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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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jedoch fing meine Hand in der Luft und drückte einen Kuss auf meine Handfläche. »Was hast du dafür aufgegeben? Was wirst du noch tun müssen, um die Schuld zu begleichen?«
    Ich zuckte mit den Schultern und grinste immer noch dämlich. »Vergiss nicht, mich zu fragen, ob mir das nicht scheißegal ist!«
    »Elizabeth. Sag mir die Wahrheit: Was hast du getan?«
    »Genau das, was ich tun musste. Jeden einzelnen notwendigen Schritt.«
    Sinclair musterte mich aus zusammengekniffenen Augen. Nein, das stimmte nicht, er blinzelte gegen die untergehende Sonne. Nein, er musterte mich. »Das ist doch nicht etwa wieder so ein Zitat aus diesem schrecklichen
Sin City
-Film?«
    »Frank Miller ist ein Gott! Das ist kein schrecklicher Film!« Okay, komm runter, Vampirkönigin! Über die unglaublich guten Comics von Frank Miller würden wir wohl nie einer Meinung sein. »Okay, also, ich habe den Teufel getötet. Aber das ist schon in Ordnung, sie hatte ihr Leben als Chefin der Hölle sowieso satt. Ach ja, und mein altersschwaches Ich hat mir dabei geholfen. Die ältere Betsy hat nämlich Laura in Schach gehalten, bis ich fertig war. Außerdem ist Laura megawütend auf mich. Das könnte später zu einem Problem werden.«
    Sinclair schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich verstehe nicht … Na schön, mein Herz, du kannst es mir später in aller Ruhe schildern … Doch das erklärt, was mit dem Buch der Toten geschehen ist.«
    »Ach, du Scheiße!« Hatte es etwa zu sprechen angefangen? Laufen gelernt? Hatte es in meinem Namen Kreditkarten beantragt, die mich in den Ruin treiben würden? Der blanke Horror. »Erzähl!«
    »Es ist nicht so schlimm«, beeilte er sich zu versichern, »nur mysteriös. Ich wollte in der Bibliothek etwas darin nachschauen. Ich hätte sogar ein wenig Wahnsinn in Kauf genommen, wenn ich dir dadurch hätte helfen können …«
    Ich musste an mich halten, um ihn nicht an den Schultern zu packen und zu schütteln. »Bist du denn wahnsinnig, Sink Leer? Oh. So habe ich das nicht …«
    »Es war nicht mehr da«, sagte er, was mich so erschreckte, dass ich augenblicklich den Mund hielt. »Ich nahm an, deine Schwester hätte es … aber du hast den Teufel erschlagen … worüber du mir, darauf bestehe ich, irgendwann einmal genauen Bericht erstatten musst.«
    »Genau, Satan ist tot.« Erst im Aussprechen begriff ich die Tragweite meiner Handlung. Mein vager Plan, den ich fünf Minuten vor zwölf in einem Augenblick höchster emotionaler Belastung gefasst hatte, klang mehr und mehr nach einer … was? Warum fand ich das treffende Wort nicht? Wie hieß noch gleich das Gegenteil von Katastrophe? »Also kann sie meinem älteren Ich in den nächsten paar Jahrhunderten nicht mehr helfend und beratend zur Seite stehen. Also wird das Buch der Toten niemals existieren. Stimmt’s? Ja, vermutlich.« Obwohl …
    Laura würde die neue und bessere Satan sein. Gott würde mit ziemlicher Sicherheit wollen, dass die Stelle umgehend neu besetzt wurde, und Laura war die einzige Person auf dem Planeten, die ausreichend qualifiziert war. Und auch wenn sie derzeit total sauer auf mich war, konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie sich Sinclair schnappen, ihn jahrzehntelang in der Hölle festhalten und am Ende häuten würde, damit ich auf ihm meine verdammten Memoiren verfassen konnte. »Aber wieso kannst du dich an das Buch erinnern? Das solltest du eigentlich nicht, weil wir schon wieder in einem anderen Zeitstrom leben.« Aua. Mein Frontallappen schmerzte von so viel Geistesarbeit.
    »Der Zeitstrom der Elizabeth aus der Zukunft hat sich verändert«, stellte Sinclair klar. »Wir aber sind in unserer Gegenwart. Also ergibt es einen Sinn, dass wir uns an etwas erinnern, das nicht mehr existiert.«
    »Hörst du dich eigentlich selbst reden? ›Das ergibt Sinn‹? ›Existiert nicht mehr‹?«
    Anerkennend legte er den Kopf schief. »Du hast durchaus recht. Es macht Sinn, insofern dieser ganze Wahnsinn überhaupt so etwas wie einen Sinn ergibt, würde ich meinen. Dein älteres Ich wird vermutlich in eine völlig veränderte Zukunft zurückkehren – oder ist sie bereits zurückgekehrt? Ich nehme an, das war der eigentliche Grund, warum sie sich so lange hier aufgehalten hat.«
    »Ich will nicht mehr über diese verhutzelte Schlampe reden. Außerdem raff ich’s einfach nicht«, gab ich zu. »Nichts von alldem.« Ich hasste Zeitreisen. Hasste, hasste sie. »Aber dass das Buch der Toten verschwunden ist, ist das Beste, was ich seit Tagen

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