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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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CSU im Besonderen.«
    Mit gespielter Bescheidenheit antwortete Hofer: »Wir sind doch keine deutschlandweite Bewegung. Nicht einmal eine bayernweite. Wir wollen nur hier in Fürstenfeldbruck sein. Und hier gibt es weit und breit nichts, was sich CDU nennt.«
    Die drei schreibenden Damen konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nun fragte die Journalistin von der Augsburger Allgemeinen: »Mir kommt Ihr Club der Unzufriedenen vor wie eine Selbsthilfegruppe der Frustrierten. Ist Ihre CDU nicht einfach nur ein Stammtisch der Enttäuschten, an dem jeder herummeckern darf? Oder ist es mehr eine Werbeaktion für Ihr Café Maschine?«
    Hofer räusperte sich: »Also einen gewissen Werbeeffekt erhoffe ich mir schon für mein Café. Aber wenn ich davon einen Vorteil haben sollte, wird der dadurch mehr als wettgemacht, dass ich den Kaffee am 14. September verschenke. An dem Tag ist bei mir alles umsonst. Und als Mecker-Stammtisch sehe ich uns nicht. Außer am heutigen Tag werden wir nicht über Unzufriedenheit reden. Sondern etwas dagegen tun. Wer sich nur beklagen will, ist bei uns verkehrt. Wer mithelfen will, dagegen anzugehen, ist herzlich willkommen.«
    Die Vertreterin der ›Süddeutschen Zeitung‹ meldete sich zu Wort. »Herr Wondrak. Bezieht sich Ihre persönliche Unzufriedenheit vielleicht auch auf die Tatsache, dass Sie in der Vermisstensache Clara Braunstätter nicht weiterkommen?«
    Nanu, woher wusste die nun davon?
    Und was nun?
    Am besten Strategie Stürmer, also alles abstreiten und nur zugeben, was die Presse ohnehin längst weiß.
    »Nun ja, es geht wohl jedem Kriminalbeamten so, dass er erst dann zufrieden ist, wenn ein Fall abgeschlossen ist. Und das ist hier leider noch nicht der Fall. Sobald wir mehr wissen, werden wir es Sie natürlich wissen lassen.«
    »Aber wäre es nicht besser«, bohrte die Journalistin nach, »wir würden ein Foto der Vermissten veröffentlichen und die Bevölkerung bitten, bei der Suche mitzuhelfen?«
    »Glauben Sie mir, wir haben darüber diskutiert. Aber aus verschiedenen Gründen erschien es uns besser, das vorerst nicht zu tun.«
    »Weil Sie das Leben von Frau Braunstätter nicht gefährden wollen?«
    »Herrschaftszeiten, ich rede mich hier um Kopf und Kragen. Wenn Sie weitere Fragen zu diesem Fall haben, wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle. Und außerdem ist das hier ja eine CDU-Veranstaltung, keine Kripo-Pressekonferenz.« Wondrak stockte. »Machen wir es so: Sie berichten wohlwollend über uns, und ich halte Sie dafür auf dem Laufenden, was Clara Braunstätter angeht, okay?«
    Wondrak sammelte die Visitenkarten ein und verabschiedete sich. Es waren noch fünf Minuten bis zum Einsatz.
    »Soll ich Sie mitnehmen?«, fragte Saskia Braun, die Reporterin der ›Süddeutschen Zeitung‹.
    »Nur wenn Sie mir versprechen, dass Sie nicht fotografieren, und dass Sie für sich behalten, was Sie gleich sehen. Wie sind Sie überhaupt auf die Spur von Clara Braunstätter gekommen?«
    »Glück! Ich bin mit einem der Leute verheiratet, die Sie befragt haben. Und in der Redaktion ist im Moment so tote Hose, da könnten wir eine gute Geschichte brauchen.«
    »Es gibt keine gute Geschichte, Saskia. Im Moment noch nicht.«
    »Also gut, ich halte dicht. Im Moment noch.« Saskia Braun wusste, dass sie mit Wondrak in einem Boot saß. Er deutete an den Straßenrand.
    »Bitte lassen Sie mich hier raus. Ich rate Ihnen, wegzufahren. Wenn Sie das nicht tun, dann parken Sie besser hier und bleiben im Auto. Wenn Schüsse fallen, gehen Sie in Deckung. Und wenn Sie ums Leben kommen, ist das Ihre Schuld, nicht meine, ich hab’ Sie gewarnt.«
    Wondrak stieg aus dem Wagen von Saskia Braun und setzte sich zu Sandra Inninger. »Na, alles klar bis jetzt?« Er griff ins Handschuhfach und holte seine P7 von Heckler & Koch heraus.
    »Was, Sie lassen mich mit Ihrer Dienstwaffe allein?«
    Wondrak ging gar nicht darauf ein. »Leider hab’ ich keine zwei davon, sonst würde ich Ihnen eine davon geben. Bleiben Sie bitte im Auto. Und wenn Schüsse fallen, gehen Sie in Deckung!«
    Zwei silberne Kleintransporter fuhren vor. Wondrak blickte auf seine Uhr. 15 Sekunden vor sechs. Sandra und Saskia staunten, wie unspektakulär alles vor sich ging. Die Truppe rannte in Wallbergs Haus, als würde die Haustür offen stehen.
    Zwei Minuten vergingen. Sandras Augen brannten, sie traute sich nicht einmal zu zwinkern, aus Angst, etwas zu versäumen. Dann traten zwei SEK-Männer aus dem Haus und öffneten die Schiebetüren

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