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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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Starnberg.«
    »Vielleicht haben die beiden ja telefoniert?«
    »Ihr Freund sagt, er hätte sie gegen sieben angerufen, also vier Stunden vor ihrem Tod, und sie darauf vorbereitet, dass es an diesem Abend später würde.«
    »Vielleicht hat sie sich in etwas hineingesteigert. Tatsächliche Wahrnehmung und reine Vorstellung lösen fast identische Gehirnaktivitäten aus.«
    »Heißt das«, fragte Wondrak nach, »dass es egal ist, ob man sich eine Gefahr einbildet oder ob sie tatsächlich besteht, die Angst bleibt dieselbe?«
    »Genau so ist es. Allerdings ist mir kein Fall bekannt, in dem jemand vor Angst gestorben wäre. Aber ich würde mir die Tote trotzdem gern ansehen. Der Fall ist wissenschaftlich gesehen zu interessant, vielleicht entdeckt unser MRT ja noch etwas, wir haben den neuesten Magnetresonanztomografen, eine Super-Röhre, davon gibt’s im Moment nur drei auf der Welt. Aber lassen Sie mich die Erwartungen gleich dämpfen. Selbst wenn wir den Beweis für einen Infarkt der Spiegelneuronen fänden, würde das noch lange keine Anklage rechtfertigen. Die Untersuchung hätte reine Forschungszwecke. Wollen Sie das mit der Familie der Toten besprechen, oder soll ich das machen? Den Transport hin und zurück würden selbstverständlich wir übernehmen.«
    »Das Ergebnis würde Furore machen«, erklärte Wondrak.
    »Inwiefern?«
    »Wenn Sie im Gehirn von Selena Artic den Beweis für einen Kollaps der Spiegelneuronen fänden, hätten Sie dadurch den wissenschaftlichen Beweis erbracht, dass die Seele nicht im Herzen sitzt, sondern im Gehirn.«
    In Hannover wurde kurz nachgedacht. Dann sagte Professor Toplitz: »Sie sind ein Philosoph, Herr Kommissar!«
    Als Wondrak am späten Vormittag in sein Büro kam, lag die Fürstenfeldbrucker Ausgabe der ›Süddeutschen Zeitung‹ auf seinem Tisch, der Fall Clara Braunstätter war die Aufmacherstory. Nun hatte die junge Reporterin also ihre Geschichte, Wondrak sollte es recht sein. Das Leben war ein Geben und Nehmen. Nur seinem Chef war es nicht recht. Mit einem kleinen, leuchtend gelben Zettel bekundete er sein Missfallen: ›Wondrak, bitte kommen! Norbert‹.
    Nachdem er den Artikel gelesen und für gut befunden hatte, besuchte Wondrak Stürmer.
    Betont ruhig stellte der fest: »Wie ich aus der Zeitung erfahre, kommt ihr im Fall Clara Braunstätter nicht besonders gut voran. Der Entführer hat sich mit ihr abgesetzt?«
    »Wir waren einen halben Tag zu spät. Aber immerhin kennen wir jetzt den Entführer beim Namen, er hat keine einschlägige kriminelle Karriere absolviert, wir gehen davon aus, dass das Opfer noch lebt und dass wir den Mann, er heißt Hubert Wallberg, bald haben.«
    Wondrak kannte Stürmer gut, er wusste, dass die Ruhe vor dem Sturm gleich von einem Donnerwetter abgelöst würde. Norbert Stürmer blätterte die Zeitung auf und da war es, das große Bild von Wondrak, Weißenbacher und Hofer, und darüber die Schlagzeile:
      ›CDU, der Club der Unzufriedenen.
    Drei Brucker Bürger
    als Glücksbringer von Bruck‹.
    Wondrak hatte völlig verdrängt, dass Stürmer in Fürstenfeldbruck CSU-Mitglied war. »Sehe ich das richtig, Wondrak? Während du und deine unzufriedenen Freunde der Presse eine Audienz geben, um das Ansehen unserer christlichen Mutterpartei ins Lächerliche zu ziehen, hat der Entführer alle Zeit der Welt, um mit seinem Opfer zu türmen?«
    »Nein, die waren schon weg«, entgegnete Wondrak, doch sehr überzeugend klang er nicht, schließlich merkte er, dass sich nun mit hoher Geschwindigkeit der nächste Klops näherte.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich hab’ das Haus observieren lassen.«
    »Von wem?«
    »Einer Kollegin.«
    »Kollegin? Die Dienstpläne sagen aber nichts davon.«
    Achtung, Wondrak, gleich schlägt der Klops ein!
    »Einer angehenden Kollegin.«
    »Wie bitte? Eine Studentin aus der Fachhochschule? Sag mal, bist du noch ganz gescheit? Das ist keine Kollegin, das ist eine Schutzbefohlene!«
    »Aber sie ist eine sehr gute Schutzbefohlene. Meine Leute waren bereits zweimal an dieser Tür gewesen und hatten kein bisschen bemerkt. Sandra Inninger ist als Einzige auf die Idee gekommen, eine Nachbarin zu befragen. Und – Volltreffer!«
    »Deine Ergebnisse rechtfertigen keineswegs deine Mittel, Wondrak! Nicht diese kümmerlichen Ergebnisse! Wir haben gar nichts. Außer ein paar Fetzen Zeitungspapier. Außerdem möchte ich nie wieder aus der Zeitung informiert werden, sondern vorab die Pressemeldung bekommen.«
    »Die hat dir der

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