.«
    »Was ist denn so verdammt komisch? Bluten meine Augen?«
    »Ja. Du. Du bist so verdammt komisch. Ich kann nicht glauben, dass du es tatsächlich geschafft hast.«
    »Ja, dieses Mischück … Miststück hat gar nicht mitgekriegt, wie es passiert ist. Nicht Laura. Ich rede vom Teufel.« Ich sollte vermutlich ein Taxi nehmen und mich zur Notaufnahme bringen lassen oder so.
    »Laura liegt aber falsch.«
    »Hä?«
    »Du hast genau gewusst, was du tatest, als du Luzifer Morningstar getötet hast.«
    »Corningware.« Mir war speiübel. Gleich würde ich mich übergeben. Nein, halt. Doch nicht. Vermutlich. Aua. »He.«
    Mein älteres Ich verdrehte die Augen. »Meine Güte, selbst wenn du eine schwere Gehirnerschütterung hast und fast abkratzt, benimmst du dich wie eine Nervensäge.«
    »Tu ich nich’. Weil die Ssseit issen Rad.«
    »Aha!« Sie klang erfreut. »Marc hat sich also erinnert. Das hatte ich mir schon gedacht.«
    »Nich’ wirklich. Un-eutlich. Wie ’n Traum. Er hat’s gesagt, und dann hat er’s vergssn. Ähm. Was habbich gesagt?«
    »Die Zeit ist ein Rad.« Sie streckte einen Finger aus und malte einen Kreis in die Luft. »Wenn du lange genug lebst, Betsy, wirst du dich am Ende verstehen. Das ist das Geheimnis. Das ist der Sinn des Lebens, falls du nach ihm gesucht haben solltest. Als du Dinge getan hast, an die ich mich nicht erinnerte, ist es mir klar geworden. Das Einzige, was ich tun musste, war, lange genug zu leben … um es ungeschehen zu machen.«
    »Ich versteh nich’ …«
    »Ja, macht nichts. Zu einer anderen Zeit, vielleicht. Verstanden?« Sie kicherte, die unverschämte Schlampe. »Zu einer anderen Zeit? Merkst du, was ich gerade gesagt habe?«
    »Zeit is’ eins von diesen Dingern, diesen runden Dingern, in denen die Hamster rennen?« Gleich würde ich mich übergeben. Nein, ohnmächtig werden. Nein, mich übergeben. Nein, beides. »Ähhhmmmm …«
    »Und du hast die ganze Zeit genau gewusst, was du tust. Du hast gewusst, dass du eine Vakanz in der Hölle schaffen würdest. Betsy? Bleib wach, verdammt! Verstehst du nicht, dass ich darüber mit dir reden muss? Du bist wirklich eine selbstsüchtige Nudel. Denk doch einmal an mich! Also, noch einmal langsam zum Mitschreiben: Du hast genau gewusst, wer die freie Stelle übernehmen muss. Nämlich die einzige Person, die dafür geeignet ist.«
    »Wa? Meh. Häh?« Hey, mein älteres Ich wurde ganz klein und winzig! Oldie-Ich war mein winziges Ich! Tschüss, winzig kleines Ich! Tschüss! Tschü-
    (-hüss)

44
    Ich wachte mit einem Blutgeschmack im Mund auf, der mich vor wenigen Jahren noch entsetzlich angewidert hätte. Und fühlte mich unendlich besser. Ich konnte wieder denken! Mehr oder weniger jedenfalls.
    »Willkommen zurück.« Mein älteres Ich schaute auf mich herab, denn ich nährte mich gerade von ihrem … ihrem …
    »Oh, verdammt!« Ich krabbelte von ihr weg und sprang auf die Beine. Schicksalsergeben untersuchte sie ihr verletztes Handgelenk, stand dann ebenfalls auf und drückte auf die Wunde, die sie sich zweifellos selbst zugefügt hatte, als es so ausgesehen hatte, als würde ich mich von der Welt verabschieden. »Wie nennst du denn so was?«
    »Einen Akt der Güte und

Weitere Kostenlose Bücher