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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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bevor du ihr den Kopf abgeschlagen hast. Herzliches Beileid, Laura«, fügte sie hinzu.
    »Halt dein Scheißmaul!«
    »Laura!«, stießen wir entsetzt hervor. Sicher, unter den gegebenen Umständen war Lauras Erwiderung hundertprozentig angemessen. Es war nur ein Schock, aus dem Mund des Antichristen schmutzige Wörter zu hören.
    »Du«, sagte sie zu (ach, verflucht) mir. »Was du gerade getan hast … das ist einfach nicht zu fassen. Es war dumm.«
    »Ah«, schmunzelte mein älteres Ich. »Ein Tag ohne den Antichristen, der über dich zu Gericht sitzt, ist wie ein Tag ohne Sonnenschein.«
    »Lass sie doch mal in Ruhe! Wir haben gerade eben ihre Mom enthauptet.« Meine Güte, würde ich wirklich eines Tages zu dieser kalten Hexe werden? Es war einfach … widerlich. Die Vorstellung. Der blanke Horror.
    »Ich habe nicht gewusst, wie groß dein Hass auf sie war. Als ich du war, habe ich sie nicht gehasst. Das kam erst später.«
    »Es geht nicht darum, dass ich sie so sehr hasste«, erklärte ich, auch um meiner selbst willen, »sondern dass ich Sinclair so sehr liebe.«
    Sie lächelte. »Ja. Das hast du getan. Und tust es noch. Ich habe den Teufel nie getötet. Das ist genau …«
    »Worauf du gewartet hast, ja, ja. Und was ›dumm‹ angeht, Laura: Ich bin mir durchaus bewusst, dass wir ein paar harte Tage vor uns haben, weil ich deine Mom getötet habe, während mein anderes Ich dich zurückgehalten hat.«
    »Ein paar harte Tage?« Laura machte den Eindruck, als wüsste sie nicht, ob sie weinen oder mich würgen oder mich treten oder kotzen sollte. Sie hatte, soweit es mir möglich war, mein tiefstes Mitgefühl.
    »Ich weiß, dass es furchtbar erscheint …«
    »Erscheint?«
    »… okay, du hast ja recht, doch so, wie die Dinge liegen, werde ich in der Zukunft das Buch der Toten nicht schreiben. Der Teufel …« Hat mich nämlich dazu angestachelt, hätte ich fast gesagt, erkannte jedoch im letzten Augenblick, was für eine faule Ausrede das war. »Satan und mein ekliges älteres Ich waren Verbündete, klar? Auch in der Zukunft, klar? Aber da Satan nun nicht mehr existiert, wird sie mir in den nächsten paar Jahrhunderten nicht helfen, alle möglichen fiesen Dinge anzustellen, wie zum Beispiel meinen Blog auf Sinclairs Haut zu verfassen.«
    »Und wieso bist du dir da so sicher?«
    »Äh …« Ein Zufallstreffer? Instinkt? Mein supergeheimer Decoder-Ring? »Mein Oldie-Ich hat das nicht getan.« Ich zeigte auf den abgeschlagenen Kopf Satans. »Ergo wird die Zukunft nun nicht mehr diejenige sein, in die du und ich gestürzt sind. Denn ich habe es getan.« Vermutlich. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um anzudeuten, dass ich nicht hundertprozentig sicher war, ob mein improvisierter Plan funktionieren würde.
    Der Teufel war tot, und das war möglicherweise ein Anlass zum Feiern. Obwohl ich genau wusste, dass sich die Dinge in einer Hinsicht niemals ändern würden. Nicht wirklich. Denn: Der Teufel ist tot. Lang lebe der Teufel!
    »Du hättest es nicht tun dürfen«, sagte Laura.
    »Was?«
    Das Gesicht meiner Schwester, ihre Stimme … Ihr Mund lächelte, ihre Augen nicht.
    »Laura?«
    »Du wirst es bereuen.«
    Oh, sicher. Schreib es nur ruhig auf die Liste! Was habe ich nicht alles zu bereuen! Dass ich mich auf dem Abschlussball betrunken habe und meinem Naturwissenschaftslehrer auf die Schuhe gereihert habe. Dass ich im zarten Alter von dreizehn auf ein billiges Jimmy-Choo-Imitat reingefallen bin. Dass ich mich freiwillig für den Miss-Burnsville-Schönheitswettbewerb gemeldet habe. Je länger ein Leben währt, desto mehr gibt es zu bereuen.
    »Du hättest meine Mutter nicht töten dürfen.«
    Ich schlug mir auf die Stirn. »Ja, ich hatte schon so ungefähr geahnt, worauf du hinauswillst.«
    »Und wenn auch nur aus dem Grund«, fuhr Laura ruhig fort, doch unter ihrem blonden Haar schimmerte es bereits blutrot, ein Farbton, der stetig dunkler wurde, während in mir die Furcht wuchs, »weil du damit eine vakante Stelle geschaffen hast.«
    »Ich will dir ganz offen und ehrlich bekennen, dass du mir im Moment eine Heidenangst einjagst.«
    »Es ist noch nicht vorbei.« Womit sie vermutlich meinte, dass es noch nicht vorbei war.
    »Warte! Laura!«
    Sie hatte ein Portal irgendwohin geöffnet und ging darauf zu, ohne mich auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Laura schuf Portale mit der gleichen Leichtigkeit, mit der ich einen Burger auf dem Grill wendete. Und ich – es war zum Verrücktwerden – hatte

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