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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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wollte. »In dieser Hinsicht bist du wahrlich ein wenig beschränkt.«
    »Na, danke vielmals, du Arsch. Darf ich dir mal ein paar Dinge aufzählen, wo es bei dir hakt? Erstens: dass du nicht schnallst, dass Schnee deinen Anzug ruiniert. Zweitens: dass du in die Küche schleichst und rücksichtslos die letzten Erdbeeren für einen nächtlichen Smoothie an dich raffst und ernsthaft glaubst, ich könnte dich nicht hören. Drittens … Moment mal.«
    Endlich begriff ich und konnte nicht glauben, dass ich so lange gebraucht hatte, um den richtigen Schluss zu ziehen. (Nehmen Sie’s mir nicht übel: Ich hatte ziemlich viel um die Ohren. Außerdem war ich vor einer knappen Stunde zu Tode geprügelt worden.) Die Sonne war im Begriff unterzugehen, sie war noch nicht untergegangen. Es war später Nachmittag. Noch nicht ganz dunkel.
    Mit anderen Worten, die Sonne schien auf meinen Lieblingsvampir! Und er ging nicht in Flammen auf! Mein Gemahl hatte seit Jahrzehnten keinen Sonnenschein mehr genießen können, er hatte dem großen Feuerrad Adieu gesagt, nachdem er sich von Tina hatte umbringen lassen. Bevor ich ihn liebte, hatte er sich aus Liebe zu mir lebendig verbrennen lassen. Und hatte mir immer angedeutet, dass er dies für einen fairen Handel hielt.
    Nein. Das hier war ein fairer Handel.
    »Mein Wunsch! Er hat gewirkt!« Verdammt! Sie hatte ihn tatsächlich erfüllt. Ich war beeindruckt. Und erschrocken. Meine Güte, wie viel Macht sie besessen hatte. Was hätte ich nur getan, wenn sie sich anders besonnen hätte und am Ende doch nicht hätte sterben wollen? »Okay. Ich kann das erklären. Es war so: Satan schuldete mir einen Gefallen, und so habe ich eben darum gebeten.« Und zugleich auf ewig den Volpi Leather Knotted Peep-Toe-Pumps von Christian Louboutin Adieu gesagt. Sinclair durfte niemals erfahren, was ich für ihn geopfert hatte. Manche Dinge sind einfach zu schrecklich, um erzählt zu werden. »Okay, aber warte mal … Woher hast du gewusst, dass du einfach in die Sonne rausrennen kannst? Bist du etwa Hals über Kopf … oh, Mann!« Ich fasste es nicht. Mein Ehemann stand überhaupt nicht darauf, in Flammen aufzugehen. Noch weniger jedoch konnte er die Sorge um mich ertragen. Es war nicht das erste Mal, dass er leichtsinnig am helllichten Tag aus dem Haus gestürzt war, um mir zu helfen. »Sprich mir nach, Sinclair: Gehe nicht ins Licht! Lass es! Obwohl du es jetzt ja darfst. Okay, aber das bedeutet nicht, dass es damals eine gute Idee war, als du zu Frikassee verarbeitet wurdest.« Moment mal … Ein Frikassee ist, wenn Fleisch in Würfel geschnitten und dann im eigenen Saft geschmort wird. (Danke, ihr Fernsehköche!) »Gegrillt, meine ich. Es bedeutet nicht, dass es damals eine gute Idee war, als du gegrillt wurdest.« Kochsendungen fand ich neuerdings ziemlich heiß. Zu Lebzeiten hätte ich nie gedacht, dass ich sexuell erregt würde, wenn ich zuschaute, wie Tim Mälzer Truthahnlasagne zubereitete.
    Mit einiger Mühe zwang ich mich wieder ins Hier und Jetzt zurück. Sinclair war nicht in Flammen aufgegangen. War das nicht irre? Und alles, was ich dafür hatte tun müssen, war, nicht zu wünschen, dass Louboutins Eltern einen Sohn zeugten. Alles, was ich dafür hatte tun müssen, war, seinen Rodarte-Schuhen, seinen Peep-Toe-Pumps, seinem Markenzeichen der roten Sohlen Adieu zu sagen … Oh, Christian … vergib mir!
    Aber schließlich und endlich: Das war mehr als nur fair. Ein Schnäppchen geradezu.
    »Ein Gefallen? Vom Teufel?« Er wurde schlagartig ernst. »Und was wird es uns kosten, meine Königin?«
    Ich lächelte ihn an. Ich steckte knöcheltief im Schnee und in ziemlicher Nähe zu gelbem Schnee (blöde streunende Köter aus der Nachbarschaft, die mein Territorium nicht respektieren). Meine Schwester wollte mich entweder töten oder … nein, vermutlich würde sie versuchen, mich zu töten. Mein bester Freund war ein Zombie. Meine beste Freundin ließ in sich etwas heranwachsen, das sie mehr lieben würde als mich. Der Teufel war tot, lang lebe der Teufel!
    Lauter Probleme und trotzdem konnte ich nicht aufhören zu grinsen wie ein Affe. Auch in dieser Hinsicht war ich wohl ein wenig beschränkt: Ich neigte dazu, die großen Probleme zugunsten kleiner persönlicher Triumphe zu verdrängen.
    »Oh, Elizabeth!« Er schüttelte den Kopf. Eine leichte Brise kam auf und zerzauste seinen dunklen Schopf, und eine Strähne fiel ihm in die Augen. Ich streckte die Hand aus, um sie ihm aus der Stirn zu streichen; er

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