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Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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Sternekoch – sind meine engsten Verwandten. Freilich muss ich zugeben, dass ich mich Enki nicht immer so verbunden gefühlt habe. Zu Beginn unserer Bekanntschaft hatte ich erhebliche Schwierigkeiten wegen seiner manchmal etwas ruppigen Art. In der Gastronomie herrscht nämlich zuweilen – gerade in den Küchen – ein sehr rauer Umgangston, welchen Enki nach Feierabend selten los wird. Aber in Wahrheit ist der Mann lammfromm und ein wenig wie ein Entrecôte persillée. Steaks dieser Sorte muss man kräftig und lange kauen (sie sind sehr durchwachsen), weiß sie aber am Ende wegen ihres außergewöhnlich guten Geschmacks zu schätzen.
    Man sollte darüber hinaus wissen, dass das Verhältnis von Birgit und mir stets sehr innig war. Zumal ich nach dem Tod unserer Eltern – bis zum Erreichen der Volljährigkeit – bei ihr aufgewachsen war. Trotz eines recht hohen Altersunterschiedes von elf Jahren passt kaum ein Blatt Papier zwischen uns.
    Enki hat – so am Rande erwähnt – bedauerlicherweise einen sehr offensichtlichen Makel. Und eh man es behaupten könnte: Dieser Makel ist nicht der Umstand, dass er keinen deutschen Pass besitzt. Gott bewahre – nein! Ich bin liberaler Alt-Grüner. Er hat eine viel schlimmere Leiche im Keller. Eine sehr schreckliche und vielleicht ansteckende Krankheit: Er ist riesiger Fan vom FC Bayern München. Und das, wo ich dem BVB Treue geschworen habe. Welch ein Schock, als ich davon erfahren musste.
    Aber jede Familie hat nun einmal ein rotes Schaf!
    Ein flüchtiger Blick auf die Uhr verrät mir, dass es nun wirklich Zeit für die gemütliche Heia ist. Bevor ich aber ins Bett krieche, staube ich schnell meine Sammlung Cola-Dosen aus den 80er und 90er Jahren ab. Natürlich sind alle Dosen in ihrem Originalzustand – ungeöffnet –, um den Wert nicht zu mindern. Für den passionierten Sammler eine Selbstverständlichkeit. Zum guten Schluss platziere ich die heiß begehrten Sammlerobjekte wieder in ihren Vitrinen und lege mich alleine und einsam – sehr einsam – ins kalte Bett.
    Gedankenfetzen schwirren durch mein Hirn.
    Morgen ist Putztag, denke ich fröhlich.
    Ein sehr trauriger Höhepunkt der Woche. Auf diese Weise kann ich nicht nur meinem übersteigerten Hygienewahn und den Anfängen einer Zwangsneurose Tribut zollen, sondern auch noch Badezimmerarmaturen und sonstige glatte Oberflächen derart auf Hochglanz polieren, dass sie als zusätzliche Spiegel in der Wohnung zu verwenden sind.
    Mein Kopf wird nun stetig schwerer und meine Gedanken wirrer.
    Essigreiniger muss ich noch besorgen. Und … gähn  … Chips … morgen ist schließlich auch unser TV-Serienabend. Essig…rein…iger. Oh! Moss Man und ich haben ja morgen … unseren Feiertag . Eva … hast du den Apfel der Erkenntnis?
    Unter dem monotonen Surren der Neonreklame eines benachbarten Sexshops schlafe ich schließlich ein.
    Apropos Sex!
    Wilde Träume bestimmen meine REM-Phase, wobei man übrigens bemerken sollte, dass die Musik der fast gleichnamigen Band aus Atlanta nicht wild, sondern eher ruhiger akustischer Natur ist. Aber zurück zu meinem nächtlichen Kopfkino.
    In heftigen Schwarz-Weiß-Bildern sehe ich vor mir seltsame Fratzen eines Monsters: teils Hund – teils Frau. Blonde Haare wachsen dem damenbärtigen Zwitterwesen aus dem Kopf. Auf dem Hintern hat die sächsische Sphinx ein Brandmal mit dem Logo der Kölner Fachhochschule. Gelbe Zähne wollen sich gewaltvoll in meinen Unterarm graben. In großer Distanz höre ich die Worte: Berner Sennenhund !

Viertes Kapitel

    Der Tag des schlechten Scherzes

    Der feuchtwarme Regenschauer in der Frühe des darauf folgenden Tages hilft mir nicht nur mein Haupthaar zu waschen, sondern lässt mich allerlei Lehren aus den letzten 24 Stunden ziehen.
    Lehre Numero eins: Versuche niemals wieder, lediglich mit einer Unterhose bekleidet und einem Topf heißer Ravioli bewaffnet, dein Wohnzimmer als One-Man-Strip-Show zu benutzen! Mustafa und Aische werden sich weiterhin wochenlang Bilder des Grauens bieten, da meine weiße Kunstledercouch sowie mein PVC-Boden in Holzdielen-Optik aussehen, als ob ich eine ganze Familie mit einer Axt gemeuchelt hätte. Wäre ich an der Stelle meiner Nachbarn, würde ich dazu verleitet sein, wie einst James Stewart in Das Fenster zum Hof , die Polizei zu rufen.
    Lehre Numero zwei A: Der Umstand, dass ich durch mein Ravioli-Missgeschick versucht habe, meine primären Geschlechtsmerkmale zu kochen, lässt mich heute so

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